Liebe auf Sprachbefehl: Wie gefühlsecht ist Künstliche Intelligenz?

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Moderator/in
Jens Wolters
Moderator Jens Wolters aus dem SWR1 Team moderiert regelmäßig die Sendung SWR1 Leute mit spannenden und interessanten Gästen
Onlinefassung
Jörg Witzsch
Redakteur Jörg Witzsch aus dem SWR1 Team behält den Überblick in der SWR1 Online-Redaktion.

Die Eine liebt ihr Auto, der Andere seinen Grill. Aber kann es echte Liebe zwischen Mensch und Maschine geben? Dieser Frage geht die Ethik-Professorin Eva Weber-Guskar nach.

Ein Japaner, der eine Figur aus einem Computerspiel geheiratet hat, eine spanische Künstlerin, die ein KI generiertes Hologramm heiraten wollte – zwei Beispiele, mit der Eva Weber-Guskar illustriert, wie weit künstliche Intelligenz in unser Beziehungsleben schon eingedrungen ist. "Emotionale KI" nennt sie das.

Für eine Freundschaft braucht es Gefühle auf beiden Seiten. Das ist auf absehbare Zeit mit KI-Systemen nicht möglich.

Vorgespielte Liebe und Zuneigung: die KI als "Partner:in"

Künstliche Intelligenz könne nicht wirklich fühlen, könne keine echten Emotionen haben. Aber sie kann, so Weber Guskar:

  • Stimulieren (erzeugen von Gefühlen beim Menschen)
  • Erfassen (von Emotionen beim Menschen)
  • Simulieren (Emotionen vorspielen)

Der Mensch habe dann entweder die Illusion, ein echtes Gegenüber vor sich zu haben oder aber er entwickelt eine Art "fiktionale Beziehung".

Das ist kein Problem, wenn es sich in Grenzen hält. So wie andere Computerspiele spielen oder ähnliches. Aber es hat seine Gefahren bei ständiger Nutzung, weil man dann die Grenze zwischen Realität und Fiktion verschwimmen lässt.

Das kann emotionale KI schon jetzt

Eva Weber-Guskar erzählt in SWR1 Leute vom Chatbot "Replika", einem der bekanntesten "sozialen Chatbots". Dieser Bot baue eine Art persönliche Beziehung auf.  

Es gibt Extremsituationen, in denen soziale Chatbots helfen können. Aber man muss immer beachten, dass es eine Ergänzung, aber nicht das Ersetzen von anderen Menschen sein kann.

In der Pflege könnten KI-Systeme zur Unterhaltung, Ablenkung oder Animation dienen. Aber nicht eingesetzt werden sollten sie, da ist Eva Weber-Guskar ganz klar in ihrer Bewertung, für die eigentliche Pflege: Dort gehe es um Hin- und Zuwendung zum Menschen, das könne keine KI bieten.

Ethik und künstliche Intelligenz: nicht alles darf erlaubt sein

Als Ethik-Professorin beschäftigt sich Eva Weber-Guskar auch mit den Grenzen von KI. Ihr sei es, so sagt sie in SWR1 Leute, weniger wichtig, was technisch möglich ist. Für sie stelle sich vielmehr die Frage, was noch erlaubt ist, welche Grenzen die Gesellschaft der KI setzen sollte.

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Leute SWR1 Baden-Württemberg

Ich sehe keine guten Gründe, warum wir Maschinen entwickeln sollten, die Bewusstsein, Emotionen und Gefühle haben. Denn wenn wir Maschinen Gefühle geben, dann heißt das, sie können nicht nur Angenehmes, sondern auch Unangenehmes erfahren. Also nicht nur Freude, sondern auch Leid. Das heißt, wir würden neue Wesen in die Welt bringen, die Leid erfahren können.

Damit würde man Hybridwesen erschaffen, mit denen umzugehen sehr komplex werden würde. Deshalb warnt Eva Weber-Guskar auch davor, eine Grenze zu überschreiten und hat sich bereits für ein Verbot empfindungsfähiger Maschinen ausgesprochen. 

Heidelberg

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