Gespräch

„Nai hämmer gsait!“ Wie der Protest gegen das AKW Wyhl die Bundesrepublik veränderte

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„Wyhl steht für die Lernkurve der deutschen Demokratie“, sagt der Historiker Frank Uekötter. Vor 50 Jahren besetzten Freiburger Studierende, Winzer und Bauern aus dem Kaiserstuhl den Bauplatz für das geplante AKW an der französischen Grenze. Neun Monate dauerte die Besetzung, aber erst nach 20 Jahren gab die Landesregierung das AKW endgültig auf.

Ein Erfolg demokratischen Protests, aber für alle Beteiligten ein Lernprozess, so Uekötter. Für die Landespolitik, die erst langsam verstand, dass sie nicht über die Köpfe der Bürgerinnen und Bürger hinweg entscheiden konnte. Und für die Protestierenden, die sich selbst zu Expertinnen und Experten in Sachen Atomkraft und Planungsrecht ausbildeten. Für die Region selbst gehört der Mythos Wyhl mittlerweile Teil der Identität, für die Bundesrepublik waren die Proteste der Anfang der Anti-AKW-Bewegung.

Frank Uekötter gießt aber auch etwas Wasser in den Wein: Das „Nein“ zu Wyhl habe aber auch deshalb so gut funktioniert, weil die Atomkraftwerke dann letztlich woanders gebaut worden seien.

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Das Interview führte
Pia Masurczak
Pia Florence Masurczak
Interview mit
Frank Uekötter