Janine Dudenhöffer kommt aus der Südpfalz und lebt heute in Berlin. Die nachhaltige Stylistin und Modefachfrau berät Menschen bei der Wahl ihrer Kleidung. Die sollen nicht nur passen und den eigenen Stil unterstreichen, sondern auch fair und nachhaltig produziert sein soll. Gerade erst hat sie ein Fotoshooting mit Politikerinnen im Berliner Bundestag begleitet.
Die eine ganz in Rot, die andere ganz in Weiß. Es war eine modische Solidaritätsbekundung, als Annalena Baerbock und die EU-Außenbeauftragte, Kaja Kallas vor ein paar Tagen in den Farben Kanadas, beim G7-Treffen in Kanada aufgetreten sind.
Als Politikerin setzt Annalena Baerbock mit ihrer Kleidung öfter ein Zeichen, etwa auch beim ersten Treffen mit dem neuen syrischen Machthaber, da erschien sie in Weiß und sehr leger. Weiß steht in arabischen Ländern für Frieden und leger kam Baerbock, weil sie den Besuch nicht formell aufwerten wollte.

Nachhaltige Kleidung, die den eigenen Stil unterstreicht
Was die meisten von uns ihren Kleidungsstücken nicht ansehen: ob sie immer nachhaltig und fair hergestellt sind. Janine Dudenhöffer aber sieht das. Die nachhaltige Stylistin und Modefachfrau berät Menschen bei der Wahl ihrer Kleidung, die nicht nur passen und den eigenen Stil unterstreichen, sondern auch fair und nachhaltig produziert sein soll. Gerade erst hat sie ein Fotoshooting mit Politikerinnen im Berliner Bundestag begleitet.
Dabei ging es weniger um trendige Kleidung, sondern darum, das, wofür die jeweiligen Politikerinnen stehen, typgerecht zu untermauern. Wer sich für Klimaschutz und faire Löhne einsetzt, müsse das auch selbst beherzigen. Erkennen könne man das etwa daran, dass bestimmte Teile regelmäßig getragen würden. „Mit Outfits, die öfter getragen werden, die stilvoll und zeitlos sind“, sagt Janine Dudenhöffer.

Kauft nicht so viele Klamotten, tragt lieber die alten
Jedes Jahr würden weltweit 100 Milliarden Kleidungsstücke für 8 Milliarden Menschen produziert. Dieses Übermaß an Ressourcenverschwendung, Zeit- und Geldverschwendung wolle sie helfen zu vermeiden, sagt Janine Dudenhöffer über ihren Antrieb.
Sie selbst habe früher auch sehr viel konsumiert, das Umdenken sei mit der Geburt ihrer Kinder gekommen. „Ich war Trend- und Sale-addicted. In dem Jahr, als ich mich tiefer mit der Klimakrise zu beschäftigen begann, habe ich aus Schock, Scham und Schuldgefühl kein einziges Kleidungsstück gekauft!“

Trends sind nicht nachhaltig
Janine Dudenhöffer kommt aus der Südpfalz und lebt heute in Berlin. Die Kleinstadt Herxheim bei Landau sei keine Modemetropole, das Thema Kleidung habe sie aber schon immer begleitet, ihre Familie führte ein Bekleidungsgeschäft.
Janine Dudenhöffer hat in Düsseldorf Textilmanagement studiert und für Burda in Offenburg und diverse Frauenzeitschriften als Moderedakteurin gearbeitet. Etliche Stunden habe sie in Requisiten und an Shootingsets verbracht, immer auf der Jagd nach den neusten Trends. Über ihre Erfahrungen von damals sagt sie: „All das verpufft, wenn du keinen Sinn mehr darin siehst, blind Trends anzupreisen“.

Fehlkäufe durch Know-How vermeiden
Es sei nachhaltig zu wissen, was einem stehe, sagt Janine Dudenhöffer, „weil man weniger Fehlkäufe hat“. Viele Schrankleichen müssten nicht gekauft werden, wenn die eigene Linie klar sei, betont die Nachhaltigkeits-Stylistin und nennt wieder Annalena Baerbock als gutes Beispiel.
Die Politikerin habe mit Sicherheit eine Stil- und Farbberatung gemacht und wisse jetzt sehr genau, welche Outfits ihre Persönlichkeit ausdrückten. „Wenn man einmal weiß, was einem steht, hat man plötzlich nur noch Lieblingssachen im Schrank und womit man sich gut fühlt.“
Naturmaterialien, statt Plastik und Mischfasern
Sich nachhaltig zu kleiden sei kein Privileg für gut verdienende Politikerinnen. „Es ist ein Wissensprivileg, wir müssen wissen, wo bekommen wir Dinge die nachhaltig sind, auch für einen kleinen Geldbeutel. Welche Plattformen gibt es, auch welche Secondhand-Plattformen und Outlets für Fair Fashion Mode. Oder, wo kann ich das leihen? Und worauf muss ich denn achten, um wirklich ein langlebiges Teil zu haben.“

Natürlich koste Fair Fashion mehr Geld als Billigware aus Bangladesch, clever kombiniert und gepflegt würden solche Teile jahrelang halten. Ihrer Kundschaft empfiehlt die Stylistin daher auch Techniken, mit denen alte Teile neu belebt werden können. Etwa Wollrasierer, mit denen das sogenannte „Pilling“ – hartnäckige Wollfussel – einfach entfernt werden.
Als Stylistin Janine Dudenhöffer betont auch, dass man auf der einen Seite nicht für höhere Löhne demonstrieren könne und sich dann aber über den Preis eines fair produzierten Kleidungsstückes beschwere. Fair sei, „auch einmal darüber nachzudenken, dass andere auch empowert werden möchten, mit der Mode, die sie machen, in der man sich ja selber gut fühlen möchte“.

Umdenken findet statt
Laut Statista lag der Anteil der Secondhandmode am Gesamtumsatz auf dem Bekleidungsmarkt vor zehn Jahren bei sechs, sieben Prozent. Inzwischen liege man bei 14,15 Prozent. Auch das Engagement vieler großer Modeketten, sogenannte pre-loved oder pre-owned Teile und Neuware zusammen auf einer Kauffläche anzubieten, sei ein toller Fortschritt, freut sich die Stylistin. Grundsätzlich ginge es aber auch in diesem Fall darum: „Wir müssen wissen, wer wir sind, was wir haben und was wir damit machen können“.