Die Kunsthistorikerin Katharina Henkel ist seit diesem Jahr die neue Leiterin der renommierten „Internationalen Tage“ im Kunstforum Ingelheim. Anders als andere Ausstellungshäuser hat das Kunstforum Ingelheim keine eigene Sammlung. Netzwerk und Expertise der neuen Leiterin ermöglichen aber trotzdem Ausstellungen auf hohem Niveau.
Lebenslauf quer durch die Republik
Im Kunstforum des ehemaligen alten Rathauses in Ingelheim sind die Vorbereitungen für die Herbstausstellung in vollem Gange. Die Leitung der „Internationalen Tage“ in Ingelheim sei ein Höhepunkt in ihrer Karriere, sagt Katharina Henkel, die weit herumgekommen ist. Studium in Kiel und Wien, dann Jobs an der niederländischen Grenze und in Berlin, neue und alte Nationalgalerie.
Dann sei sie fachlich fremd gegangen in Stuttgart, habe ins Marketing und Sponsoring geschnuppert. „Weil ich die Leidenschaft für Pressearbeit entdeckt habe und lange Zeit diese zwei Herzen in der Brust hatte. Wissenschaftlich zu arbeiten, aber auch PR-Arbeit zu machen.“
„Kenne die Internationalen Tage seit Jahrzehnten“
Jetzt also Ingelheim, aber warum zieht es Katharina Henkel ausgerechnet in die Rotweinstadt am Rhein? „Die Internationalen Tage kenne ich schon seit Jahrzehnten. Ich habe immer schon gedacht: Was machen die für tolle Ausstellungen. Mir war nicht bewusst, dass es keine Sammlung gibt.“
Keine Sammlung im Hintergrund zu haben, ist eine besondere Herausforderung. Denn Katharina Henkel kann keine Gegenleihgaben versprechen. Trotzdem konnte sie aufgrund ihres Netzwerkes auf mehr Exponate zugreifen, als sie am Ende benötigte.
Ihre erste eigene Ausstellung in diesem Jahr, „Home Sweet Home“, brachte gute Besucherzahlen und Katharina Henkel schätzt das Ingelheimer Publikum: „Ich war überwältigt. Es war ganz reizend, wenn die Besucher mich angesprochen haben – dass da keine Scheu bestand. Ich glaube, das ist ein Kleinstadtphänomen.“
Leihanfragen brauchen ihre Zeit
Katharina Henkel folgt bei der Wahl ihrer Themen der Lust und Leidenschaft, sagt sie. Manchmal trage sie einen Gedanken jahrelang mit sich herum, bevor daraus eine Ausstellung wird.
Wichtig sei ihr in Ingelheim grundsätzlich, dass auch der Anteil der ausgestellten Künstlerinnen größer werde. Zwischen den Ausstellungen liegen einige Monate.
Der Abstand sei auch nötig, sagt Katharina Henkel: „Das hat einen langen Vorlauf. Das Minimum bei einer Leihanfrage liegt bei sechs Monaten. Die Privatsammler sind sportlicher unterwegs, aber in den Museen durchläuft das viele Instanzen.“
„Ich bin künstlerisch vollkommen unbegabt“
Für die Kunst interessiert sich Katharina Henkel schon seit ihrer Schulzeit, aber selbst Künstlerin zu werden, war für sie keine Option: „Ich bin künstlerisch vollkommen unbegabt. Ich sage immer, ich bin auf dem Stand einer Zehnjährigen, was zeichnen und malen betrifft. Ich bin dann in der Kunstgeschichte hängen geblieben.
Privat kann sie Beruf und Hobby schwer voneinander trennen. Doch vollgepackte Kulturprogramme seien heute nicht mehr ihr Ding. „Je älter ich werde, um so leichter kann ich sagen: Nein, an der Kirche oder Ruine gehe ich gelassen vorbei. Entweder ich komme nochmal hierher und wenn nicht, dann sterbe ich trotzdem glücklich.“
Neue Ausstellung ab September
Die Vorbereitungen für die nächste Ausstellung, „Frösche, Feuer, Finsternis“, die noch im September beginnt, sind in vollem Gange.
Es geht um einen Radierzyklus über die zehn Plagen aus dem Alten Testament von Jan Leuken. „Wir haben zehn zeichnende Künstler*innen eingeladen, eigene Werke dazu zu zeichnen. Und mit zehn lebenden Künstlern habe ich auch noch nie zusammen gearbeitet."