Rheingold im Tatort

Schatzsuche am Rhein: Wo liegt der Hort der Nibelungen?

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Dominic Konrad
Dominic Konrad, Autor und Redakteur bei SWR Kultur und SWR Musik

Mindestens so sagenhaft wie der „Schatz des Priamos“ und genauso unauffindbar wie das Bernsteinzimmer: Der Nibelungenhort beschäftigt Schatzsucher und Archäologen bis heute. Nun wird das sagenhafte Rheingold auch im neuen Ludwigshafener „Tatort“ zum Gegenstand der Ermittlungen von Odenthal und Stern. Wo soll der Sagenhort liegen? Und was kann uns der 2013 gefundene Rülzheimer „Barbarenschatz“ sagen?

Nibelungen
Hagen von Tronje versenkt den Nibelungenhort in den Fluten des Rheins. An der Wormser Rheinpromenade erinnert eine Statue an das Verschwinden des legendären Rheingolds.

Versenkt, um die Burgunden zu retten

Am Wormser Rheinufer steht die Statue von Hagen von Tronje, die Augen fest auf den Fluss gerichtet. Er hebt einen goldbeladenen Schild über die Schulter und ist bereit, den Schatz in den Fluten zu versenken. Die Nibelungen sind allgegenwärtig in der Domstadt – und mit ihnen ihr Schatz, das sagenumwobene Rheingold.

Siegfried, der Drachentöter, soll den Nibelungenschatz von den Zwergen gestohlen haben und wirbt mit den Reichtümern um die Hand der Königsschwester Kriemhild. Nach seiner Ermordung schwört diese, über den Leichnam ihres Mannes gebeugt, bittere Rache gegen seinen Mörder Hagen und seine Komplizen, ihre Brüder.

Nibelungen: Siegfried badet im Drachenblut
Durch ein Bad im Blut des Drachen wird Siegfried unverwundbar. Nur an einer Stelle zwischen den Schulterblättern, wo ein Lindenblatt hinfällt, kann er getötet werden.

Damit Kriemhild keine Armee aufbauen und gegen Worms ziehen kann, versenkt Hagen den Schatz kurzerhand im Rhein. Wo, das weiß heute keiner.

Dabei findet sich im mittelhochdeutschen „Nibelungenlied“ ein Indiz über den Ort, wo sich der sagenhafte Hort befinden soll:

„er sanctẹ in dâ ze Lôche / allen in den Rîn.“
(Er versenkte ihn da bei Lôche vollständig in den Rhein)

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Viele Orte kommen als Fundort infrage

Wo „ze Lôche“ sein soll, das beschäftigt die Nibelungenforschung seit dem frühen 19. Jahrhundert. Schon damals wird Lochheim am Rhein als möglicher Ort identifiziert. Die Siedlung wird erstmals um 770 in Urkunden aus der Regierungszeit Karls des Großen erwähnt und soll nahe der heutigen Gemeinde Biebesheim in Hessen gelegen haben, 20 Kilometer flussabwärts von Worms.

Doch gefunden wurde dort, wo man das mittelalterliche Lochheim vermutet, nie etwas. Auch andere Orte entlang des Rheins könnte das „Nibelungenlied“ meinen: das hessische Gernsheim, der Wormser Stadtteil Ibersheim oder Niefernheim, 17 km westlich vom Rhein am Zufluss Pfrimm, werden als mögliche Schatzorte gehandelt.

Tatort-Kritik Ludwigshafen „Gold“: Der Forscher und sein Assistent stapfen durch einen Wald. Der Assistent trägt viel Gepäck mit sich.
Sind im pfälzischen Deidesheim uralte Goldfunde zu erwarten? Nibelungenforscher Albert Dürr (Heino Ferch) sucht im „Tatort“ nach Spuren.

Der Nibelungen-Dichter: keine verlässliche Quelle

Bei allen Theorien stellt sich unweigerlich die Frage: Kann das „Nibelungenlied“ überhaupt einen konkreten Hinweis geben auf den Verbleib des Schatzes?

Als historische Grundlage für die Sage gilt der Fall des Burgunderreichs im Jahr 436, in der Zeit der sogenannten Völkerwanderung. Der weströmische Feldherr Flavius Aetius zieht gegen den Burgundenkönig Gundahar – den Gunther der Sage – in die Schlacht und siegt mit der Unterstützung hunnischer Streitkräfte aus dem Gefolge Attilas. Der Hunnenkönig wird im „Nibelungenlied“ zu Etzel, Kriemhilds zweitem Ehemann.

Das mittelhochdeutsche Epos wird allerdings erst Anfang des 13. Jahrhunderts niedergeschrieben, mehr als 700 Jahre später. In dieser Zeit verbreitet sich der Sagenstoff in der nordischen Welt, bis hin nach Island. Ob also vom Nibelungen-Dichter, dessen Identität wir nicht kennen, überhaupt eine zutreffende Ortsangabe erwartet werden kann? Vermutlich eher nicht.

Der Ludwigshafener „Tatort“ lässt musikalisch auch Wagners Ring anklingen

Auch die Nazis suchten den Sagenschatz

Generation um Generation suchen Glücksritter weiter. Einer der spektakulärsten Einsätze erfolgt dabei unter den Nazionalsozialisten: Zwischen 1939 bis 1943 sucht das Projekt „Rheingold“ mit einem Schwimmbagger den Oberrhein nach Goldvorkommen ab.

Nur 300 Gramm Gold werden in vier Jahren zu Tage gefördert. Ein Zehntel davon landet schließlich, ganz nach Wagnerschem Vorbild, in einem „Nibelungenring“ für Herrmann Göring.

Sensationsfund: der Barbarenschatz von Rülzheim

Liegt das Gold der Nibelungen in der Pfalz?

Wie der sagenumwobene Schatz ausgesehen haben könnte, lässt 2013 ein sensationeller Fund bei Rülzheim in der Pfalz erahnen. Im Internet entdecken Fahnder Videos, in denen ein Sondengänger Stücke eines spätrömischen Schatzes präsentiert. Die Antiquitäten werden sichergestellt und lagern heute im Historischen Museum Speyer.

Unter den Fundstücken: ein Silberteller, eine Silberschale, ein prunkvoller Reisestuhl und goldene Zierplatten. Die Stücke werden in die Mitte des 5. Jahrhunderts datiert, in die Zeit des Falls des Burgundenreichs. Stilistisch variieren die Funde zwischen ostgermanisch-hunnischen und römischen Einflüssen.

Handelt es sich beim sogenannten „Barbarenschatz von Rülzheim“ womöglich um das legendäre Nibelungengold? Niemand wird das jemals mit Sicherheit sagen können. Die Suche nach dem sagenumwobenen Schatz geht also weiter.

Tatort „Gold“, am 3. September im Ersten und der ARD Mediathek

Der Nibelungen-Tatort

Film Tatort „Gold“: Gelungener Mix aus Nibelungen-Sage und Sonntagabend-Krimi

Der Nibelungenmythos fasziniert seit über 800 Jahre: Liebe und Macht, Helden, Götter und ein mysteriöser Schatz. Das beschäftigt nicht nur die jährlichen Nibelungefestspiele in Worms sondern auch jede Neuinszenierung von Richard Wagners „Ring des Nibelungen“. Worms und Wagner finden nun im neuen Ludwigshafen Tatort „Gold“ zusammen. Nichts für humorlose Wagner-Verehrer, statt dessen endlich mal ein leichtfüßiger Lena-Odenthal-Tatort.

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Nibelungen-Bücher

Buch-Kritik „Sexy knackige Rheintöchter-Teenies“: Prinz Rupis sexistischer „Ring“

Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ ist ein enorm komplexes Stück Opernliteratur. Der „Ring“, nacherzählt von „Prinz Rupi“, ist gespickt mit sexistischen Frauenbildern.

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Buchkritik Felicitas Hoppe – Die Nibelungen. Ein deutscher Stummfilm

Das Nibelungenlied – eine Schatzgrube, in der seit rund 700 Jahre nach seinem Entstehen immer noch geschürft wird. Das Epos um Gold, Liebe, Verrat und Mord hat auch Büchnerpreisträgerin Felicitas Hoppe zu einer Neuerzählung inspiriert. Intelligent, verspielt und mit feiner Ironie.
Rezension von Angela Gutzeit.
Fischer Verlag,256 Seiten, 22 Euro
ISBN: 978-3-10-032458-0

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