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Tatort „Gold“: Gelungener Mix aus Nibelungen-Sage und Sonntagabend-Krimi

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Karsten Umlauf

Der Nibelungenmythos fasziniert seit über 800 Jahren: Liebe und Macht, Helden, Götter und ein mysteriöser Schatz. Das beschäftigt nicht nur alljährlich Nibelungenfestspiele in Worms, sondern auch jede Neuinszenierung von Richard Wagners „Ring“. Worms und Wagner finden nun im neuen Ludwigshafen Tatort „Gold“ zusammen. Nichts für humorlose Wagner-Verehrer, stattdessen endlich mal ein leichtfüßiger Lena-Odenthal-Tatort.

Schatz der Nibelungen unter Pfälzer Reben?

Es beginnt wie im Tatort-Lehrbuch mit einem Toten in einem Pfälzer Weinberg. Damit wissen wir Zuschauenden schon, dass die besorgte ältere Dame ihren Sohn wohl ganz umsonst als vermisst melden wird. Boris Wolter heißt der Mann. Sein Hobby: Ritterspiele. Und großes Interesse an antiken Münzen.

In seinem Auto finden die Ermittlerinnen Lena Odenthal und Johanna Stern offensichtlich relativ frisch ausgegrabene Goldmünzen. Ist der Nibelungenschatz vielleicht doch keine Legende und liegt möglicherweise verbuddelt unter Pfälzer Reben?

Rheingold im Tatort Schatzsuche am Rhein: Wo liegt der Hort der Nibelungen?

Mindestens so sagenhaft wie der „Schatz des Priamos“ und genauso unauffindbar wie das Bernsteinzimmer: Der Nibelungenhort beschäftigt Schatzsucher und Archäologen bis heute. Nun wird der Sagenschatz auch im neuen Ludwigshafen-Tatort zum Gegenstand der Ermittlungen von Odenthal und Stern. Wo soll der Schatz laut Sage liegen? Und was hat der 2013 gefundene Rülzheimer „Barbarenschatz“ damit zu tun?

Opernhafte Figurenansammlung mit viel Humor

Heino Ferch spielt den etwas durchgeknallten Museumschef mit Nickelbrille und Trenchcoat als eine Art unzuverlässigen Erzähler mit komplizenhaftem Blick in die Kamera, der das Geschehen um ihn herum gerne mit einem Wagner-Zitat kommentiert – und dabei selbst natürlich auch nicht unverdächtig bleibt.

Damit reiht er sich wunderbar ein in ein ganz bewusst opernhaftes Figurenensemble mit keifenden Exfrauen, trällernden Hotelbesitzern und zwielichtigen Gold-Hehlern.

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Boris Wolter, Filialleiter bei einer Bank, hat privat eine Passion für mittelalterliche Ritterspiele. Als er vermisst wird, findet die polizeiliche Spurensicherung in seinem Gepäck sehr alte Goldmünzen. Sie sind der Anlass für ein Verbrechen? Bild in Detailansicht öffnen
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Die Spur führt in den beschaulichen Pfälzer Weinort Deidesheim und zu einem atemberaubenden Fund: Bei den Münzen handelt es sich um kostbare Goldstücke aus der Zeit der Nibelungen. Kriminaltechniker Becker (Peter Espeloer), Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) sind erstaunt. Bild in Detailansicht öffnen
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Dr. Albert Dürr (Heino Ferch) ist Kurator im Nibelungenmuseum in Worms, wo er eine Ausstellung zu Wagners „Ring des Nibelungen“ betreut. Was anfangs völlig unwahrscheinlich wirkt, wird dank seiner Expertise zur Gewissheit. Bild in Detailansicht öffnen
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Die Sage des von Hagen im Rhein versenkten mystischen Goldes wird zu neuem Leben erweckt. Bild in Detailansicht öffnen
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Johanna Stern (Lisa Bitter) kann sich nicht frei machen von der Faszination, die von den Goldfunden ausgeht. Bild in Detailansicht öffnen
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Die beiden Ermittlerinnen werden zu Jägerinnen nach dem verlorenen Schatz. Spätestens als eine zweite Leiche auftaucht, in deren Blut Spurensicherer Becker eine weitere Münze sicherstellt. Bild in Detailansicht öffnen
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Ins Blickfeld der Komissarinnen geraten verschieden Verdächtige: Susanne Bartholomae (Ulrike C. Tscharre) macht sich Sorgen um ihre Zukunft und die des Weinguts ... Bild in Detailansicht öffnen
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... Staatsanwalt Hagen Reuschlin (Hendrik Heutmann) meint es gut, aber hat sich auf einen gefährlichen Weg eingelassen … Bild in Detailansicht öffnen
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... Antiquitätenhändlerin Marie Bernard (Marie Bonnet) ist bereit, Verbrechen zu begehen, um den wertvollen alten Schmuck in ihre Hände zu bekommen ... Bild in Detailansicht öffnen
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... und Melania Wolter (Pheline Roggan, links) ist tief überzeugt, dass Susanne Bartholomae (Ulrike C. Tscharre, rechts) ihr den Mann weggenommen hat. Als großer Fan von Ritterspielen untermauert sie ihre These mit einem Schwert. Bild in Detailansicht öffnen

Vom „Rheingold“ bis zur „Götterdämmerung“ in einem Tatort

Der Tatort nutzt die Titel von Wagners Ring-Opern wie Kapitelüberschriften, vom „Rheingold“ bis zur „Götterdämmerung“, und wirft zu dramatischer Musik mit Wagner-Versatzstücken augenzwinkernd nur so um sich.

Ein raunender Albert, ein verdächtiger Hagen, die Katze Sieglinde und ein Spürhund namens Fafner und dann auch noch ein leichter Glitzer-Sound, wenn das Gold sich in den Augen spiegelt.

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Dr. Albert Dürr (Heino Ferch) ist Kurator im Nibelungenmuseum in Worms.

Weder klassischer Krimi noch Wagner-Verehrung

Das ist vielleicht nichts für humorlose Wagner-Verehrer und ganz sicher keine klassische Krimikost. Aber wie hier gerade auch zu Pfälzer Mundart die Genres gemixt werden, wie die deutschtümelnde oder auch kunstreligiöse Überhöhung der Nibelungen auf den Boden des Sonntagabend-Krimis geholt wird, das macht Laune.

Nur das Drachenblut fehlt

Der Film ist mal hemdsärmelig, mal gemäßigt respektlos, meistens toll gefilmt und insgesamt sehr liebevoll gemacht. Ausnahmsweise und endlich mal ein leichtfüßiger Lena-Odenthal-Tatort.

Dabei erhebt er bei aller Spielfreude das Experiment nicht zum Selbstzweck, sondern bleibt ein Krimiplot, der einen trotzdem bis zum Schluss rätseln lässt, wer denn nun Mörder oder Mörderin ist. Mit Drachenblut hat das überraschenderweise nichts zu tun.

Trailer Tatort „Gold“, am 3.9. um 20:15 Uhr im Ersten und in der ARD Mediathek

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