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Romantische Weihnachtsfilme: Den kritischen Blick auf Rollenklischees nicht verlieren

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Interview
Eva Marburg

„Tatsächlich Liebe“, „Liebe braucht keine Ferien“, „Bridget Jones“: Gerne stehen solche romantischen Komödien auf dem Weihnachtsfernsehprogramm. So sehr wir sie lieben, so unverhohlen werden in diesen Filmen klassische Rollenmuster reproduziert. Die Journalistin und Autorin Rebekka Endler meint: „Es ist ok, das zu genießen. Trotzdem sollten wir den kritischen Blick auf die Romantikverpackungen unserer Kultur nicht vergessen.“

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Sehr einfaches Verständnis von heterosexueller Liebe

Zum Fest der Liebe wird vielfach und in endlosen Variationen das immer gleiche Muster von und über die Liebe erzählt. Meist ist es die „Mann-trifft-Frau-Story“ mit Kuss und Hochzeit als Happy End. Darin, so Rebekka Enler steckt ein „sehr einfaches Verständnis einer heterosexuellen Liebe zwischen einem Mann und einer Frau, in der die Betroffenen erst dann zu ihrem vollen Selbst kommen, wenn sie den perfekten Partner fürs Leben finden.“

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Der Mann ist das Maß aller Dinge. Im wahrsten Sinne des Wortes und in fast allen Lebensbereichen. Bis heute. 

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Schön, weiß, reich – Romantische Komödien leben von stereotypen Figuren

Das Figurenpersonal der sehr beliebten Weihnachtsfilme setzt sich meist zusammen aus normschönen, weißen und reichen Menschen, die in tollen Häusern zwar das ein oder andere Hindernis überwinden müssen, aber dann glücklich zusammenkommen.

Der Status zwischen den Geschlechtern ist ziemlich klar. Der Mann – ob, wie etwa im Episodenfilm „Tatsächlich Liebe“ Premierminister, Chef oder Autorengenie – steht über der Frau. Selbst in den Fällen, in denen die Frau vom Ehemann betrogen wird, gilt es als ihre Aufgabe, zu verzeihen, um den Weihnachtsfrieden zu retten.

... wir wissen, dass Weihnachten eine extrem kritische Zeit ist, gerade was Gewalt gegen Frauen angeht. Die Frauenhäuser sind rund um die Weihnachtszeit komplett überfüllt.

„Aber das ist hochproblematisch“, sagt Rebekka Endler, „denn wir wissen, dass Weihnachten eine extrem kritische Zeit ist, gerade was Gewalt gegen Frauen angeht. Die Frauenhäuser sind rund um die Weihnachtszeit komplett überfüllt.“

Gewohnheit als Genuss und Entlastung

Warum auch Frauen den kritischen Blick auf die Rollenmuster der Weihnachtsfilme vernachlässigen, begründet Rebekka Enders mit dem Gewohnheitseffekt: „Das sind Filme, mit denen wir aufwachsen sind, die auch von den Fernsehsendern ständig wiederholt wurden und die uns deswegen ein Gefühl von Geborgenheit geben. Es ist eben auch schön anzuschauen, wie schöne Menschen in einer schönen Kulisse Weihnachten feiern. Dann sind wir eher bereit, die problematischen Aspekte auszublenden.“

Das Bodyshaming der Bridget Jones oder die patriarchalen Geschlechterklischees in „Liebe braucht keine Ferien“, wo die nächste Affäre mit einem Mann zur Rettung aus der Lebenskrise wird, werden einfach übersehen.

Filme wie nach Rezept

Die Dramaturgie der Filme gleiche einem Rezept, so Endler, bestehend aus sieben verschiedenen Kapiteln, die durchgespielt werden: In der Mitte gibt es immer den „Beinahekuss“ und am Ende den vollzogenen Kuss. Die Grundidee besteht darin, dass eine Frau, die uns anfangs als selbstbewusste, etwas verbissene Karrierefrau gezeigt wird, aus meist hanebüchenen Gründen aufs Land geschickt wird, wo sie dann lernen muss, klarzukommen.

Hier trifft sie meistens sofort den Mann, mit dem sie zusammenkommen wird. Am Ende lässt sie ihr Großstadtleben, ihre Karriere, alles das, was sie vorher ausgemacht hat, hinter sich, um dann in einer kleinen Bäckerei Cupcakes zu backen als Erfüllung all ihrer Wünsche.

Nicht nur die rosarote, sondern auch die kritische Brille aufesetzen

Dieser feministische Blick auf unsere liebsten Weihnachtsfilme, soll niemandem den Spaß verderben. Trotzdem plädiert Rebekka Endler dafür, „dass wir hin und wieder die Kritiker*innen-Brille aufsetzen und wahrnehmen, aus welchen Gründen das problematisch ist und warum ich mich trotzdem gut dabei fühle.“

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