2015 erregte Kolja Malik Aufsehen auf dem Festival des Deutschen Films in Ludwigshafen - mit einem 3000-Euro-Streifen. In seinem ersten Kinofilm „LASVEGAS“ erzählt er die Geschichte einer unmöglichen Liebe zwischen zwei Mittzwanzigern, die in ambitioniert inszenierten Phantasiewelten weiterlebt. Happy End oder nicht? Das überlässt Malik den Zuschauern.
Tristan verliebt sich in einen Verbrecher
Tristan hat Druck: von seinem schwerreichen Vater, der seine Traumkarriere als Modedesigner finanziert. Und von seinem Exfreund, der an dieser Karriere verdienen will. Da flattert plötzlich der vollkommen unverkrampfte Sunny in Tristans Leben.
Es ist Liebe auf den ersten Blick. Dass aus dieser Liebe nichts werden kann, ist ziemlich schnell klar, denn Sunny ist ein Mörder. Ein ziemlich verzweifelter Mörder, der sich an die Liebe klammert.
Parallelwelten entwickeln ein Eigenleben
Als Tristan den geliebten Verbrecher wild endschlossen aus seinem Leben verbannt, ist der Film noch lange nicht rum. Denn Regisseur Kolja Malik belässt es nicht bei dieser Geschichte, wie das Leben sie hätte schreiben können. Film kann so viel mehr!
Während die Realität stagniert, Sunny im Gefängnis verkümmert und Tristan versucht, sich auf seine Karriere als Modeschöpfer zu konzentrieren, tun sich bunte Parallelwelten auf. Sehnsucht, Traum, Phantasie entwickeln immer mehr Eigenleben.
Happy End oder nicht? Nur eine Frage der Wahrnehmung
Ob Happy End oder nicht? Für Kolja Malik nur eine Frage der Realitätsebene. Als Drehbuchautor kann er die Liebesgeschichte nach ihrem tragischen Ende einfach weiterspinnen.
In „LASVEGAS“ schafft Malik Bildebenen, die die Phantasie der Zuschauenden beflügeln. Sie lassen Raum, die Geschichte des Darkroom-Mörders, für die es übrigens ein reales Vorbild gab, immer wieder neu auf sich wirken.
Die Schuldfrage spielt für Malik keine Rolle
„LASVEGAS“ hinterlässt Fragen, die lange im Hintergrund des Bewusstseins bohren: Was macht jemanden zum Mörder? Wer hat das Recht, jemanden schuldig zu sprechen? Und wie wäre es, jemandem wie Sunny trotz allem sein Liebesglück zu gönnen?
„Mir war es wichtig, nicht zu werten, welche Figur gut ist und welche schlecht. Ich wollte mit Nähe rangehen“, sagt Regisseur Kolja Malik dazu.
Film voller Metaphern und Realitätsebenen
Diese Nähe transportiert Malik auch in die Bildsprache. Die Kamera klebt an den Gesichtern der Hauptdarsteller, weicht ihnen nicht von der Seite.
Dahinter wabern Hintergründe von Lichtreflexen, Farbteppichen, Negativbildern. Sich von diesen vielen Schichten aus Anspielungen, Metaphern und Realitätsebenen spontan überfordert zu fühlen, liegt nahe. Doch es lohnt sich, das alles wirken zu lassen.
Trailer zu „LASVEGAS“:
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