58 Filme nehmen in diesem Jahr an der 45. Ausgabe des Max Ophüls Preises teil. Die Themen der jungen Filmschaffenden sind in diesem Jahr vielfältig: Heimat, Kapitalismus, queere Liebe und Traumata, aber auch „Glaube und Religion sind stark vertreten“, sagt Programmleiterin Theresa Winkler.
In der Kategorie Spielfilm nehmen in diesem Jahr auch zwei SWR-Koproduktionen am Wettbewerb teil: „Jenseits der blauen Grenze“ und „Milchzähne“. Bei beiden hat jeweils eine Nachwuchs-Regisseurin Regie geführt.
Die talentierte Schwimmerin Hanna träumt in der DDR von Olympia
„Jenseits der blauen Grenze“ spielt an der Ostsee in den letzten Jahren der DDR. Die talentierte Nachwuchsschwimmerin Hanna trainiert fleißig für immer größere Meisterschaften. Denn ihr Traum ist es, irgendwann mal Olympiasiegerin zu werden.
Ihr bester Freund Andreas hingegen hat Schwierigkeiten sich einzuordnen. Er gerät ins Visier der Staatsmacht und muss schließlich in einen Jugendwerkhof, wo er „sozialistisch umerzogen“ werden soll. Hanna sorgt sich um Andreas, denn der kann sich nicht mehr fangen und stürzt immer weiter ab, bis er den Plan schmiedet, über die Ostsee nach Fehmarn und damit in den Westen zu fliehen.
Eine waghalsige Flucht aus der DDR über die Ostsee
Hanna wird schließlich vor die Entscheidung ihres Lebens gestellt: Verlässt sie ihren festen Platz in der sozialistischen Gesellschaft oder lässt sie ihren Freund allein über die Ostsee schwimmen – mit dem Wissen, dass er das ohne ihre Hilfe nicht schaffen wird. Sie entscheidet sich für ihre Freundschaft zu Andreas und lässt alles zurück – ihre Schwimmkarriere und ihre Eltern. 50 Kilometer Wasser trennen sie von der Freiheit. Und nur eine dünne, verbindende Schnur um ihr Handgelenk rettet sie vor der absoluten Einsamkeit.
Dieser waghalsige Fluchtversuch auf dem offenen Meer hat Regisseurin Sarah Neumann besonders an der Geschichte gereizt. „Das Thema Flucht ist aktuell wie nie“, sagt Neumann. Dabei werde häufig vergessen, dass Flüchtende nicht nur Menschen aus weit entfernten Ländern seien, sondern dass auch „in unseren eigenen Familien geflüchtet wurde“, so die Regisseurin.
Spielfilmdebüt „Milchzähne“mit überwiegend weiblichen Team realisiert
„Jenseits der blauen Grenze“ ist das Langspielfilmdebüt von Sarah Neumann, die an der Filmakademie Baden-Württemberg studiert. Ein weiteres Debüt ist auch die zweite SWR-Koproduktion im Wettbewerb: „Milchzähne“ ist das Spielfilmdebüt von Sophia Bösch, die diesen Film mit einem überwiegend weiblichen Team realisiert hat.
Sie arbeitete mit einer Kamerafrau, einer Editorin, einer Sounddesignerin und einer Szenenbildnerin. Auch das Drehbuch stammt von Sophia Bösch, in Zusammenarbeit mit Roman Gielke und nach einer Roman-Vorlage von Helene Bukowski.
Film über die Sehnsucht nach Zugehörigkeit
Und auch im Film selbst stehen Frauen im Mittelpunkt: Skalde ist Tochter einer Außenseiterin und musste sich daher ihren Platz in der Dorfgemeinschaft hart erkämpfen. Sie hat es geschafft, ein geachtetes Mitglied der Gesellschaft zu werden. Doch Skaldes Wunsch dazuzugehören, hat Mutter und Tochter auseinandergetrieben.
Eines Tages findet Skalde ein fremdes Kind im Wald. Um es zu retten, müssen Mutter und Tochter nach Jahren der Entfremdung zusammenhalten. Denn Skalde nimmt das Mädchen aus einem Impuls heraus mit nach Hause, obwohl die Gemeinde keine Fremden duldet. Um trotzdem ihre Position zu behalten und das Kind zu schützen, schlägt Skalde ein riskantes Geschäft vor.
Am 27. Januar wird der Max Ophüls Preis verliehen
Sechs Tage lang laufen die Wettbewerbsfilme in den Festivalkinos, bevor dann am 27. Januar die Preisverleihung stattfindet. Der Preis für den besten Spielfilm ist mit 36.000 Euro dotiert, für die beste Regie gibt es 11.000 Euro.