Eine Komödie von Regielegende Roman Polanski über Superreiche in einem Hotel – das klingt nach Tempo, Witz und Esprit. Doch „The Palace“ hat nichts davon, daran ändert auch die hochkarätige Besetzung mit Mickey Rourke, Fanny Ardant, John Cleese und Oliver Masucci nichts. Der 90-jährige Regisseur legt den schlechtesten und vermutlich auch letzten Film seiner Karriere vor.
Das Setting verspricht viel
Ein Nobelhotel in den verschneiten Schweizer Alpen. Der Hotelmanager gibt den Angestellten letzte Anweisungen für die bevorstehende Silvesterparty. Erwartet werden die Reichen und Berühmten dieser Welt, die hier mit einem rauschenden Fest das anbrechende Millennium feiern wollen. Es klingt wie das vielversprechende Szenario für eine Gesellschaftssatire über eine kaputte Elite, die mit ihrem dekadenten Lebensstil die Welt immer schneller in den Abgrund treibt.
Panoptikum exzentrischer Schießbudenfiguren
Doch Polanski verfolgt diesen Ansatz nicht weiter. Er beschränkt sich darauf, ein Panoptikum exzentrischer Schießbudenfiguren zu präsentieren. Durch die verschiedenenen Handlungsstränge stolpern unter anderem ein Starinvestor mit trumpesker Großkotz-Attitüde, jede Menge gelifteter Schreckschrauben, eine Gruppe krimineller Russen und ein greiser Multimilliardär mit seiner blutjungen Frau. Zum ersten Hochzeitstag hat er ihr einen Pinguin ins Hotel bestellt.
Eine Komödie, die nicht zündet
Der Milliardär wird das Ende seines Hochzeitstages nicht mehr erleben. Während des Geschlechtsverkehrs stirbt er. Seine Frau bleibt mit Scheidenkrampf auf seinem Gemächt stecken und muss vom Hotelmanager aus ihrer misslichen Lage befreit werden. Von diesem Kaliber sind bestürzenderweise einige der Pointen in „The Palace“. Trauriger Tiefpunkt ist neben der Sexposse die Episode über eine Adelige, die vor Sorge um ihr Kaviar fressendes Schoßhündchen vergeht, weil es im Schnee Probleme mit dem Stuhlgang hat.
Hochkarätiges Ensemble kann den Film nicht retten
Polanski hat für seinen Dreh am Originalschauplatz in den Schweizer Bergen ein hochkarätiges Ensemble versammelt: in den Hauptrollen spielen unter anderem Mickey Rourke, Fanny Ardant, John Cleese und Oliver Masucci. Doch auch diese sonst so famosen Komödianten können den Film nicht retten. Zu unausgegoren wirkt das Skript, zu lahm sind die Witze, fast nie stimmt das Timing.
In „Tanz der Vampire“ führte Polanski einst mit meisterhaftem Sinn für Situationskomik vor, wie zwei Biedermänner gegen eine blutsaugerische Aristokratie kämpfen. In „The Palace“ ist es Oliver Masucci als eilfertiger Hotelmanager, der sich gegen den Wahnsinn der Superreichen behaupten muss.
Altherrenhumor, der ins Nichts führt
Doch obwohl die Konstellation schon mit dem Kontrast zwischen geknechtetem Hotelpersonal und verwöhnten Gästen reichlich gesellschaftlichen Sprengstoff geboten hätte, nutzt Polanski nichts davon. Stattdessen erzählt er mit einer Mischung aus Pennäler- und Altherrenhumor Geschichten, die ins Nichts führen, mit Charakteren, die einen kalt lassen. „The Palace“ ist eine Komödie, die nicht zündet – blutleer und ohne jeden Biss.
Trailer „The Palace“, ab 18.1. im Kino
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