Huey Newton war eine schillernde Figur der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, der viele Menschen für sich einnehmen konnte. So auch den Hollywoodproduzenten Bert Schneider, der Newton Mitte der 1970er Jahre zur Flucht nach Kuba verhalf. Ein spektakulärer Stoff, der verfilmt werden musste.
Codename: Big Cigar
Im Jahr 1974 ist Huey P Newton vor allem eins: auf der Flucht. Als Verdächtiger in einem Mordfall und Gründer der sozialistisch geprägten Black-Panther-Party gilt er dem FBI als Staatsfeind und sucht Unterschlupf bei seinem Kumpel, dem Hollywood-Produzenten Bert Schneider.
Die Serie erzählt in vielen Rückblenden wie beharrlich sich Schneider dem meist in sanftem Singsang redenden Newton an den Hals geworfen hat und wie er dann 1974 einen Plan mit einer gefaketen Filmproduktion entwickelt hat, um Newton außer Landes nach Kuba zu bringen. Codename: Big Cigar.
Mit Funkmusik, Splitscreens und Schlaghosen verbreitet die Serie viel 1970er Retrocharme. Offensichtlich sollte die Geschichte der Black Panther nicht aus dem gönnerhaften Blickwinkel weißer Teilzeit-Revolutionäre geschildert werden. Allerdings zeigt sich auch die schwarze Community gespalten zwischen einer sozialen Bewegung und bewaffnetem Straßenkampf gegen Rassismus und Polizeigewalt.
Lovestory zwischen Filmbranche und radikalen politischen Figuren
Andre Holland spielt Huey Newton als verletzliche Figur, der die sozialrevolutionären Ideen von Che Guevara und Frantz Fanon im Hinterkopf hat, der aber durch die Verfolgung durch das FBI an den Rand der Paranoia getrieben wird. Möglicherweise ist das aus historischer Perspektive etwas zu positiv gefärbt.
Irgendwann lässt Newton dann auch eine narzisstische Ader durchscheinen. Die Beziehung zu den Filmleuten scheint zumindest ambivalent. Die Lovestory zwischen der Filmbranche, die nach Gesellschaftsveränderung gierte und radikalen politischen Figuren wie Newton bleibt faszinierend.
Die heißeste Adresse in Hollywood
Bert Schneiders Produktionsfirma war nach dem Kinoerfolg von „Easy Rider“ eine der heißesten Adressen in Hollywood. Mit der Unterstützung für Huey Newton und die Black Panther war er nicht allein: Marlon Brando, Jean Seberg, Jane Fonda, die Liste derjenigen, die bereit waren, ihre Karriere für politisches Engagement mehr oder weniger aufs Spiel zu setzen war lang. Aber das erfährt man in der Serie nur in Ansätzen.
„The Big Cigar“ scheitert an den eigenen Ansprüchen
Die verbürgte Geschichte von der Flucht nach Kuba zu Land zu Wasser und in der Luft ist verrückt genug, um guten Serienstoff herzugeben: Aber im ständigen Wechsel zwischen den Zeitebenen von 1967 bis 1974 kommt man beim Zuschauen leicht durcheinander, zumal sich die Serie zwischen Drama und Blaxploitation-Thriller mit komischen Elementen nicht so richtig entscheiden kann.
Ihr Ziel ist wohl, die politische Energie der Zeit zu beschwören und die zweischneidige Kraft Hollywoods, aus historischen Figuren mythische Helden zu machen. Aber das verliert sie in ihrer verworrenen Dramaturgie mehr und mehr aus den Augen.
Trailer „The Big Cigar“, ab 17.5. auf Apple TV+
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