Florentina Holzingers Stück „Sancta“ hat in Stuttgart Ohnmachtsanfälle im Publikum, Notarzt-Einsätze und eine Demo konservativer Katholiken ausgelöst.
Proteste gab es schon damals
Eine ironische Wendung der Operngeschichte, denn Paul Hindemiths Vorlage „Sancta Susanna“ sollte 1922 ausgerechnet in Stuttgart uraufgeführt werden.
Proteste gegen die als gotteslästerlich empfundene Handlung bis hin zu Bet-Gottesdiensten verhinderten das allerdings schon damals. Hindemith habe sich damals mit sexualisierten Inhalten als Bürgerschreck inszeniert, erklärt SWR-Opernredakteur Bernd Künzig.
Um unterdrückte Sexualität gehe es auch in Schostakowitschs Stück „Lady Macbeth von Mzensk“. Stalin fand es so fürchterlich, dass er der Zeitung „Prawda“ persönlich einen Verriss diktierte, der zur Absetzung des Werks führte.
Es gebe in der Geschichte der Opernskandale auch positive Beispiele: die Aufführung von Daniel-Francois-Esprit Aubers „Die Stumme von Portici“ in Brüssel 1830 etwa habe letztlich zur belgischen Revolution geführt.
Ein anderer großer Eklat hatte eher persönliche Gründe: als Wagner seinen „Tannhäuser“ nach Paris brachte, missachtete er eine ungeschriebene Regel: er führte das Ballett gleich zu Beginn auf und düpierte damit die Ballett-Sponsoren, die in der Regel erst zum dritten Akt in die Oper gingen, um vorher noch ausgiebig essen zu können.
Opernperformance Jubel ohne Ende: Florentina Holzinger feiert Ausnahmeerfolg mit „Sancta“ an der Staatsoper Stuttgart
In ihrer ersten Opernregie stellt die Regisseurin Florentina Holzinger die Frage nach weiblicher Sexualität innerhalb der christlichen Religion – und feiert den weiblichen Körper.
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