„Disney hat mir unrealistische Erwartungen von der Liebe gegeben“, ist sich das Theaterlabel silent ladies_ sicher. Das Stück „Feminist Dating“ fragt, wie stark wir immer noch in veralteten Geschlechterrollen verharren, wenn es um Romantik geht.
Problematische Vorstellungen von Liebe
Es braucht kaum Worte für die Liebe auf den ersten Blick. Vöglein zwitschern, das muss für immer halten. Seit mehreren Generationen prägen Disney-Filme unsere Vorstellung von romantischer Liebe.
Die und auch unser Datingverhalten nimmt sich die Theatergruppe silent ladies_ genauer vor. Denn die Zeichentrick-Liebesideale haben nicht nur nur bei kleinen Mädchen sondern auch bei erwachsenen Frauen und Männern Spuren hinterlassen.
Die Vorstellung, dass ein vergiftetes minderjähriges Mädchen von einem älteren Fremden wachgeküsst wird: In Disney´s Schneewittchen aus den 1930er Jahren vielleicht romantisch – heute problematisch.
Neue Frauenrollen fürs Theater
Hinter den silent ladies_ stecken Regisseurin Luise Leschik und Schauspielerin Dawn Robinson. Leschik störte sich bei ihrer Arbeit als Regieassistentin am Theater daran, dass es kaum zeitgemäße Frauenrollen gebe.
„Da gibt es immer nur die Variante Ehefrau, Mutter oder Love Interest von einem Typen. Irgendwelche Männer reden über Frauen, die sie heiraten wollen, die sie haben wollen“, sagt Leschik. „Ich will andere Frauenfiguren auf die Bühne bringen.“
„Feminist dating“: Stereotype Geschlechterrollen in der Liebe
In der Performance „feminist dating“ geht es um stereotype Geschlechterrollen in der Liebe, und dass unsere Vorstellung von Romantik stark patriarchal geprägt ist. Welche Erwartungen haben wir, wenn wir daten – und welche Muster haben im Liebesreigen mit Gleichberechtigung eigentlich gar nichts zu tun?
Aber die silent ladies_ nehmen sich auch andere Themen vor und werfen einen feministischen Blick darauf: Zuletzt versetzten sie Henrik Ibsens „Nora“ in die Gegenwart und verpassten dem Stoff einen queer-feministischen Anstrich.
Feminsmus und Humor
Das Label der freien Szene Stuttgart gibt es seit 2021. Die beiden Frauen von silent ladies_ entwerfen zusammen die Konzepte, schreiben gemeinsam die Texte und das immer über Themen, die ihnen zu eindimensional vorkommen.
Sie haben sich der feministischen Aufklärung verschrieben – aber ohne gehobenen Zeigefinger: „Viel läuft über Humor. Man fühlt sich nicht persönlich angegriffen, kommt aber trotzdem danach ins Grübeln“, sagt Luise Leschik.
Und so dürfen auch mal ein lebensgroßer Penis und eine Klitoris über die Bühne springen und dem gefühlt immer noch Tabuthema weiblicher Orgasmus liebevoll augenzwinkernd auf die Pelle rücken.
Selbstermächtigung auf der Theaterbühne
Die silent ladies_ suchen immer nach neuen Wegen, um sich und andere zu empowern. Egal ob sich eine Frau bewusst gegen ein Kind entscheidet – Stichwort gewählte Nicht-Mutterschaft – oder es um das Dauerthema Liebe geht.
In der Hoffnung, dass zum Beispiel Dating in Zukunft auch ohne Stereotype und starre Regeln ablaufen kann – und der Disneyprinz auch mal einen auf Prinzessin machen darf.
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