Er gilt als einer der wichtigsten Gegenwartskünstler der Welt: der inzwischen 92-jährige Gerhard Richter. Der Kunsthistoriker Uwe Schneede widmet ihm jetzt eine Monografie, die auf alle reißerischen Attribute verzichtet und eine glasklare Darstellung und Analyse seiner Malerei liefert.
Das Werkverzeichnis von Gerhard Richter besteht aus sechs Bänden mit rund viertausend Arbeiten, entstanden in einem Zeitraum von fast sechzig Jahren. Abstraktion, Fotorealismus, Farbexperimente, Computermalerei. Wie kann ein Buch ein solches Werk fassen? Zumal sich der Künstler selbst am liebsten in Schweigen hüllt.
Gerhard Richters Vagheit setzt Uwe Schneede Genauigkeit entgegen. Beim Lesen werden die inneren Zusammenhänge in dem vielgestaltigen Gesamtwerk deutlich, die Wechselbeziehung zwischen abstrakter und gegenständlicher Malerei. Das Ungewöhnliche ist, dass Richter die Formen gleichzeitig nutzt. Immer auf der Suche nach unbekannten Bildern.
Organische Darstellung disparater Werkkomplexe
Gerhard Richter, 1932 in Dresden geboren, studierte dort an der Hochschule für Bildende Künste. Er verließ die DDR 1961. Die Aktionen nach der Begegnung mit Fluxus an der Düsseldorfer Akademie, die ersten fotorealistischen Bilder, die Aufarbeitung der Familiengeschichte im Nationalsozialismus – diese sehr disparaten Werkkomplexe scheinen in dem Buch „Der unbedingte Maler“ fast organisch ineinander zu greifen. Schneede legt Wert darauf, Richters Abstraktionen von der informellen Malerei abzugrenzen:
Gerhard Richter, der skeptische Maler
Uwe Schneedes sprachliche Präzision folgt der Sinnlichkeit von Gerhard Richters Malerei. Er spricht von „Schichtungen und Häutungen“, vom „zeitwidrigen Eigensinn“ des Künstlers und bleibt auch bei Richters schwergewichtigen Themen genau. Den grabdunklen Zyklus zu den Selbstmorden der RAF-Terroristen in Stuttgart Stammheim am 18.Oktober 1977 oder den Zyklus zu Auschwitz-Birkenau, der im Reichstagsgebäude hängt, kann man als monumental empfinden. Uwe Schneede widerspricht:
Glasklare Analyse von Richters Gesamtwerk
In dem Buch begegnen sich zwei Unbestechliche. Chronologisch aufgebaut kann man den Band wie eine klassische Biografie lesen und doch ist „Der unbedingte Maler“ viel mehr. Eine glasklare Analyse des Gesamtwerks, das Gerhard Richter mit 85 Jahren für abgeschlossen erklärt hat. Und die Ehrung eines Künstlers, der sich allen Kategorien verweigert.