Die Suche nach Liebesglück und dem Sinn des Lebens - für den Film „Hannah und ihre Schwestern“ von 1986 bekam der amerikanische Regisseur und Komiker Woody Allen insgesamt drei Oscars. Das Staatstheater Mainz hat das gleichnamige Theaterstück jetzt auf die Bühne gebracht. Eine rasante Komödie, die laut, bunt und schrill daherkommt.
Soundtrack, Dekor und Kulissen im 80er-Jahre-Look
Mit der feministischen Pophymne „Sisters“ wird das Theaterstück zeitlich direkt verortet: Regisseur Christian Brey hat aus „Hannah und ihre Schwestern“ eine Achtziger-Jahre-Komödie gemacht.
Angefangen beim Soundtrack und dem Dekor der Kulissen bis hin zu den Kostümen und den üppigen Locken der drei Schwestern Hannah, Holly und Lee. Gemeinsam mit ihren betagten Eltern feiern sie Thanksgiving. Während der Familienfeier gesteht sich Hannahs Mann Elliott ein, dass er in seine Schwägerin Lee verliebt ist.
Liebessehnsucht, Hypochonder und Sinnsuche
Elliots heimliche Affäre mit seiner Schwägerin Lee ist nur ein Handlungsstrang in einem dichten Reigen aus Begehren, Täuschungen und Enttäuschungen. Alle sind getrieben von der Suche nach Liebesglück.
Und dazwischen immer wieder die bange Frage nach dem Sinn des Lebens, die sich der notorische Zweifler und Hypochonder Mickey immer wieder stellt. Mickey ist der Ex-Mann Hannahs - ein neurotischer Fernsehproduzent, der davon überzeugt ist, einen Hirntumor zu haben.
Die philosophischen Momente des Originals kommen zu kurz
Solche philosophischen Momente - ohne Zweifel das Markenzeichen Woody Allens - können in der Mainzer Inszenierung nicht lange wirken. Eine Szene jagt die nächste, ständig bekommt das Publikum neue Musik auf die Ohren, in vielen Fällen sogar live von der Bühne.
Die Drehtür spuckt immer wieder neues Personal aus, pantomimische Szenen sorgen für Abwechslung und die Pointen sitzen. Doch manche Szenen rauschen einfach durch, bleiben an der Oberfläche. Zum Beispiel, wenn die Schwestern Holly und Hannah einen tiefsitzenden Konflikt austragen.
Kurzweilige Unterhaltung, laut, bunt und schrill
Regisseur Christian Brey bleibt dicht an der Filmvorlage von Woody Allen, hat jedoch auf das Feintuning verzichtet - zum Teil tragen die Schauspielerinnen und Schauspieler viel zu dick auf. Das Ergebnis ist laut, bunt und schrill.
Für kurzweilige Unterhaltung ist in jedem Fall gesorgt, doch wirkt es, als hätte jemand den Lautstärkeregler zu weit aufgedreht. Wer die nachdenkliche Stimmung und die Verletzlichkeit der Figuren im Film mag, der wird sie hier vermissen.
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