Für die Merklingerinnen und Merklinger (Alb-Donau-Kreis) geht Heimatliebe durch den Magen. Von Generation zu Generation wird das Rezept der Merklinger Nudel, oder Nudla, weitergegeben. Geht es mal verloren, hilft ein Backkurs der Erinnerung auf die Sprünge. Und lässt das Hefegebäck neu aufleben.
Die Merklinger Nudel: keine Nudel, sondern ein Brot
Wer bei dem Namen Merklinger Nudel jetzt an Pasta denkt, der liegt falsch. Es handelt sich dabei um ein Weizenbrot in Kastenform. Damit es eine waschechte Merklinger Nudel ist, darf aber eins nicht fehlen: Schweineschmalz. Serviert wird sie entweder süß, zum Beispiel mit Marmelade oder salzig, zum Eintunken in Bratensoße.
Der neunjährige Peter steht leidenschaftlich gern mit seinem Vater in der Küche. Deshalb hat er sich zu einem Backkurs im Backhaus in Merklingen (Alb-Donau-Kreis) angemeldet. "Mich interessiert, wie man die Merklinger Nudel macht", erklärt Peter freudig während er sorgfältig die Zutaten für den Teig in einer großen Schüssel abmisst.
Insgesamt haben sich sieben Menschen für den Backkurs angemeldet. Sie alle wollen von Kursleiterin Rosemarie Salzmann lernen, wie man eine original Merklinger Nudel backt. Während die einen fleißig den Teig von Hand kneten, fetten die anderen die Backformen ein. Ein echtes Gemeinschaftsprojekt.
Geschichten rund ums Traditionsbrot
Woher die Merklinger Nudel ihren Namen hat, ist übrigens nicht bekannt. Auch Kursleiterin Rosemarie Salzmann kennt das Geheimnis nicht. Dafür aber viele andere Geschichten rund um das Brot.
Zum Beispiel diese: Früher habe der Pfarrer in Merklingen mit dem Gottesdienst nach 45 Minuten aufhören müssen. Denn die Merklingerinnen und Merklinger hatten vor der Kirche den Teig gemacht und in den Ofen geschoben. Hätte die Predigt länger gedauert, wäre das kostbare Brot verbrannt. Manche Merklinger sollen außerdem glauben, dass die Form des Brotes an den Kirchturm erinnert. Diese Theorie lässt sich aber nur mit sehr viel Phantasie bestätigen.
Merklinger Nudel weckt Erinnerungen
Viele der älteren Teilnehmer im Backkurs verbinden mit dem traditionellen Brot schöne Erinnerungen. Etwa Annika Röcker: "Ich komme ursprünglich aus Merklingen und da gab es früher immer die Merklinger Nudeln auf dem Dorffest", erinnert sie sich, während sie den Teig in den Ofen schiebt. Ihrem Freund konnte sie nicht so richtig erklären, was es mit dem traditionellen Hefegebäck auf sich hat. Also meldete sie beide kurzerhand zum Backkurs an.
Für Jantina Sanders hat die Teilnahme am Backkurs einen emotionalen Grund. "Früher hat meine Oma für uns die Merklinger Nudel gemacht. Und ich bin leider nicht mehr dazu gekommen, sie zu fragen, wie das eigentlich funktioniert", bedauert sie. Durch den Backkurs will sie genau das lernen - und ihr Wissen später auch an ihre Tochter weitergeben.
Am Ende schmeckt die Merklinger Nudel auch einfach gut. Nach einer Mischung aus Hefekranz, Toastbrot und Dampfnudel. Und sowieso: "Einfach einzigartig!", bringt es Backkurs-Teilnehmerin Jasmin Kirsamer auf den Punkt - und schiebt sich ein Stück der traditionellen Merklinger Nudel in den Mund.