24 Beschäftigte in Teilzeit, nur 4 in Vollzeit

Fast alle arbeiten Teilzeit: Wie das Stadthaus Ulm den Spagat meistert

Stand
Autor/in
Maja Nötzel
SWR-Aktuell Redakteurin Maja Nötzel

In Deutschland arbeitet jeder Dritte in Teilzeit, im Stadthaus Ulm ist die Quote noch viel höher. Wie man dort mit den Herausforderungen eines flexiblen Arbeitszeitmodells umgeht.

Was für die Work-Life-Balance gut klingt, ist für Dienstplanmacher eine echte Herausforderung: Die vielen Teilzeitkräfte - auch im Stadthaus Ulm können sie ein Lied davon singen. Dort arbeiten 4 Menschen in Vollzeit - und 24 mit Teilzeitverträgen.

"Der Arbeitsalltag hat sich durch die vielen Teilzeitkräfte stark verändert", erklärt Karla Nieraad, die Leiterin des Stadthauses. Und trotzdem muss der Laden irgendwie laufen.

Kulturvermittlerin Andrea Kreuzpointner schätzt die Möglichkeit am Stadthaus Ulm in Teilzeit zu arbeiten, auch wenn es für sie oft herausfordernd ist.
Kulturvermittlerin Andrea Kreuzpointner schätzt die Möglichkeit am Stadthaus Ulm in Teilzeit zu arbeiten, auch wenn es für sie oft herausfordernd ist.

Teilzeitkräfte müssen flexibel sein

Vorsichtig packt Kulturvermittlerin Andrea Kreuzpointner die letzten Bilder im Stadthaus Ulm aus und hängt sie auf. Die Ausstellung "Herlinde Koelbl: Angela Merkel Porträts 1991-2021" steht an. Kreuzpointner teilt sich mit einem freien Kollegen die Projektleitung für die Ausstellung. Sie selbst arbeitet in Teilzeit und schätzt die Vorteile, muss aber auch flexibel sein: In einer Woche arbeitet sie jeden Tag acht Stunden, in der folgenden vielleicht nur vier, weil das nächste Projekt erst wieder zwei Wochen später ansteht.

Neben rund zehn Ausstellungen jährlich gibt es in dem auffälligen weißen Gebäude direkt am Ulmer Münster mehr als 300 Veranstaltungen. Teils eigene, teils wird das Stadthaus auch angemietet. Ein Techniker mindestens muss immer da sein. Die Abteilung hat drei Stellen, die sich vier Männer mit unterschiedlichen Wochenarbeitsstunden teilen. "Das macht den Dienstplan knifflig", sagt Leiter Paul Stauber.

Paul Stauber, Technischer Leiter am Stadthaus Ulm hat mit dem Dienstplan eine knifflige Aufgabe zu lösen. Er koordiniert vier Mitarbeiter auf drei Stellen mit unterschiedlichen Wochenarbeitsstunden.
Paul Stauber, Technischer Leiter am Stadthaus Ulm hat mit dem Dienstplan eine knifflige Aufgabe zu lösen. Er koordiniert vier Mitarbeiter auf drei Stellen mit unterschiedlichen Wochenarbeitsstunden.

Stadthaus Ulm: Dienstplan wird durch Teilzeit eine teils knifflige Angelegenheit

"Das ist schon eine gewisse Herausforderung, jemanden nicht jeden Samstag oder Sonntag einzuteilen", so Stauber. Es müsse gerecht verteilt sein. Jeder habe auch ein Privatleben, eine Freundin, eine Familie. "Da muss man ein bisschen Rücksicht nehmen." Aber die Teilzeit habe auch Vorteile. Wenn jemand krank werde, falle derjenige auch nur Teilzeit aus.

Im Stadthaus Ulm arbeiten 85 Prozent der Belegschaft in Teilzeit.
Neben rund zehn Ausstellungen jährlich gibt es in dem auffälligen weißen Gebäude direkt am Ulmer Münster mehr als 300 Veranstaltungen.

Was das Puzzle noch schwieriger machen dürfte: Die Teilzeitbeschäftigten haben jeweils ein völlig unterschiedliches Pensum. Manche 25 Prozent, andere 50, 65, 75 oder 77 Prozent. "Der Arbeitsalltag hat sich dadurch stark verändert", erklärt Stadthausleiterin Karla Nieraad. Auch für sie als Leiterin. Von den vier Vollzeitangestellten arbeiten übrigens drei in leitender Position.

Sie könne nicht mehr jedem einzelnen im Team sagen, "was Sache ist", weil ein Großteil immer nicht da ist. Stattdessen müssten sich die Beschäftigten die Informationen selbst holen und sich untereinander austauschen. Das koste mehr Zeit als früher.

Diese Erfahrung hat auch Andrea Kreuzpointner gemacht. Teilzeitarbeiten sei auch für sie eine Herausforderung, aber nicht wegen der eigenen 75-Prozent-Stelle, sondern weil fast alle Kolleginnen und Kollegen ebenfalls in Teilzeit arbeiten.

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