Von der Bühne zum Film – Der Schauspieler Matthias Brandt
Die Karriere von Matthias Brandt begann eher unspektakulär: Ausbildung an der Hochschule für Musik und Theater Hannover, danach viele Jahre an verschiedenen Theatern, unter anderem in Wiesbaden, Mannheim, Frankfurt und Oldenburg.
Dann machte ihn eine Filmrolle schlagartig bekannt: In „Im Schatten der Macht“ spielte er Günter Guillaume, jenen DDR-Spion, dessen Enttarnung 1974 den damaligen Bundeskanzler zum Rücktritt zwang, Willy Brandt, Matthias Brandts Vater.
Ursprünglich hatte Regisseur und Drehbuchautor Oliver Storz nur mit Matthias Brandt gesprochen, um Informationen über die letzten zwei Wochen der Kanzlerschaft seines Vaters zu bekommen. Mehr im Spaß gefragt, wen er spielen wollen würde, hatte sich Matthias Brandt die Person ausgesucht, über die man am wenigsten wusste, den Spion.
Tatsächlich übernahm er die Rolle dann erst nach gründlicher Überlegung und weil er es spannend fand, seinen Kolleg*innen dabei zuzusehen, wie sie etwas darstellten, was er tatsächlich erlebt hatte.
Anspruchsvolle Rollen als Herausforderung
Sei es ein minderbegabter Vater, ein Oberst der Bundeswehr oder der Polizeiruf-Kommissar Hanns von Meuffels: Matthias Brandts Rollenauswahl ist von einer gewissen Risikobereitschaft geprägt. „Ich bin immer sehr neugierig, Arbeiten anzunehmen, von denen ich nicht weiß, wie ich das machen soll. Das ist geradezu ein Credo. Ich bin überzeugt davon, dass man manchmal Dinge tun muss, vor denen man Angst hat.“
Auch auf der Bühne ist Matthias Brandt weiter zu erleben: Mit seinem künstlerischen Partner, dem Musiker Jens Thomas, tritt er mit Wort-Musik-Collagen auf.
„Das ist ein bisschen wie surfen“ – Der Hörbuchsprecher Matthias Brandt
Nicht nur auf Bühnen und Filmsets, auch in Tonstudios ist Matthias Brandt anzutreffen. Er mag es, Hörbücher einzulesen, denn so kann er sich in die Fantasiewelten der Autoren begeben. Jeder Autor habe einen besonderen Klang, dem er eine Stimme zu geben versucht.
Dafür bereitet er sich gründlich vor und liest den Text mehrmals, auch laut. Im Studio verbindet er sich mit dem Text und versucht, eine stimmige Grundhaltung zu finden, die auch garantiert, dass Figuren für die Hörerinnen und Hörer immer eindeutig zu erkennen sind.
Dabei setzt er seine gewohnten schauspielerischen Mittel ein, die dann aber nur über die Stimme zu hören sind. Und auch das tut er virtuos: Für seine Interpretationen wurde Matthias Brandt bereits zweimal mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet.
Die Kindheit als Fundus – Der Autor Matthias Brandt
Zwei der Hörbücher, die Matthias Brandt gelesen hat, nehmen einen besonderen Platz ein, denn er hat die Buchvorlage selbst geschrieben.
2016 veröffentlichte er mit „Raumpatrouille“ sein Debüt, einen Band mit Erzählungen aus seiner Kindheit. Drei Jahre später folgte mit „Blackbird“ der Roman über die Freundschaft zweier 15jähriger Jungs. Was beide Bücher vereint: Sie sind streng aus der Sicht ihrer Protagonisten erzählt und mit großer Liebe zum Detail geschrieben.
Das Nicht-Besondere einer besonderen Kindheit wird zum Sujet
Matthias Brandt findet den Begriff des „schreibenden Schauspielers“ für sich passend: „Meine künstlerischen Kriterien, mit denen ich Dinge aufschreibe, sind im Grunde die des Schauspielers.“ Er sei überrascht gewesen, wie ähnlich sich Schreiben und Schauspielen für ihn angefühlt habe.
Seine Kindheit, aufgrund seiner Herkunft ungewöhnlich, habe er immer als einen Fundus gebrauchen können. Gleichzeitig habe er aber das Nicht-Besondere des scheinbar Besonderen in seiner Kindheit beschreiben wollen. So schreibt er über den Wunsch nach einem Astronauten-Anzug ebenso wie über das Scheitern als Torwart.
Lustige und zugleich tieftraurige Beschreibungen
Von der Perspektive eines Kindes wechselt Matthias Brandt in seinem Roman „Blackbird“ zu den Jugendlichen. Die Wirren des Erwachsenwerdens sind in seinen Beschreibungen lustig und tieftraurig zugleich: Einer der beiden Freunde erkrankt an Krebs.
Auch in seinem Roman beeindruckt Matthias Brandt durch die treffenden Beobachtungen seiner Hauptfigur. Offenbar weiß der Preisträger der Carl-Zuckmayer-Medaille nicht nur mit Sprache umzugehen, sondern ist auch ein einfühlsamer Menschenkenner.