Die neue Oper „Dark Fall“ von Hans Thomalla klingt ähnlich wie „Dark Spring“, das Vorgängerstück, das der Komponist ebenfalls im Auftrag des Nationaltheaters Mannheim schrieb. Während es in „Dark Spring“ um die Nöte und sexuelle Identität von Jugendlichen ging, widmet sich „Dark Fall“ der Liebe, dem Verlangen und der Eigenständigkeit im Alter.
Liebe und Vergänglichkeit im Alter
Der Titel „Dark Fall“ birgt eine Doppeldeutigkeit: Zum einen lässt er sich als „Dunkler Herbst“, zum anderen aber auch als „Dunkler Fall“ oder „Dunkler Verfall“ übersetzen. Das ist Absicht: Im Zentrum der Handlung, die sich an Motiven aus Goethes „Wahlverwandschaften“ orientiert, steht eine Frau mit ersten Anzeichen einer Alzheimer-Erkrankung. Es geht Komponist Hans Thomalla um Vergänglichkeit, aber auch um Liebe im Alter.
Kammeroper in der Tradition von Sondheim-Musicals
Dem in den USA lebende Thomalla gelingt gemeinsam mit Librettistin Juliana Spahr und Joshua Clover, der die Texte der Arien schrieb, eine wichtige Kammeroper, findet SWR2 Opernkritiker Bernd Künzig. Musikalisch orientiert sich Thomalla am Stil der Musicals von Stephen Sondheim, was vor allem der Textverständlichkeit zugute kommt. Trotzdem bleibt „Dark Fall“ mit seinen Arien, Duetten und Rezitativen klar im Opernfach verankert.
Bewegende Inszenierung
In Szene gesetzt hat die Uraufführung im Schlosstheater in Schwetzingen, das derzeit als Ausweichspielstätte des Nationaltheaters Mannheim fungiert, Barbora Horáková Joly. Sie hatte bereits die Uraufführung von „Dark Spring“ inszeniert.
Horáková Joly ist eine sehr bewegende Inszenierung gelungen, so Künzig. Sie fokussiert die Handlung auf ein Haus, das gleichzeitig für Intimität und Geborgenheit steht, aber für die Alzheimer-Patientin Ellen auch zum Gefängnis wird. Immer wieder blitzen über eine Videowand Erinnerungsfetzen auf und verblassen wieder bis zum völligen Verlöschen.