Er ist Desinfektor, aber das klingt nicht klar genug: Thomas Kundt ist Tatortreiniger. Er räumt die teils grausamen Spuren des Todes auf – Blut, Maden, Leichenreste. Gute Schuhe, feiner Anzug und die passende Krawatte – das war sein früheres Leben als Finanzberater. Durch sein Hobby, bei Haushaltsauflösungen zu helfen, kam er zu seinem jetzigen Job. Nun ist also der Tod sein Auftraggeber.
Menschliche Schicksale und Lebensgeschichten
Den Mitte 40-Jährigen interessieren aber auch die Geschichten dahinter, die Schicksale, die sich für ihn beim Aufräumen zeigen. Oft ist er der letzte Zeuge eines einsamen, von Brüchen geprägten Lebens. Und das berührt ihn sehr.
Thomas Kundt hat eine soziale Botschaft
Ganz wichtig für Thomas Kundt: Er verabschiedet sich nach getaner Arbeit ganz bewusst vom Tatort und den Toten. Sagt: "Mein Job ist getan, ich habe heute hier gereinigt".
Natürlich nimmt er das ein oder andere in Gedanken mit nach Hause. Da hilft ihm dann der Freundeskreis, dem er seine Erlebnisse erzählen und "aus dem Kopf herausbekommen" kann. Oder seine Auftritte auf der Bühne, wo er vor einem breiten Publikum seine Erlebnisse ausbreitet: "Schocken, True Crime und auch ein bisschen lachen, weil Lachen ist das angenehme Weinen und die beste Medizin". Dort verbindet er mit seinen Geschichten auch die soziale Botschaft, "dass man gegenseitig aufeinander Rücksicht nimmt und aufeinander achtet".
"Ich lösche das Leben noch einmal aus"
Mit dieser überraschende Aussage umschreibt Thomas Kundt seinen Beruf als Tatortreiniger. Rein medizinisch, so sagt er, gebe es drei Phasen des Todes: den Herztod, den Hirntod und den biologischen Tod – alle Zellen im Körper sterben ab. Für ihn aber gebe noch zwei weitere Phasen.
Der kleine Eiffelturm auf dem Regal, der für den Bewohner mit ganz vielen persönlichen Erinnerungen verbunden war und nach dem Tod für andere eigentlich nur noch wertloser Nippes ist - für Thomas Kundt ist das auch ein Symbol dafür, wie man sich vor dem Tod miteinander verhalten sollte.
Dieses im Streit "auseinander gehen", dieses sich "nicht rechtzeitig aussprechen", das nach dem Tod nicht mehr möglich sei und dann der Satz komme "hätte ich nur mal" - auch da scheint wieder die soziale Botschaft durch, die für Tatortreiniger Thomas Kundt so wichtig ist.