„‚Der Herr der Ringe‘ ist der Elefant im Raum“, sagt Autor*in Judith C. Vogt. Vor 70 Jahren, am 29. Juli 1954, erschien der erste Teil der Roman-Trilogie. Wer heute selbst Fantasy-Literatur schreibe, orientiere sich immer an diesem erfolgreichen Werk.
Progressive Fantasy schaut in die Zukunft
J.R.R. Tolkien habe in „Herr der Ringe“ mit typischen Stilmitteln gebrochen, etwa der Heldenreise, so Vogt im Gespräch mit SWR Kultur: „Es geht nicht um den großen starken Helden. Die Kernfiguren sind einfache Hobbits, die in Ruhe gelassen werden wollen.“
Forum Tolkiens „Herr der Ringe" – Was ist das Geheimnis des Erfolgs?
Gregor Papsch diskutiert mit
Stephan Askani, Lektor Hobbit Presse, Klett-Cotta-Verlag, Stuttgart
Prof. Dr. Thomas Honegger, Anglist und Tolkien-Forscher, Universität Jena
Lisa Kuppler, Übersetzerin, Berlin
Bildlich gesprochen falle hier die Moderne über den Alltag herein: Heute wünscht sich Vogt aber eine progressivere Phantastik, die mehr in die Zukunft schaut.
„Die Phantastik bietet einen Möglichkeitsspielraum, in dem wir andere Fragen stellen oder einen anderen Status Quo schildern können, wie Menschen miteinander leben.“, sagt Vogt. So könne man das Gepäck, das die Fantasy mitbringe, wie stereotype Geschlechterrollen oder rassistische Denkmuster demontieren.
Mehr über „Herr der Ringe“
Porträt Tolkien und "Der Herr der Ringe" – Fantasy-Erfolg eines Sprachgenies
Er ist der Schöpfer von Mittelerde und seine Bücher zählen zu den meistgelesenen der Welt, J. R. R. Tolkien (1892 - 1973) aber sah sich nie als Schriftsteller. Was macht sein Werk so erfolgreich?
"Herr der Ringe"-Jubiläum: Vor 70 Jahren geschrieben und noch immer erfolgreich
"Der Herr der Ringe" ist aus den Bücherregalen der Welt nicht wegzudenken. Er gilt als Klassiker der Fantasy-Literatur und verzeichnet auch nach Jahrzehnten noch Erfolge. Erzählt wird die Geschichte eines Rings, mit dessen Vernichtung eine böse Macht in Gestalt des dunklen Herrschers "Sauron" untergeht. Heute wird der Roman von J. R. R. Tolkien 70 Jahre alt - am 29. Juli 1954 ist er in England erschienen. "Ich kann ihn inhaltlich historisch lesen, als großes Epos, aber auch als große Parabel über Demut und Verantwortung", sagt Josua Straß, Buchhändler aus Baden-Baden. Ihn fasziniert vor allem, wie es Tolkien gelingt, inhaltlichen Zusammenhang herzustellen und Charaktere zu zeichnen, die keine für uns unerreichbaren Überfiguren sind. Für Straß steht auch fest: "dass sich unglaublich viele Autorinnen und Autoren Inspiration bei Tolkien geholt haben." Warum das aus seiner Sicht völlig legitim ist, erklärt er im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Jonathan Hadem.
Über Fantasy-Literatur
SWR2 lesenswert Feature Fantasy kann noch mehr! Geschichten der progressiven Phantastik
Fantasy ist beim westlichen Publikum eines der beliebtesten Literatur-Genres. Zehn der 20 weltweit meistverkauften Bücher sind Fantasy-Romane. Viele dieser Geschichten folgen der klassischen Heldenreise, erzählen von Gut und Böse und den Kämpfen großer Völker, gerne vor historischer Kulisse. Einige Autorinnen und Autoren meinen: da geht auch in der deutschen Fantasy noch mehr! Mehr Aktualität. Mehr Diversität. Mehr Gesellschaftskritik und mehr positive Visionen für die Zukunft.
James Sullivan, Patricia Eckermann und Judith C. Vogt erzählen, was „progressive Phantastik“ sein kann, welche Stimmen sie hörbar und welche Erzählformen sie in ihren Texten ausprobieren wollen. Und sie schreiben zusammen eine Geschichte, exklusiv für das SWR2 lesenswert Feature.
Kommentar Pro und Contra „Game of Thrones“-Autor George R.R. Martin wird 75: Kann Fantasy auch gute Literatur sein?
Drachen, Schwerter, Monster und Magie: Die Welt, die der Fantasy-Autor George R.R. Martin mit seinem Epos „Das Lied von Eis und Feuer“ erschaffen hat, wurde durch die Serie „Game of Thrones“ weltberühmt und hat einen Fantasy-Boom auf dem Weltmarkt ausgelöst. Ist dieser Boom magischer Welten eine Chance für die Literatur? Die SWR2-Literatur-Redaktion ist in dieser Frage gespalten.