Erich Kästner gilt als moralische Instanz und politischer Autor. Nicht zuletzt auch, weil die Nazis seine Bücher verbrannten und er sich nach 1945 offensiv zur jüngsten Vergangenheit äußerte. Dieses Label sei gerechtfertigt, meint der Kästner-Biograf und Herausgeber Sven Hanuschek.
Porträt zum 50. Todestag Erich Kästner – Autor, Soldat und Friedensaktivist
Emil und die Detektive, Fabian, Das doppelte Lottchen – Erich Kästners Bücher sind bis heute sehr beliebt. Leicht und lustig im Stil, ist der Autor aber tiefsinniger als viele meinen. Seine Themen sind heute wieder besonders aktuell.
Tatsächlich habe Kästner im Rückblick geglaubt, in der Weimarer Zeit zu wenig gegen die Nazis getan zu haben. Nach 1945 machte er es dezidiert anders und demonstrierte gegen Vietnam oder die atomare Aufrüstung. „Er hat aus den Jahren in der Diktatur gelernt und die politische Tätigkeit viel stärker auf die Straße verlegt.“
Was man heute von ihm lernen könne? „Demokratisch zu bleiben, auszuhandeln und sich nicht in eine bequeme Beobachterrolle zurückzuziehen“, so Hanuschek.
Mehr über Erich Kästner
10.5.1958 Erich Kästner: "Seit Bücher geschrieben werden, werden Bücher verbrannt"
10.5.1958 | Erich Kästner setzt sich nach dem Krieg in der Bundesrepublik aktiv für die Demokratie ein. Am 10. Mai 1958, bei einer Rede in Hamburg, erinnert der Schriftsteller an die Bücherverbrennung und mahnt: Drohende Diktaturen ließen sich nur bekämpfen, ehe sie die Macht übernommen hätten. Danach sei es zu spät.
125. Geburtstag von Erich Kästner Biograf Sven Hanuschek über Erich Kästner – Viel mehr als ein Kinderbuchautor
„Emil und die Detektive“, „Das doppelte Lottchen“, „Das fliegende Klassenzimmer“ – kein Wunder, dass viele Erich Kästner für einen Kinderbuchautoren halten. Dass er viel mehr als das war, erklärt Kästner-Biograf Sven Hanuschek in SWR2.
29.9.1954 Erich Kästner plaudert mit Kindern übers Bücherschreiben
29.9.1954 | Mit seinem großen Erfolg "Emil und die Detektive" von 1929 wird Erich Kästner zum beliebtesten Kinderbuchautor der Deutschen. Der Schriftsteller nimmt Kinder ernst – das gilt für seine literarischen Figuren wie den Emil, das Lottchen oder Pünktchen und Anton.
Es gilt aber auch für seine jungen Leserinnen und Leser, die Erich Kästner zu verschiedenen Gelegenheiten immer wieder trifft. Hier plaudert er am 29. September 1954 mit Kindern in einer Berliner Buchhandlung über seine Arbeit. Der Westberliner Rundfunk ist damals mit einer Reporterin dabei.
Gedichte und ihre Geschichte Erich Kästner, „Die Zeit fährt Auto“
Am 25. November 1844 kam Carl Benz im heutigen Karlsruher Stattteil Mühlburg zur Welt. Der deutsche Ingenieur entwickelte das erste praxistaugliche Automobil, das er 1886 zum Patent anmeldete. Bis das Auto allerdings zum notwendigen Alltagsbegleiter wurde, wie wir es heute kennen, dauerte es. 1930 gab es nur etwa 500.000 registrierte Kraftfahrzeuge in Deutschland. Und dennoch war mit dem Auto eine neue Zeit angebrochen. Der Lyriker Erich Kästner schreibt Anfang der 30er Jahre mehrere Gedichte, in denen Autos als Metapher vorkommen. Eines heißt „Die Zeit fährt Auto“.