Am 13. Januar ist Daniel Kehlmann 50 Jahre alt geworden. Moment – 50 Jahre? Ja. Kaum zu glauben, wenn man bedenkt, welchen Rang er sich erschrieben hat. Bei der Veröffentlichung seines größten Erfolgs „Die Vermessung der Welt“ war er also gerade einmal 30 Jahre alt. Bei „Ich und Kaminski“, dem Roman, der ihm zum Durchbruch verhalf, noch einmal zwei Jahre jünger. Ein früh- und hochbegabter Schriftsteller, der nicht nur mit seinem Prosawerk, sondern auch mit seinen Essays, Zeitungsbeiträgen und Reden Impulse zum öffentlichen Gespräch beigesteuert hat.
Sein Verlag hat Kehlmann nun zum Geburtstag ein Geschenk in Form eines Sammelbandes gemacht, in dem all diese bislang verstreuten Texte gebündelt und thematisch gegliedert zugänglich gemacht worden sind. Es macht Freude, darin zu lesen, denn Kehlmann ist ein so belesener wie genauer Beobachter der Gegenwart. Ein Menschenfreund, der in jeder öffentlichen Intervention auf humanistische Werte pocht. Und sich nicht raushält.
Die Schillerrede aus dem Jahr 2022 beispielsweise, die dem Band den etwas sperrigen Titel gegeben hat (ein Zitat aus dem „Wallenstein“), schlägt einen Bogen vom Holocaust-Überlebenden Imre Kertész über die vermeintliche Metapher von der Arbeit im Steinbruch hin zum Konzentrationslager Mauthausen, dessen Steinbruch tatsächlich so angelegt war, dass man ihn nur unter erschwerten Bedingungen wieder verlassen konnte – „es war ein schauriger Moment. Es war auch ein Moment der Klarheit.“
Derartige Momente sind keine Seltenheit bei Kehlmann. Er schreibt über Filme, überlebende (Helmut Krausser) oder tote (Franz Werfel) Kollegen, über Österreich oder auch nur über seine eigene Reaktion auf negative Rezensionen seiner Bücher. Er tut das stets mit einem klaren Blick und, auch das nicht unwichtig, mit Humor.