Der Mainzer Ollohof in der Neustadt war einst eine Autovermietung. 1895 ist er erbaut worden und besteht aus einem großen Innenhof, drei Hofgebäuden und vielen Garagen. Hier entsteht gerade ein neuer Kunstcampus für die Landeshauptstadt Mainz. Federführend sind hierbei die Kunsthochschule Mainz und das Architekturbüro „Schraut Rentschler“. Den Auftakt macht eine Ausstellung mit Installationen, Skulpturen und multimedialen Arbeiten, die auf den Ort Bezug nehmen.
Ein Sechser im Lotto für die Kunsthochschule und die Stadt
Ein schweres Eisentor grenzt die belebte Bopp Straße in der Mainzer Neustadt von dem jahrelang brach liegenden Areal einer ehemaligen Autovermietung ab. Hinter dem Tor liegt der riesige Komplex des sogenannten „Ollohof“ mit drei Hofgebäuden, Garagen und einem großen Innenhof. Eine wunderbare Spielwiese für Kunstschaffende. Und ein Glücksfall für die Kunsthochschule Mainz.
Als einen Sechser im Lotto nicht nur für die Kunsthochschule, sondern auch für die Stadt bezeichnet das Rektor Martin Henatsch: „Als Kunsthochschule haben wir den Anspruch und den Wunsch nicht im Elfenbeinturm zu bleiben, sondern Teil des Stadtgeschehens zu werden und uns einzumischen und Teil der Stadtgesellschaft zu sein“, sagt er. „Wo kann man das besser als in der Neustadt?“
Aus der ehemaligen Autovermietung soll ein gemeinnütziges Projekt werden
Dass auf dem 1895 bebauten Gelände, wo sich einst Automobilgeschichte abspielte, gerade ein imposanter Kunstcampus am Entstehen ist, ist einem Zufall zu verdanken und natürlich auch dem Architekturbüro „Schraut Rentschler“. Jochen Schraut ist persönlich vor Ort und legt letzte Hand an für den ersten Auftritt der Studierenden der Kunsthochschule Mainz:
Vor sechs Jahren habe ihn ein älterer Herr gebeten, das Projekt Ollohof anzuschauen, erzählt Schraut. Der ältere Herr habe es geerbt und wollte etwas Gemeinnütziges entwickeln. „Und so kamen wir ziemlich schnell drauf: das muss eine andere Nutzung als wohnen finden“, sagt Schraut. Neben der Kunsthochschule soll es auch Gastronomie geben, auch das Soziale soll eine große Rolle spielen.
Die Hauptrolle übernehmen ausrangierte Regale aus einem ehemaligen Karstadt-Gebäude
Das Steckenpferd heißt dabei „Kommunikation“, sagt Jochen Schraut. Die wird auch bei den Studierenden großgeschrieben. Johanna Kiefer ist in der Gruppe, die Skulpturales beisteuert. Jeder einzelne müsse sich mit seinen Ideen erstmal selbst zurücknehmen, um dann einen gemeinsamen Nenner zu finden. Die künstlerische Arbeit entsteht im Prozess. Die Hauptrolle übernehmen alte ausrangierte Regale, die aus einem ehemaligen Karstadt-Gebäude stammen. Johanna Kiefer:
„Es ist eher Skulpturenmaterial“, beschreibt Johanna Kiefer die Regale. „Es hat etwas Modulares. Wir haben viele Teile, die sich wiederholen.“ Fehlende Teile würden durch Spanngurte ersetzt, erklärt sie: „Die sind auch wieder ein Element, das zu einer Abstraktion führen kann oder sie vielleicht so zusammenspannt, dass sie überhaupt nicht mehr stabil sind oder dass sie verbiegen.“ Der neue Zweck der ausrangierten Regale ist also erstmal kein Zweck.
Junge kreative Köpfe gestalten den neuen Kunstcampus in der Neustadt
Björn Drenkwitz von der Kunsthochschule Mainz ist einer der Kuratoren der ersten Schau im „Ollohof“ „Thematisch war es völlig frei“, sagt er zum Konzept. „Die Installation hat etwas mit dem Thema Leerstand zu tun. Es wird Material verwendet, das aus dem leerstehenden Karstadt-Gebäude stammt und dann aber nicht Träger des Inhalts ist, sondern Ausgangspunkt für eine Transformation.“
Für die Kunsthochschule ist der „Ollohof“ eine einmalige Chance, sich im Zentrum von Mainz zu präsentieren. Wenn das Konzept aufgeht, werden mitten in der Neustadt künftig junge kreative Köpfe das Zepter im neuen Kunstcampus schwingen.