- Zeichentrick: Eine der ältesten Trickfilm-Techniken
- Stop-Motion: Lohnendes Geduldspiel
- Motion Capture: Möglichkeit, um Zeit und Geld zu sparen
- Hybrid-Techniken liegen im Trend
- Das erwartet uns 2024
Eine der ältesten Trickfilm-Techniken
Zeichentrickfilme sind neben den Scherenschnitt-Filmen von Lotte Reiniger die traditionellste Form von Animationsfilmen. Klassisch werden sie Bild für Bild gezeichnet, pro Sekunde Zeichentrick sind das 25 Einzelbilder. Das ist zwar mühsam, aber auch sehr befriedigend, findet 2D-Animatorin Anika Müller: „Das ist so eine Sache von Passion.“
Der Arbeitsprozess ist dabei noch der gleiche wie vor hundert Jahren. Der erste abendfüllende Bild-für-Bild-Film stammt übrigens von Walt Disney: 1937 brachte er „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ in die Kinos und begründete mit diesem Film den bis heute anhaltenden Weltruhm des Unterhaltungskonzerns.
Die SWR Kultur-Doku „Frame by Frame – Wie Trickfilmer ticken“ wirft einen Blick in die Welt des Trickfilms:
Lohnendes Geduldspiel: Die Stop-Motion-Technik
Stop-Motion-Filme sind künstlerisch ansprechend, aber extrem aufwändig in der Produktion. Dass die klassischen „Knetfiguren-Filme“ auch heute noch sehr erfolgreich und künstlerisch wertvoll sein können, hat zuletzt „Pinocchio“ von Regisseur Guillermo del Toro bewiesen.
Die modernisierte Fassung der Collodi-Erzählung, die im faschistischen Italien der 1930er-Jahre angesiedelt ist, wurde 2023 bei den Oscars als bester Animationsfilm des Jahres ausgezeichnet.
Das Animationsprinzip entspricht der Arbeit beim Zeichentrick: In der Stop-Motion-Technik werden plastische Figuren schrittweise bewegt, abfotografiert, bewegt, abfotografiert, bewegt, abfotografiert usw.
Im Film „The Light of Aisha“, der Coming-of-Age-Geschichte eines Mädchens zur Zeit der Mauren in Spanien, kommen beide Techniken zum Einsatz: Stop-Motion am Legetisch und Animation in Form von gezeichneten Einzelbildern.
Der Kinofilm der Regisseurin Shadi Adib, der im Herbst in die Kinos kommen soll, wird international produziert: Die Zeichnungen werden in Spanien, Nord- und Südamerika hergestellt und dann zusammengeführt. Das ist häufig so, weil es günstiger ist, die Arbeit zu verteilen.
Motion Capture: Eine Möglichkeit, um Zeit und Geld zu sparen
Aber natürlich gibt es mittlerweile technische Hilfe, um die mühsame Kleinstarbeit zu erleichtern: Das Motion-Capture-Verfahren fand etwa bei der Zeichentrickserie „Fritzi & Sophie – Grenzenlose Freundschaft“ Anwendung, die im Rahmen des diesjährigen Trickfilmfestivals Stuttgart ihre Premiere feiern wird.
Die Serie, die im Herbst 2024 in der ARD zu sehen sein wird, handelt vom Alltag zweier 12-jähriger Mädchen in der DDR, von denen eine mit ihrer Mutter die dramatische Flucht in den Westen wagt.
Dabei werden die Bewegungen von Schauspieler*innen aufgezeichnet und direkt im Computer auf die animierten Figuren übersetzt. Das spart Geld und Zeit und machte es möglich, die Produktion für die Serie von mehreren hundert Mitarbeitern auf 150 zu verschlanken.
Die neue Serie basiert auf dem handgezeichneten Film „Fritzi – Eine Wendewundergeschichte” (2019), der die Geschichte der Friedlichen Revolution 1989 in Leipzig nacherzählt. Die internationale Koproduktion war unter anderem für den Deutschen Filmpreis nominiert.
Auch abseits von Animationsfilmen kommt Motion Capture heutzutage im Kino zum Einsatz. Vor allem bei großen Blockbuster-Produktionen, wenn Figuren nicht von „echten“ Schauspieler*innen verkörpert werden können.
Der britische Schauspieler Andy Serkis ist durch seine Rolle als Gollum in „Der Herr der Ringe“ berühmt geworden. Die Bewegungen des Hobbit stammen von ihm, aber der Charakter selbst wurde danach über seine Bewegungen animiert.
Hybrid-Techniken liegen im Trend
Bei den großen Animations-Produktionen aus Amerika sucht man aktuell den Mittelweg aus klassischer Zeichnung und Computer-Präzision. Animierte Teile in Filmen lassen sich mittlerweile kaum noch vom Realbild unterscheiden. Das stellte Disneys Neuverfilmung von „Der König der Löwen“ unter Beweis.
Deshalb setzen die Studios immer öfter auf eine eigene, künstlerische Ästhetik. Die „Spiderverse“-Filme zum Beispiel verbinden Animation und Comic-Ästhetik. Die allseits bekannten Panels und Sprechblasen werden auch im Film aufgegriffen und ganz unterschiedliche Comic-Zeichenstile miteinander verbunden.
Der Film „Wish“, der nun auf Disney+ zu sehen ist, verbindet handgezeichnete Aquarell-Ästhetik und moderne Animationstechnik. Zum 100-jährigen Jubiläum des Trickfilmgiganten stellt er eine Hommage auf die Trickfilm-Tradition des Mäusekonzerns dar.
Ausblick: Das erwartet uns 2024
Fortsetzungen sind dieses Jahr mal wieder besonders beliebt. Das Risiko eines Kassenflops ist geringer, wenn man sich bereits beliebter Stoffe und Charaktere bedient.
- „Der Herr der Ringe“ kehrt auf die Leinwand zurück, diesmal aber komplett animiert: „The Lord of the Rings: The War of the Rohirrim” (Start: 12. Dezember) wurde von Kenji Kamiyama inszeniert und spielt 183 Jahre vor den Ereignissen der Tolkien-Trilogie. Schauspielerin Miranda Otto, die in Peter Jacksons Filmen die Rolle der Éowyn spielte, kehrt als Erzählerin in die Abenteuer von Mittelerde zurück.
- Bei „Robot Dreams” (Start: 9. Mai) kommt das ganze Potential des Zeichentricks zur Geltung. Es sind keine Worte nötig, denn die Gefühle von Dog und seinem Roboter-Kumpel werden ausschließlich über Musik und Mimik transportiert. Ein Animationsfilm der ganz anders ist als die großen Blockbuster von Pixar, Disney und Co.
- Neun Jahre hat es bis zur Fortsetzung des Pixar-Abenteuers „Alles steht Kopf 2“ (Start: 13. Juni) gedauert. Wieder toben im Kopf des kleinen Mädchens Riley die personifizierten Gefühle. Innerhalb von 24 Stunden wurde der Trailer über 157 Millionen Mal angeschaut. Das Konzept der Fortsetzung scheint also auch hier aufzugehen.