Superhelden und Weltrettung locken immer weniger Zuschauer ins Kino, daher setzt die Kinoindustrie jetzt auf Biopics über Sänger*innen oder Musikgruppen. Bei Bob Marley stehen sein Aktivismus und seine Botschaft im Zentrum. Der Film neigt dazu, den Sänger zu idealisieren, als jemand der die Aufgabe hat, die Welt durch seine politisch-romantischen Texte zu retten.
Jamaika am Rande des Bürgerkriegs
Der Film stellt den Musiker und Rastafari Bob Marley in den Kontext der politischen und zivilen Unruhen und einen drohenden Bürgerkrieg im Jamaika der 1970er Jahre. Bob Marley und die ihm nahestehenden Personen werden bald zu Opfern dieses spannungsgeladenen Moments der jamaikanischen Geschichte.
Nachdem er die Warnungen seiner Freunde vor den Gefahren ignoriert hat, wird der Protagonist angeschossen, muss mit ansehen, wie seine Frau durch einen Kopfschuss zwischen Leben und Tod schwankt und sein Freund sechs Mal in die Seite geschossen wird.
Bob Marley als weltweiter Botschafter für Jamaika
So wird die Figur im Hinblick auf die politischen Turbulenzen und kulturellen Besonderheiten in Jamaika präsentiert, für die er zu einer Art weltweitem Botschafter geworden ist.
Die Geschichte Bob Marleys wird in diesem Film zwar nicht von seiner Kindheit an erzählt, allerdings geht die Handlung, wann immer es möglich ist, in Rückblenden zurück, die eher oberflächlich Bobs von Einsamkeit und Verlassenheitsgefühlen geprägte Kindheit und die ersten Schritte in seiner Beziehung zu seiner Ehefrau zusammenfassen.
Permanente Suche nach dem Mythischen
Im Zentrum steht auch nicht der Künstler, sondern der politische Aktivist. Und das Genie, der höhere Mensch. Denn dieser Mann ist unvergleichbar.
Ob er nun mit der Gitarre eines Fremden konfrontiert wird oder mit der Inspiration eines Kollegen für das Cover seines neuen Albums - der Bob Marley des Films sucht immerzu nach Hinweisen, die von seiner Intuition ausgehen und ihn mit irgendetwas Mythischem verbinden.
Idealisiert als Gesandter höherer Mächte
Der Film neigt dazu, Bob Marley fast wie einen Gesandten höherer Mächte zu idealisieren, der die Aufgabe hat, die Welt durch seine manchmal politisch fordernden, manchmal romantischen Texte zu befrieden.
„Bob Marley: One Love“ hat die typischen Probleme von Filmen über epochale Persönlichkeiten. Vorallem die Eile, mit der alle Geschichten und Aspekte erzählt werden, die ineinandergreifen sollten, um ein einheitliches Bild der Figur zu schaffen, die aber letztendlich sehr bruchstückhaft, vage und ohne wirklichen Sinn für Einheitlichkeit erzählt werden.
Selbst Rita Marley wird zur Randfigur
Der Rest der Filmfiguren bleibt eine Randerscheinung: Selbst die Anwesenheit von Rita Marley beschränkt sich darauf, die unverwüstliche Ehefrau zu sein, die das Genie ihres Mannes unterstützt, und nur in einer Szene beansprucht sie den Status eines Individuums mit eigenen Sehnsüchten und Begierden.
Das einzige Zugeständnis an moderne Frauenbilder findet sich in der Szene, als Rita sich über Bob Marleys außereheliche Affären auslässt und über die Last der Erziehung der Kinder spricht, die er mit anderen Frauen hatte.
Verehrte, aber äußerst fehlbare Figur
Aber alles wird gebührend kontrolliert, um zu vermeiden, dass das seriöse Image, das aufgebaut werden soll, wesentlich beschädigt wird. Dies ist kein Film, der den jamaikanischen Sänger heilig spricht, auch wenn einige Aspekte, wie Drogen oder sein wenig pazifistischer Charakter, eher ausgeblendet werden.
Es ist auch kein Film, der sich darauf konzentriert, wie dieser Künstler den Reggae populär gemacht hat, sondern er entwickelt eher die Ideen der Rastafari-Bewegung und ihre biblischen Bezüge.
Ohne offensichtlich ein religiöser Film zu sein, bedient er sich all jener Merkmale, die die Figur des Jesus Christus seit jeher umgeben, und Bob Marley erscheint als verehrte, aber äußerst fehlbare Figur.
Trailer „Bob Marley: One Love“, ab 15.2. im Kino
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Film Biopic über den Musiker und Polit-Aktivisten: „Bob Marley: One Love"
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