„Ein beglückendes Gefühl“

Aufgewachsen in Armut: „Ein Mann seiner Klasse“ von Christian Baron wurde verfilmt

Stand
Das Interview führte
Doris Maull
Interview mit
Christian Baron

Der Vater gewalttätig und alkoholkrank, die depressive Mutter stirbt früh an Krebs. Über seine Kindheit in schwierigen Verhältnissen schreibt der Kaiserslauterer Autors Christian Baron in seinem autobiografischen Roman „Ein Mann seiner Klasse“, der jetzt verfilmt wurde. „Ein wirklich gutes Kunstwerk“ sei daraus geworden, sagt der Autor in SWR Kultur.

Die eigene Geschichte auf der Kinoleinwand

Die Geschichte, die von Gewalt, Armut und dem Überwinden sozialer Schranken handelt, wurde von SWR und BR verfilmt und feierte Premiere beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen.

 

Filmstill
Nach dem autobiografischen Roman von Christian Baron erzählt „Ein Mann seiner Klasse“ von dem zehnjährigen Christian und seiner Familie. Eine Geschichte von massiver gesellschaftlicher Ungleichheit, von Armut und dem Ergreifen von Chancen. Bild in Detailansicht öffnen
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Ottes (Leonard Kunz, re.) gelingt es immer wieder, sich mit seiner Frau Mira (Mercedes Müller, li.) zu versöhnen. Doch der Anschein von Familienglück trügt. Die eingetretene Wohnungstür im maroden Mietshaus, Hämatome am Rücken der Mutter und die Erfahrung von Hunger holen die Familie wieder in die Realität zurück. Bild in Detailansicht öffnen
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Juli (Svenja Jung) macht sich Sorgen um ihre Schwester und deren Kinder. Bild in Detailansicht öffnen
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Als der zehnjährige Christian (Camille Loup Moltzen) unerwartet eine Gymnasialempfehlung erhält, löst das Familienprobleme aus. Bild in Detailansicht öffnen
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Lebensgefährlich erkrankt, bittet Mira (Mercedes Müller, li.) ihren Sohn (Camille Loup Moltzen, re.), dass er sich für das Gymnasium entscheidet. Bild in Detailansicht öffnen
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Die Schwestern Mira (Mercedes Müller, li.) und Juli (Svenja Jung, re.) stehen sich sehr nah. Als Mira krank wird und stirbt, übernimmt Miras Schwester Juli die Verantwortung für die Kinder. Sie kämpft nicht nur gegen Ottes, sondern auch gegen die Willkür des Jugendamtes, das Christian auf den vorgezeichneten Weg in die Hauptschule schicken will. Bild in Detailansicht öffnen
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Mehr und mehr gerät Christian in Bedrängnis zwischen Tante Juli, die das Beste für ihn will, und dem Vater, von dem er sich emotional nicht lösen kann. Wenn sein Vater (Leonard Kunz) ihn mit in die Kneipe nimmt, um den 1. FCK zu feiern, ist Christian (Camille Loup Moltzen, im Vordergrund) glücklich. Bild in Detailansicht öffnen

In SWR Kultur beschreibt Christian Baron das Gefühl, seine eigene Lebensgeschichte auf der großen Leinwand zu sehen, als eindringlich und überraschend. „Mit jedem Mal habe ich das Gefühl: Ist das jetzt ein Riss in der Matrix?“ schilderte Baron seine Eindrücke.

Kaiserslautern

"Ein Mann seiner Klasse" Dreharbeiten bringen Autor aus Kaiserslautern zum Weinen

Bei den Dreharbeiten des ARD-Films "Ein Mann seiner Klasse" spielt Autor Christian Baron aus Kaiserslautern einen Komparsen. Die Verfilmung über sein Leben macht ihn emotional.

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Er ist aber auch erfreut über die filmische Umsetzung: „Das ist schon einerseits sehr seltsam, aber andererseits auch ein sehr beglückendes Gefühl, weil daraus ein wirklich gutes Kunstwerk geworden ist.“

 Armut in der Literatur – ein vernachlässigtes Thema?

Auf die Frage, warum Armut erst spät in die deutsche Literatur Eingang gefunden hat, verweist Baron auf historische Entwicklungen. „In der Bundesrepublik herrschte immer mehr der Auffassung, es gebe keine Klassengesellschaft mehr, und das Thema hätte sich mehr oder weniger erledigt.“

Filmstill
Christian Baron ist immer wieder in seiner Heimatstadt Kaiserlautern. Hier besucht er seine Geschwister und seine Tante und ist auch auf dem Betze zu finden, wenn sein Verein spielt. Er hofft, dass der Film dazu beiträgt, „das Thema Armut wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.“

Baron sieht jedoch eine klare Verantwortung der Kultur, solche gesellschaftlich relevanten Themen aufzugreifen: „Die Kultur sollte es schon spiegeln und reflektieren, was in dieser Gesellschaft vor sich geht.“

Umgang mit Armut in der Politik

So äußert Baron auch scharfe Kritik am politischen Umgang mit Armut, insbesondere in der aktuellen Debatte um das Bürgergeld. „Leider ist die Politik aus meiner Sicht schon seit vielen Jahren damit beschäftigt, die Armen zu bekämpfen und nicht die Armut zu bekämpfen,“ sagte er.

Baron sieht es als Skandal an, dass die Diskussionen oft zulasten der Ärmsten gehen, und fordert, den Fokus wieder auf strukturelle Ursachen der Armut zu richten.

Ludwigshafen am Rhein

ARD-Film „Ein Mann seiner Klasse“ nach dem Roman von Christian Baron

Unbedingt sehenswert: Melodram über eine Kindheit in Kaiserslautern im Sommer 1994, geprägt von Armut und Gewalt. Die wahre Geschichte von Roman-Autor Christian Baron.

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Buchkritik Christian Baron - Ein Mann seiner Klasse

Armut, Gewalt und Hunger: Der Journalist Christian Baron erinnert sich an seine Jugend in der Provinz und in einem bildungsfernen Milieu. Rezension von Jann-Luca Künßberg. Claassen Verlag ISBN 978-3-546-10000-7 288 Seiten 20 Euro

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