Der Vater gewalttätig und alkoholkrank, die depressive Mutter stirbt früh an Krebs. Über seine Kindheit in schwierigen Verhältnissen schreibt der Kaiserslauterer Autors Christian Baron in seinem autobiografischen Roman „Ein Mann seiner Klasse“, der jetzt verfilmt wurde. „Ein wirklich gutes Kunstwerk“ sei daraus geworden, sagt der Autor in SWR Kultur.
Die eigene Geschichte auf der Kinoleinwand
Die Geschichte, die von Gewalt, Armut und dem Überwinden sozialer Schranken handelt, wurde von SWR und BR verfilmt und feierte Premiere beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen.
In SWR Kultur beschreibt Christian Baron das Gefühl, seine eigene Lebensgeschichte auf der großen Leinwand zu sehen, als eindringlich und überraschend. „Mit jedem Mal habe ich das Gefühl: Ist das jetzt ein Riss in der Matrix?“ schilderte Baron seine Eindrücke.
"Ein Mann seiner Klasse" Dreharbeiten bringen Autor aus Kaiserslautern zum Weinen
Bei den Dreharbeiten des ARD-Films "Ein Mann seiner Klasse" spielt Autor Christian Baron aus Kaiserslautern einen Komparsen. Die Verfilmung über sein Leben macht ihn emotional.
Er ist aber auch erfreut über die filmische Umsetzung: „Das ist schon einerseits sehr seltsam, aber andererseits auch ein sehr beglückendes Gefühl, weil daraus ein wirklich gutes Kunstwerk geworden ist.“
Armut in der Literatur – ein vernachlässigtes Thema?
Auf die Frage, warum Armut erst spät in die deutsche Literatur Eingang gefunden hat, verweist Baron auf historische Entwicklungen. „In der Bundesrepublik herrschte immer mehr der Auffassung, es gebe keine Klassengesellschaft mehr, und das Thema hätte sich mehr oder weniger erledigt.“
Baron sieht jedoch eine klare Verantwortung der Kultur, solche gesellschaftlich relevanten Themen aufzugreifen: „Die Kultur sollte es schon spiegeln und reflektieren, was in dieser Gesellschaft vor sich geht.“
Umgang mit Armut in der Politik
So äußert Baron auch scharfe Kritik am politischen Umgang mit Armut, insbesondere in der aktuellen Debatte um das Bürgergeld. „Leider ist die Politik aus meiner Sicht schon seit vielen Jahren damit beschäftigt, die Armen zu bekämpfen und nicht die Armut zu bekämpfen,“ sagte er.
Baron sieht es als Skandal an, dass die Diskussionen oft zulasten der Ärmsten gehen, und fordert, den Fokus wieder auf strukturelle Ursachen der Armut zu richten.
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"Ein Mann seiner Klasse". Heißt der Roman, den Christian Baron über seinen Vater schrieb. Vor allem über seine eigene Kindheit in Kaiserslautern. Was es bedeutet, in Armut aufzuwachsen. Deshalb diskriminiert zu werden. Und in einem reichen Land von Behörden quasi keine Hilfe zu bekommen.
Buchkritik Christian Baron – Schön ist die Nacht
Kaiserslautern in den 1970er Jahren: detailgenau lässt Christian Baron in diesem Buch die Arbeiterviertel auferstehen. Erzählt von Kneipendunst, Geldnot und Kleinkriminalität. Mit „Ein Mann seiner Klasse“, dem literarischen Portrait seines Vaters, feierte der Schriftsteller vor zwei Jahren große Erfolge. Jetzt geht es um Barons Großväter. Der aktuelle Roman enthält eine Spur mehr Fiktion, ist aber auch aufwändig recherchiert. Nicht nur für eingefleischte Lautrer lesenswert!
Rezension von Max Knieriemen.
Claassen Verlag, 378 Seiten, 23 Euro
ISBN: 9783546100267