„Klima der Angst“ grassiert
Rund 750 Bühnenschaffende aus allen Bundesländern haben sich bei einer nicht repräsentativen Online-Umfrage zum Thema Machtmissbrauch beteiligt, die rbb-Reporter für das ARD-Mittagsmagazin durchgeführt haben. Fast 90 Prozent gaben darin an, bereits mit Machtmissbrauch konfrontiert gewesen zu sein. 71 Prozent nehmen ein „Klima der Angst“ in ihrem Kulturbetrieb wahr.
Die meist verbalen Übergriffe seien zum Großteil von Intendant*innen und künstlerischen Leitungen ausgegangen, aber auch von anderen Personen, die mehrheitlich in Leitungspositionen tätig seien.
Machtmissbrauch muss verhindert werden
Unter den Bühnenschaffenden, die ihre Erfahrungen im Detail schildern, finden sich Schauspieler*innen, Sänger*innen, Tänzer*innen und Mitarbeitende der technischen Betriebe von deutschen Bühnen. Im Rahmen ihrer Schilderungen berichten sie von verbaler und sexualisierter Gewalt, Kündigungsdrohungen oder Handgreiflichkeiten.
Schockiert, aber nicht überrascht ist über diese Ergebnisse der Landesvorsitzende der Genossenschaft Deutscher Bühnenmitarbeiter (GDBA) von Nordrhein-Westfahlen, Raphael Westermeier. Für ihn ergibt sich daraus der Arbeitsauftrag, Machtmissbrauch zu verhindern – vor allem bei der Machtkonzentration rund um die Intendant*innen.
Tarifverhandlungen scheiterten kürzlich
Auch die Bedingungen der Tarifverträge sind Thema, denn diese gelten für Bühnenschaffende in der Regel nur für ein Jahr. Zumeist laufen diese automatisch weiter, können aber aus „künstlerischen Gründen“ auch auslaufen – ohne Belegpflicht.
Die Gewerkschaft der Bühnenschaffenden GDBA fordert eine möglichst rasche Reform des Vertrages und bezeichnet ihn als sozial nicht hinnehmbar, außerdem sollen die Arbeitszeiten reformiert werden. Der Bühnenverein als Repräsentant der Theater als Arbeitsgeber dagegen sieht keine Nachteile in der Laufzeit und Art der Verträge. Jüngste Tarifverhandlungen sind am 27. Juni gescheitert.