"Zugehört"-Serie zur Bundestagswahl 2025

Schülerin und Landwirt zum Klimaschutz: Klarere Ziele, weniger Bürokratie

Stand

Von Autor/in Justus Madaus

Klaus Keppler ist Landwirt aus Uttenweiler. Amelie Meixner ist Schülerin aus Heidenheim. Beide beschäftigt das Thema Klimaschutz, beide haben Wünsche an die neue Bundesregierung.

"Ich fordere von der neuen Bundesregierung stärkere Maßnahmen zum Klimaschutz", sagt Amelie Meixner. Eine Milliardärssteuer soll verschiedene Maßnahmen finanzieren. "Zum Beispiel ein Neun-Euro-Ticket. Zum Beispiel die Sanierung von Schulen, die Senkung der Mehrwertsteuer auf pflanzliche Lebensmittel." Die Schülerin und Aktivistin aus Heidenheim fühlt sich von der Politik nicht gehört, hat Angst um die Zukunft.

Der Klimawandel ist auch in Deutschland angekommen.

Amelie Meixner setzt sich bei Greenpeace für den Klimaschutz ein. Dafür ist sie aus ihrem Heimatort Heidenheim nach Ulm gekommen, um hier Passantinnen und Passanten vor der Bundestagswahl auf das Thema aufmerksam zu machen.
Amelie Meixner setzt sich bei Greenpeace für den Klimaschutz ein. Dafür ist sie aus ihrem Heimatort Heidenheim nach Ulm gekommen, um hier Passantinnen und Passanten vor der Bundestagswahl auf das Thema aufmerksam zu machen.

Amelie wird erst kurz vor der Bundestagswahl 18 Jahre alt und ist Erstwählerin. Politisch engagiert sie sich schon seit vier Jahren bei der Umweltorganisation Greenpeace. Bei einer Aktion in der Ulmer Fußgängerzone schickt die Gruppe zusammen mit Passantinnen und Passanten Briefe an die Kanzlerkandidaten der Parteien. "Der Klimawandel ist auch in Deutschland angekommen. Wir hatten die Überflutungen im Ahrtal und wir können ihn einfach nicht mehr ignorieren", sagt Amelie.

Amelie Meixner steht an Greenpeace-Stand in der Ulmer Fußgängerzone. Sie will vor der Bundestagswahl auf Klimaschutz aufmerksam machen.
Zur Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen fordert Amelie mit ihrer Greenpeace-Gruppe eine Milliardärssteuer in Höhe von zwei Prozent. In der Ulmer Fußgängerzone verschicken sie gemeinsam mit Passanten Briefe mit dieser Forderung an die Kanzlerkandidaten der Parteien.

Klimawandel: Kritik an geändertem Klimaschutzgesetz

Das Jahr 2024 war laut Deutschem Wetterdienst das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Das eigene Klimaziel hat Deutschland im Jahr 2024 erreicht, das EU-Ziel jedoch verfehlt. Laut Denkfabrik und Lobby-Organisation Agora Energiewende sind dafür die Bereiche "Gebäude" und "Verkehr" verantwortlich. In Deutschland fließen diese Emissionen in ein Gesamtkontingent ein, von der EU werden sie gesondert betrachtet.

Dahinter steckt die Abschaffung der Sektorziele mit dem Beschluss des Klimaschutzgesetzes im vergangenen Jahr. Umweltschutzverbände kritisierten die Änderung, bei der Emissionen als Gesamtrechnung gesehen werden und nicht mehr, wie noch 2023, in Sektoren.

Amelie Meixner schreibt politische Forderungen auf ein Blatt Papier. Für Greenpeace ist sie seit vier Jahren aktiv.
Auch Greenpeace kritisierte die Änderung im Klimaschutzgesetz und sprach von einer "Verwässerung" durch die Abschaffung der Sektorziele. Für Amelie ein großer Kritikpunkt, den die neue Bundesregierung angehen soll.

Weniger Bürokratie, mehr Freiheiten beim Klimaschutz

Neben Energie, Industrie und Verkehr ist auch die Landwirtschaft einer dieser Sektoren. Landwirt Klaus Keppler wünscht sich für seinen Bereich klare Ziele. Wie er diese erreicht, will er selbst entscheiden können, ohne viele Auflagen.

Ich hätte gerne unternehmerische Freiheiten zurück.

Klaus Keppler hat seinen Hof in Uttenweiler bei Biberach. Als Landwirt beschäftigen ihn die Auflagen zum Klimaschutz. Er war auch an den Bauernprotesten 2024 beteiligt.
Klaus Keppler hat seinen Hof in Uttenweiler bei Biberach. Als Landwirt beschäftigen ihn die Auflagen zum Klimaschutz. Er war auch an den Bauernprotesten 2024 beteiligt.

"Ich wünsche mir von der nächsten Bundesregierung, dass sie das Thema Bürokratieabbau endlich mal ernst nimmt." Es dürfe nicht nur bei Lippenbekenntnissen bleiben, so Keppler. "Und auf der anderen Seite hätte ich ganz gerne wieder unternehmerische Freiheiten zurück. Mehr Entscheidungsfreiraum in dem, was wir tun."

Auf der Wiese, wo heute seine Esel stehen, hatte Klaus Keppler eigentlich 85 Obstbäume gepflanzt. Sie sollten seinen Hühnern Schutz vor Greifvögeln bieten. Wegen einer Gesetzesänderung sah Klaus Keppler sich gezwungen, die Bäume alle wieder umzusägen.
Auf der Wiese, wo heute seine Esel stehen, hatte Klaus Keppler eigentlich 85 Obstbäume gepflanzt. Sie sollten seinen Hühnern Schutz vor Greifvögeln bieten. Wegen einer Gesetzesänderung sah Klaus Keppler sich gezwungen, die Bäume alle wieder umzusägen.

Sinnbildlich für seine Probleme mit der Bürokratie steht für Klaus Keppler eine seiner Weideflächen. Als Schutz für seine Hühner hatte er dort vor einigen Jahren 85 Obstbäume gepflanzt. "Dann kam das Biodiversitätsstärkungsgesetz. Das hatte zur Folge, dass Streuobstwiesen von mehr als einem Hektar Fläche von heute auf morgen zu einem Biotop wurden." Ein Biotop auf seinem Grundstück hätte seine Arbeit so sehr eingeschränkt, dass er kurzerhand alle Bäume wieder absägte.

Landwirt und Aktivistin: Wie Klimaschutz funktionieren kann

Für Klaus Keppler sind Landwirtschaft und Klimaschutz keine Gegensätze. Mit Windkraft, Solarenergie und einem Regenrückhaltebecken macht er aus seiner Sicht schon viel für das Klima. Das funktioniere hier in Eigenverantwortung.

Für Amelie Meixner ein guter Gedanke, aber keine Lösung. "Ich denke, dass es auf jeden Fall Maßnahmen braucht. Und dass Eigenverantwortung zwar wichtig ist, man die Last aber nicht auf den Einzelnen legen sollte."

Sein Regenrückhaltebecken hat Klaus Keppler in Eigenverantwortung und ohne Fördermittel angelegt. So könne er selbst bestimmen, sagt er, wann er beispielsweise das Schilf abmäht. Das Becken dient vor allem der Bewässerung seiner Felder in trockenen Zeiten, aber auch als Laichplatz für Frösch - und als Badesee für die Familie
Sein Regenrückhaltebecken hat Klaus Keppler in Eigenverantwortung und ohne Fördermittel angelegt. So könne er selbst bestimmen, sagt er, wann er beispielsweise das Schilf abmäht. Das Becken dient vor allem der Bewässerung seiner Felder in trockenen Zeiten, aber auch als Laichplatz für Frösch - und als Badesee für die Familie.

Ein Punkt, bei dem sich Amelie Meixner und Klaus Keppler einig sind: Damit Klimaschutz funktionieren kann, müssen genaue Ziele definiert werden, und zwar nicht sektorenübergreifend, sondern für die jeweiligen Bereiche.

Klaus Keppler fühlt sich von der Politik eingeschränkt. Er wisse selbst am besten, wie er Klimaschutz betreiben könne, sagt er.

Amelie Meixner belastet, dass der Klimawandel anstelle anderer Probleme in den Hintergrund rücke. Es sei aber nur eine Frage der Zeit, bis das Thema wieder größer werde, ist sich die junge Klimaaktivistin sicher.

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