"Zugehört"-Serie zur Bundestagswahl 2025

Mittelschicht am Limit: Familie fordert bezahlbare Mieten und Lebensmittel

Stand
Autor/in
Magdalena Haupt
Magdalena Haupt

Alles ist teurer geworden: Mieten, Benzin und Lebensmittel. Vor allem Familien leiden unter der Inflation. Das Problem ist vor der Bundestagswahl in der Mittelschicht angekommen.

"Die neue Bundesregierung muss dafür sorgen, dass es jungen Familien entweder möglich ist, Eigentum zu kaufen, oder dass die Mietpreise runtergehen. Sodass jeder eine Chance hat, eine Wohnung günstig zu mieten." Das fordert Laura Fetzer aus Stuttgart-Plieningen. Mit ihrem Mann Tim und den Töchtern Juna und Mathilda lebt sie in einer dreieinhalb-Zimmer-Wohnung, die knapp 100 Quadratmeter groß ist. Mit Nebenkosten zahlt die Familie dafür an die 1.500 Euro Miete. Dafür haben die Fetzers drei Jahre lang gesucht. Alle anderen Wohnungen waren noch teurer.

Eigenes Haus trotz Doppeleinkommen für Familie unbezahlbar

Das Geld für die Miete würden Laura und Tim lieber in ein Eigenheim stecken. Als Altersvorsorge und Sicherheit für die beiden Töchter. Beide Eltern arbeiten und ihr Einkommen liegt über dem Durchschnitt für eine vierköpfige Familie. Trotzdem reicht das Geld nicht, um eine Wohnung oder ein Haus zu kaufen. Das war für frühere Generationen noch einfacher, sagt Laura. Die Agrarwissenschaftlerin arbeitet 70 Prozent, ihr Mann 100. Wahrscheinlich wäre eine Immobilie auf dem Land etwas günstiger als in Stuttgart, aber die Familie ist im Stadtteil Plieningen verwurzelt. Die neunjährige Mathilda und die fünfjährige Juna haben viele Freunde hier, es ist nah zu Kindergarten, Schule und Arbeit.

Baden-Württemberg

Eigenheimfreibetrag vorgeschlagen BW-Bauministerin Razavi will Steueranreize für selbstgenutzten Wohnraum

BW-Wohnungsbauministerin Razavi will die Schaffung von selbstgenutztem Wohnraum besser fördern. Das soll vor allem junge Menschen bei der ersten eigenen Immobilie unterstützen.

800 Euro mehr für Gas - Nebenkosten treiben Miete in die Höhe

Als Mieter hat die Familie wenig Einfluss auf die Nebenkosten. Die aber machten das Leben sehr viel teurer, vor allem seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Über 800 Euro mussten die Fetzers für Gas nachzahlen. Der Agrarökonom Tim geht davon aus, dass fossile Brennstoffe wie Gas und Öl in den kommenden Jahren noch teurer werden. Deshalb solle die nächste Regierung weiter auf den Ausbau von erneuerbaren Energien setzen. Aber Förderprogramme dürfe es nicht mehr nur für Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer geben.

Der Umstieg auf erneuerbare Energien sollte sozialverträglich gestaltet werden. Auch Mieter müssen unterstützt werden.

Der Verbraucherpreisindex gibt monatlich die durchschnittliche Preisentwicklung von Waren und Dienstleistungen an, die private Haushalte für Konsumzwecke kaufen:

Inflation trifft Mittelschicht: Hohe Preise für Brot und Gemüse

Bei jedem Einkauf spürt die Familie, dass Lebensmittel teurer geworden sind. Ob Butter, Brot, Kartoffeln oder Käse, ob bio oder nicht. Der Preis auf dem Kassenbon sei einfach höher als früher, sagt Tim, der meistens den Familieneinkauf macht. Besonders gespürt habe er es beim Bäcker. Statt in der Mittagspause ein belegtes Brötchen zu holen, bringe er sich jetzt meistens Essen von zu Hause mit.

Familie spart bei Elektronik und Urlaub

Weil sie sich viele Gedanken um die Zukunft ihrer Kinder machen, haben die Fetzers entschieden, beim Essen nicht an der Qualität zu sparen. Denn wie Obst, Gemüse oder Fleisch produziert werde, habe große Auswirkungen auf Umwelt und Klima. Dafür sparen sie bei anderen Dingen Geld. Kleider erben sie oft gebraucht. Eine Playstation gibt es nicht, Urlaub nur selten und wenn dann in Deutschland. Statt ins Restaurant zu gehen, kochen die Eltern selbst.

Uns ist es super wichtig, hochwertige Lebensmittel kaufen zu können. Und deswegen sparen wir in anderen Lebensbereichen.

Eltern und zwei Töchter am Esstisch mit vollen Tellern.
Familie Fetzer beim Abendessen. Gute Lebensmittel sind ihnen wichtig.

Forderung vor Bundestagswahl: Mehrwertsteuer auf Öko-Lebensmittel runter

Die nächste Bundesregierung solle dafür sorgen, dass Familien hochwertige Lebensmittel kaufen können, fordern Laura und Tim. Zum Beispiel, indem sie die Mehrwertsteuer auf Öko-Lebensmittel von sieben auf null Prozent absenke. Oder generell für Obst und Gemüse. Das hätte mehrere Effekte. Die Preise in den Läden würden sinken, Bauern aus der Region würden profitieren, Tierwohl und Klimaschutz würden in den Vordergrund rücken.

Politik für kommende Generationen

Laura und Tim Fetzer wünschen sich von der Politik, dass sie an die künftigen Generationen denkt. Familien brauchten bezahlbaren Wohnraum, damit die Kinder gut aufwachsen können. Eltern sollten gute Lebensmittel für ihre Kinder kaufen können und bei allem dürfe der Blick auf die Umwelt und das Klima nicht zu kurz kommen. Denn das sei wichtig für die Zukunft ihrer Töchter, Juna und Mathilda.

Baden-Württemberg

Repräsentative Umfrage BW-Trend Februar 2025 Umfrage zur Bundestagswahl: CDU in BW klar vorne - Fast die Hälfte kann sich Zusammenarbeit mit AfD vorstellen

Bei der Bundestagswahl zeichnet sich auch in BW eine klare Mehrheit für CDU und AfD ab. Fast die Hälfte der Befragten kann sich sogar eine Zusammenarbeit mit der AfD vorstellen.

Baden-Württemberg

Alle 38 Wahlkreise im Überblick Bundestagswahl: Die wichtigsten Themen und Favoriten in den BW-Wahlkreisen

Bei der Bundestagswahl kann in jedem Wahlkreis ein Abgeordneter direkt gewählt werden. Teils werden Kopf-an-Kopf-Rennen erwartet. Die Favoriten und wichtigsten Themen im Überblick.

Baden-Württemberg

Das war die Wahl im SWR Ticker zur Bundestagswahl in BW: ++ Mögliche Folgen für Landtagswahl ++ SPD sieht sich nicht zur Koalition gezwungen ++ Merz als Kanzler - fähig, aber unsympathisch? ++

CDU/CSU haben die Wahl vor der AfD gewonnen. Die FDP wird aus dem Bundestag gewählt - es gibt erste Rücktritte. Wahlergebnisse, Reaktionen und Analysen im Ticker.

Baden-Württemberg

Fragen und Antworten Bundestagswahl 2025: Aktuelle Umfragen, TV-Duelle, Wahl-O-Mat und mehr

Am 23. Februar 2025 wählt Deutschland einen neuen Bundestag. Wie stehen die Parteien in aktuellen Umfragen da? Wann treffen Scholz, Merz, Weidel und Habeck im TV-Duell aufeinander? Wo finde ich den Wahl-O-Mat? Das und mehr im FAQ.

Baden-Württemberg

Nach Wahlrechtsreform Taktisch wählen bei der Bundestagswahl: Ist Stimmensplitting noch sinnvoll?

Die meisten wählen eine Partei aus Überzeugung. Manche wählen aber auch aus strategischen Gründen. Ein Experte erklärt, warum das allerdings immer weniger aufgeht.

Baden-Württemberg

SWR-Videopodcast Bundestagswahl 2025: Die BW-Spitzenkandidaten bei "Zur Sache! intensiv"

Die Spitzenkandidaten und -kandidatinnen in Baden-Württemberg für die Bundestagswahl 2025 im Interview bei "Zur Sache! intensiv". Mit dabei: Thorsten Frei (CDU), Saskia Esken (SPD), Franziska Brantner (Grüne), Markus Frohnmaier (AfD), Judith Skudelny (FDP) und Sahra Mirow (Linke).

Kommentare (7)

Bisherige Kommentare
7

Die Kommentarfunktion zu dieser Seite wurde geschlossen.

  1. Kommentar von
    Oliver MUC
    Verfasst am

    Die Miethöhe sollte schon zum verfügbaren Nettoeinkommen in Relation gesetzt werden, diesbezüglich erfährt man leider nichts in diesem Beitrag. Bei einem wie angegeben überdurchschnittlichen Einkommen dürfte selbiges in diesem Fall dann schon bei 4-5tausend Euro liegen, also vielleicht einem Drittel. Wo ist das Problem?

  2. Kommentar von
    Lennart
    Verfasst am

    Wenn ich 1.500 EUR im Monat an Miete zahle, kann ich mir auch einen Kredit über 500.000 EUR damit leisten. Dann brauche ich halt noch mindestens 100.000 EUR Erspartes. Damit kann man dann schon was machen, ein bisschen flexibel muss ich dafür aber auch sein. Für mich wirkt der Beitrag etwas wie eine Wahlwerbung für Linkspartei oder Grüne. Sorry, der Staat ist nicht in der Lage das zu richten, der ist aktuell schon mit anderen Dingen überfordert. Das muss man schon selber hinbekommen oder man bleibt halt im status quo. Hier davon zu sprechen das Familien "leiden" würden, ist aber auch etwas dekadent gegenüber Menschen die wirkliche Probleme haben...

  3. Kommentar von
    Dirk Delaere
    Verfasst am

    Früher war es auch nicht einfach, ein Haus zu kaufen. Wir haben es geschafft, aber wir mussten dafür die Stadt verlassen. Auch vor zwanzig Jahre waren Häuser in den Städten für die Mittelschicht unerschwinglich. Wir haben beide 100 % gearbeitet, um den Kredit abzubezahlen.

  4. Kommentar von
    Benno Blessenohl
    Verfasst am

    Man sollte bei dieser Diskussion nicht verschweigen, dass die Löhne im Schnitt der letzten Jahre genau so wie die Inflation gestiegen sind. Es gibt keinen Nettolohnverlust. Das gilt natürlich nur im Durchschnitt, aber was soll dieses Gejammer?

  5. Kommentar von
    Aus Österreich
    Verfasst am

    Das soll jetzt keine Wertung des beschriebenen Falles sein, aber immer ließt man überall, dass es früher alles besser und einfacher war. NEIN war es nicht! Auch heute könnten sich viel mehr Menschen Eigentum leisten, aber die Prioritäten haben sich einfach geändert. Erstens ist der Konsum deutlich gestiegen und generell welcher Standard als "normal" angesehen wird. Alle paar Jahre ein neues Auto, PC, Smartphone, dann der monatliche Kleidungskauf, Lebensmittel müssen natürlich Bio sein usw. Dann ist die Eigenleistung beim Hausbau deutlich zurück gegangen und natürlich muss das Haus auch in 3/4 Jahr fertig gebaut sein. Früher wurde einfach über 2-4 Jahre gebaut wenn wieder Geld vorhanden war. Das Leben besteht aus eigenen Entscheidungen und der Staat ist keine Nanny von der man alles verlangen kann, aber das wird leider von immer mehr Menschen gefordert.

  6. Kommentar von
    Finescu
    Verfasst am

    Die Energie wurde durch die Regierungen unter Fr. Merkel und der (H)Ampel-Regierung enorm verteuert. Gleichfalls die gescheiterte Energiewende, welche ihr "Scherflein" dazu beiträgt. Beides verteuert alle Produkte und Dienstleistungen und treibt die Inflation ebenso wie die maßlose Staatsverschuldung, dass dies in der Politik nicht geändert wird ist reine Realitätsleugnung. Dazu weiterhin steigende Steuern und Abgaben, die Menschen können jeden Euro nur einmal ausgeben und dies reduziert sich, durch das schwindende Realeinkommen, auf die existentiellen Dinge wie Lebensmittel, Kleidung.

  7. Kommentar von
    Adelbert Friedrich
    Verfasst am

    Nur gut das es den Ukraine Krieg gibt, wenn nicht man müsste ihn glatt erfinden. Wir wollten doch kein billiges Gas und Öl haben. Wir haben eine CO2 Steuer die alles teurer macht. Es sind immer die anderen. Wir haben Energie Wende und Netzentgeldaufschläge. Alles selbst gemachter Ärger. Und die Sanktionen gegen Russland haben auch wir verabschiedet und nicht umgedreht, hier wird nur versucht die Meinung der Leute in die gewünschte Richtung zu drehen. Zum Glück ist am Sonntag eine Wende möglich.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent. 

Südwesten

Aktuell, regional, multimedial Die SWR Aktuell-App - Nachrichten auf Handy und Tablet

Die SWR Aktuell-App bringt aktuelle und regionale Nachrichten aus dem Südwesten aufs Smartphone und Tablet. Alle Details zur App und die Links zum Download gibt es hier.

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.