Cafés, Bars, Restaurants - in Stuttgart gibt es viele Möglichkeiten, um sich mit Freunden zu treffen. Doch meistens wird erwartet, dass man vor Ort Geld ausgibt. Für junge Menschen, die nicht viel Geld haben und auch nicht gern zuhause sind, ist das ein Problem. Wo verbringen sie ihre Zeit mit Freunden, wenn sie kein Geld ausgeben können oder wollen? Und mit welchen Problemen sind sie dann konfrontiert? Das haben einige von ihnen im Youtube-Format "SWR Aktuell 360 Grad" erzählt.
Keine Orte für junge Menschen ohne Geld ausgeben zu müssen?
Es ist kalt, nass und früh dunkel: im Winter gibt es nicht viele Orte, an denen man sich mit Freunden treffen kann. SWR-Host Leonie Maderstein ist unterwegs am Mailänder Platz, einem beliebten Treffpunkt für Jugendliche in Stuttgart. Dort trifft sie Lalesh und seine Freunde.

Die Gruppe trifft sich hier einmal im Monat auf ein Getränk und um sich auszutauschen. Orte, an denen man kein Geld ausgeben muss, kennt Lalesh in Stutgart keine. "Wenn man nach Stuttgart kommt, muss man Geld ausgeben", sagt der junge Mann aus Böblingen.
Auch Krish und Sumeja hängen am Mailänder Platz ab. Die beiden sind noch jünger als 18 Jahre. Gerade im Winter sei es durch die Kälte für sie schwierig, man müsse sich die ganze Zeit überlegen, wo man hingehen könne. Krish würde sich einen kleinen Platz wünschen, an dem es einen beheizten Raum gibt, in dem man sich aufhalten kann, um miteinander abzuhängen.
Gemeinsam mit Freunden Zeit im öffentlichen Raum verbringen können, chillen: Laut der Jugendstudie "Aufwachsen in Stuttgart" ist das gemeinsame Abhängen wichtig für Jugendliche.
Wahrnehmung: Jugendliche im öffentlichen Raum gelten als kriminell
Häufig wird im Zusammenhang von jungen Menschen im öffentlichen Raum über Jugendkriminalität gesprochen. Viele sind der Ansicht, dass junge Menschen stören, laut sind und randalieren. Immer wieder kommt es in der Region Stuttgart auch zu Messerangriffen unter Jugendlichen. Seit der sogenannten "Stuttgarter Krawallnacht" im Juni 2020 werden Jugendliche im öffentlichen Raum häufig mit Kriminalität verbunden, so die Wahrnehmung von SWR-Host Leonie Maderstein.
Auseinandersetzung von Freitag beschäftigt Polizei und Jugendarbeit Stuttgart: Können Messer-Angriffe unter Jugendlichen verhindert werden?
Nachdem in Stuttgart drei junge Männer von Messerstichen schwer verletzt worden sind, diskutieren Polizei, Stadt und Mobile Jugendarbeit: Hilft das Waffenverbot in der Innenstadt?
Laut den Statistiken des Justizministerium Baden-Württembergs stieg 2023 die Zahl der verurteilten 14 bis 17 Jährigen an. Auch für Stuttgart weist die Polizei im gleichen Jahr einen Anstieg der Jugendkriminalität aus. Gleichzeitig wurden laut Justizministerium 2023 so wenig 18 bis 21 Jährige verurteilt wie noch nie.
Eine Befragung unter 50.000 zufällig ausgewählten Menschen in Stuttgart zeigt, dass zwar junge Männer häufiger straffällig werden, die Landeshauptstadt allgemein jedoch als sicher wahrgenommen wird und Gefahren häufig überschätzt werden.
Rund 10.000 Personen befragt Studie belegt: Bürger in Stuttgart fühlen sich ziemlich sicher
Die Menschen in Stuttgart fühlen sich vergleichsweise sicher. Das ist das Fazit einer repräsentativen Befragung. An unsicher wahrgenommenen Orten ist nicht Gewalt das Problem.
Sozialarbeiterin: Jugendliche wünschen sich eigentlich nicht viel
Nach der sogenannten "Stuttgarter Krawallnacht" richtete die Stadt Stuttgart eine Anlaufstelle mit Sozialarbeiterinnen und -Arbeitern in der Innenstadt ein. Jenny Jarling arbeitet dort bei der Mobilen Jugendarbeit. Viele der jungen Menschen haben kein sicheres Zuhause, sagt die Sozialarbeiterin. Je nachdem an welchen Orten die jungen Menschen unterwegs sind, komme es dann zu Stress.
Dabei würden sich viele der jungen Menschen mehr Orte wünschen, an denen sie ungestört sein können. Das Handy laden, auf die Toilette gehen können, wettergeschützt abhängen, "eigentlich wollen junge Menschen gar nicht so viel", sag Jenny Jarling. Doch in Stuttgart gebe es nur wenige Orte, an denen junge Menschen, auch ohne Geld sein können.