Polizei vermutet illegales Rennen

Nach Unfall mit zwei Toten in Ludwigsburg: Weiter Suche nach zweitem Verdächtigen

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Matthias Deggeller
Bild von SWR-Redakteur Matthias Deggeller
Autor/in
Maxim Flößer
Maxim Flößer arbeitet im SWR Studio Stuttgart.

Zwei Frauen sind am Donnerstag bei einem schweren Unfall tödlich verletzt worden. Im Raum steht ein illegales Autorennen zweier Männer. Einer der beiden ist weiter nicht gefasst.

Nach dem Tod zweier junger Frauen am Donnerstagabend in Ludwigsburg ist einer der beiden Männer, der an dem Unfall auf der Schwieberdinger Straße beteiligt gewesen sein soll, "weiterhin unbekannt". Ein Polizesprecher sagte dem SWR am Samstag, dass es keinen neuen Sachstand gebe.

Zuvor hatte ein Richter gegen einen der beiden Verdächtigen Untersuchungshaft angeordnet. Das teilte das Polizeipräsidium Ludwigsburg am Freitagnachmittag mit. Er erließ demnach Haftbefehl "wegen verbotenen Kraftfahrzeugrennens mit Todesfolge in zwei tateinheitlichen Fällen", hieß es in der Mitteilung. Der 32-Jährige befinde sich deshalb nun in einer Justizvollzugsanstalt.

Auto-Unfall in Ludwigsburg: Getötete Frauen waren erst Anfang 20

Die Ermittlerinnen und Ermittler gehen davon aus, dass sich vermutlich zwei Autofahrer ein Rennen mit überhöhter Geschwindigkeit auf der Schwieberdinger Straße in Richtung Autobahn A81 geliefert haben. Bei den beiden tödlich verunglückten Frauen soll es sich um eine 23-jährige Fahrerin und um ihre 22-jährige Beifahrerin handeln.

Die Frauen seien gegen 20 Uhr von einer Tankstelle kommend nach links auf die Schwieberdinger Straße abgebogen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Dabei kam es zur Kollision mit einem der mutmaßlichen Raser. Dieser sei 32 Jahre alt und habe eine schwarze Limousine gefahren. Neben ihm sei eine zweite, noch unbekannte Person an dem mutmaßlichen Rennen beteiligt gewesen - ebenfalls mit einer solchen Limousine.

Unfallwrack
Mit diesem Sportwagen soll ein Mann am Donnerstagabend den schweren Unfall ausgelöst haben.

Mutmaßlicher Raser nach Unfall in Ludwigsburg nur leicht verletzt

Durch den Aufprall habe der Wagen des mutmaßlichen Unfallfahrers das Auto der zwei Frauen kurzzeitig vor sich her geschoben. Anschließend kamen die Frauen demnach von der Straße ab und prallten mit ihrem Auto gegen eine Mauer. Schließlich blieb es zwischen zwei Bäumen stecken. Die beiden Frauen wurden dadurch in ihrem Wagen eingequetscht und starben noch an der Unfallstelle.

Der 32-jährige prallte mit seinem Auto gegen einen Baum und kam so zum Stehen. Nach bisherigen Erkenntnissen zog sich der Fahrer dabei leichte Verletzungen zu. Laut Polizei und Staatsanwaltschaft wurde er in ein Krankenhaus gebracht. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft wurde der 32-Jährige vorläufig festgenommen und sein Führerschein beschlagnahmt.

Blumen liegen an der Unfallstelle in Ludwigsburg.
Blumen liegen an der Unfallstelle: In Ludwigsburg sind am Donnerstagabend zwei Frauen bei einem schweren Unfall tödlich verletzt worden.

Illegales Autorennen? Zweite Person nach wie vor flüchtig - Anzeige gegen Gaffer

Nach wie vor sei unklar, wer ist die unbekannte zweite Person ist. Ermittler stellten im Rahmen einer Fahndung die zweite Limousine in der Nähe des Unfallorts sicher. Das Fahrzeug wurde beschlagnahmt. Bei dem Unfall sei auch ein Sachschaden von mindestens 60.000 Euro entstanden.

Während der Unfallaufnahme haben Einsatzkräfte einen Passanten gestoppt. Grund dafür sei gewesen, dass er mit seinem Handy sowohl Aufnahmen von den Unfall-Fahrzeugen gemacht habe als auch von den verletzten Frauen. Gegen den 64-Jährigen wurde laut Mitteilung Anzeige erstattet.

Polizei richtet Ermittlungsgruppe "Urban" ein

Die Polizei Ludwigsburg hat nach dem tödlichen Unfall eine 15-köpfige Ermittlungsgruppe namens "Urban" eingeführt. Nach eigenen Angaben sind Mitarbeitende der Verkehrs- und Kriminalpolizei beteiligt. Um die genaue Unfallursache zu ergründen, wurde laut Polizei ein Gutachten angeordnet. Mögliche Zeuginnen und Zeugen werden gebeten, sich bei den Ermittlern zu melden.

Zusätzlich wurde den Angaben nach ein Online-Hinweisportal eingerichtet. Dort kann man Dateien wie Bilder, Screenshots oder Videosequenzen hochladen. Das funktioniert auch anonym.

Oberbürgermeister Knecht kritisiert "gewissenlose Menschen"

Ludwigsburgs Oberbürgermeister Matthias Knecht (parteilos) zeigte sich am Freitag fassungslos über den Tod der zwei unbeteiligten Frauen. "Wir sind alle bestürzt. Wie können Menschen so gewissenlos sein", so Matthias Knecht in einer Mitteilung. Der Oberbürgermeister legte am Vormittag einen Trauerstrauß an der Unfallstelle ab. Man sei in tiefer Trauer mit den Angehörigen und setze sehr darauf, dass die mutmaßlichen Raser nach Recht und Gesetz zur Rechenschaft gezogen werden.

Bislang kam es an Stelle nicht regelmäßig zu Unfällen, so Knecht. Laut Mitteilung fahren auf der Schwieberdinger Straße pro Tag 40.000 Fahrzeuge. Dort ist Tempo 50 erlaubt. Laut Mitteilung sind im Verlauf der Straße auf der Achse zwischen Keplerbrücke und Autobahn drei stationäre Geschwindigkeitsmesser vorhanden. Zudem kontrolliere die Stadt regelmäßig mit mobilen Blitzern. Die Stadt will nun in Abstimmung mit der Polizei beraten, wie man nun auf den tödlichen Unfall angemessen reagieren kann.

Ludwigsburgs Oberbürgermeister Matthias Knecht legt einen Trauerstrauß an der Unfallstelle ab.
Er sei fassungslos und wütend: Ludwigsburgs Oberbürgermeister Matthias Knecht (parteilos) legt einen Trauerstrauß an der Unfallstelle ab.

Verkehrsminister Hermann lobt Strafen gegen Raser

Auch Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) zeigte sich betroffen. Es sei unfassbar, dass zwei Menschen ihr Leben wegen eines Rennens verloren haben, teilt Hermann mit. Es sei tragisch, dass der Tod von Menschen vermeidbar gewesen wäre. Noch unklar ist derzeit, ob tatsächlich ein Rennen Ursache für den Unfall war.

Zugleich lobte Hermann die Verschärfung des Strafrechts bezüglich solcher Fälle. Es sei politisch absolut richtig seitens des Gesetzgebers gewesen, eine härtere Verurteilung für Raser zu ermöglichen. Gerichte können dadurch einzelne Fälle als Totschlag oder sogar Mord werten.

Immer wieder illegale Autorennen in der Region

Der Unfall in Ludwigsburg weckt Erinnerungen an ein schweres Unglück im März 2019 in Stuttgart. Damals fuhr ein junges Paar aus einer Kinoausfahrt und wurde von einem zu schnell fahrenden Sportwagen-Fahrer erfasst und getötet. Der Fahrer des gemieteten Sportwagens war damals wegen Mordes angeklagt worden, aber dann nach dem sogenannten "Raser-Paragraphen" zu einer Jugendstrafe von fünf Jahren verurteilt worden.

Leichte Verletzungen erlitt im Januar 2024 ein Fahrer in Stuttgart-Feuerbach. Wie die Polizei damals berichtete, nahm der 24-Jährige gemeinsam mit zwei weiteren Mitfahrern an einem illegalen Straßenrennen teil und verlor durch die hohe Geschwindigkeit die Kontrolle über seinen Wagen. Im Dezember 2023 stoppte die Polizei in Sindelfingen (Kreis Böblingen) ein illegales Autorennen und wurde anschließend von den Eltern eines Fahrers bei ihrer Arbeit behindert.

Illegale Autorennen gehören laut Statistik zum Alltag. Seit 2017 gelten sie als Straftat. Unter Umständen können die Fahrer wegen Mordes verurteilt werden.

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