Stuttgart gilt als reiche Stadt. Ein Viertel aller Haushalte hier verdient mehr als 5.000 Euro Netto im Monat. Gleichzeitig sind viele Menschen armutsgefährdet. Wie schwer ist es, mit geringem Einkommen im wohlhabenden Stuttgart zu leben? Im neuen Youtube-Format "SWR Aktuell 360 Grad" kommen die Menschen der Stadt zu Wort:
Wie viel Geld braucht man in Stuttgart?
Marie-Luise ist samt Familie im Dorotheenquartier, dem "DoQu", unterwegs. Dort, rund um die Markthalle, ist ein Einkaufsort für wohlhabendere Menschen in Stuttgart. "Hier im DoQu gibt es schöne Pop-up-Stores. Das macht Spaß", erzählt sie SWR Moderatorin Leonie Maderstein. Gemeinsam mit ihrem Mann gehe sie gerne im DoQu essen. "Zu zweit sind wir bestimmt 150 bis 180 Euro am Abend los." Fünf bis sechs Mal im Monat würden die beiden abends essen gehen. Alleine das koste rund 1.000 Euro.
Auch Suma ist im DoQu unterwegs. Wie viel Geld braucht man hier im Monat brauche? Das komme darauf an, ob man allein oder zusammen lebe, sagt Suma. "Ich würde sagen, so 'drei' wirst du hier schon brauchen". Also 3.000 Euro netto.
Viele in Stuttgart verdienen das auch. Das Durchschnittsbruttogehalt in der Landeshauptstadt liegt über 50.000 Euro, Führungskräfte verdienen durchschnittlich sogar rund 83.000 Euro. Laut dem Gehaltsreport 2023 der Jobbörse Stepstone ist Stuttgart damit die wohlhabendste Großstadt in Deutschland.
Arm in Stuttgart: "SWR Aktuell 360 Grad" fragt auf Youtube nach
Doch so gut geht es nicht allen in Stuttgart. Leonie Maderstein besucht einen Laden der Tafel in Stuttgart. Dutzende warten in der Schlange, um vergünstigte Lebens- und Haushaltsmittel zu kaufen. Hier dürfen alle einkaufen, die bedürftig sind, sagt Susanne Linder, Leiterin des Tafelladens: "Die Nachfrage ist sehr groß und sie wird immer größer." Rund 60.000 Menschen würden in Stuttgart an der Armutsgrenze leben. Viele hätten pro Tag fünf bis sechs Euro. Und das müsse auch noch reichen für kaputte Waschmaschinen und andere Notfälle.
Ibrahim ist einer der Menschen, die im Tafelladen einkaufen. Zehn, elf Jahre schon komme er hierher. Der Laden passe gut zu seinen Arbeitszeiten, seit zwölf Jahren arbeitet er im späten Schichtbetrieb. Trotzdem reiche das Geld nicht. "Die Mieten sind zu hoch", sagt Ibrahim. So wie ihm geht es vielen anderen in Stuttgart. Ein Fünftel der Bevölkerung gibt nach einem Bericht der Stadt Stuttgart zum Wohnungsmarkt mehr als 40 Prozent ihres Einkommens für die Miete aus.
Im Youtube-Format "SWR Aktuell 360 Grad" gehen die Hosts dorthin, wo die gesellschaftlichen Spaltungslinien deutlich zu spüren sind. Dazu führen sie intensive Gespräche mit Menschen, die sich oft nicht wahrgenommen fühlen und selten zu Wort kommen. "SWR Aktuell 360 Grad" ist seit dem 12. September 2024 immer donnerstags auf dem SWR Aktuell Youtube-Kanal sowie in der ARD Mediathek abrufbar.