Für die Befürworter ist die 4-Tage-Woche DAS Arbeitszeitmodell der Zukunft, für die Gegner eine Gefahr für die Wirtschaft. Guido Zander ist weder Freund noch Feind der 4-Tage-Woche. Ihm ist wichtig, dass wir realistisch und differenziert alle Vor- und Nachteile betrachten.
Guido Zander: Wie kann die 4-Tage-Woche funktionieren?
Die Frage ist: wie lässt sich Produktivität steigern? Wenn sich in Bürojobs Zeitfresser einsparen lassen, wie die private Social Media-Nutzung oder Online-Bestellungen, lässt sich in kürzerer Zeit die gleiche Arbeit verrichten. Auch Prozessoptimierungen und Digitalisierungslösungen können Mitarbeitende entlasten. Wenn in sehr starren Systemen gearbeitet wird und Mitarbeitende Leerzeiten haben, könnte man hier auch flexible Kompromisse finden, indem in Zeiten mit hoher Auslastung mehr gearbeitet wird und in Zeiten mit niedriger Auslastung weniger, so Zander.
Auch ein möglicher Grund für die 4-Tage-Woche wäre, wenn ein Unternehmen durch hohe Bewerberzahlen aufgrund der kürzeren Arbeitswoche Personallücken schließen kann. In diesem Fall ist es eine individuelle Entscheidung, ob sich ein Unternehmen die 4-Tage-Woche leisten kann und will.
Vor- und Nachteile der 4-Tage-Woche
Guido Zander ist der Meinung, dass die 4-Tage-Woche in bestimmten Berufsfeldern funktionieren kann. Sobald sich die Arbeit flexibel planen lässt, die Arbeitszeit an keine bestimmten Wochentage und Uhrzeiten gebunden ist, kann man prüfen, ob die Arbeit auf vier Tage verteilt werden kann. Schwieriger wird es in Bereichen, in denen Produktivität nicht gesteigert werden kann und die Arbeit darin besteht, eine gewisse Zeit zu besetzen – wie in der Pflege oder in Industriebetrieben, bei denen Maschinen jederzeit laufen müssen.
Gesamtwirtschaftlich gesehen, wäre jedoch der Fachkräftemangel noch größer als bisher. Schließlich bräuchte es beispielsweise mehr Pflegekräfte und mehr Lokführer, wenn diese jeweils nur an vier Tagen arbeiten würden. Auch wird die Flexibilität darunter leiden, wenn – je nach Modell – beispielsweise neun Stunden täglich gearbeitet wird.
Positive Effekte haben ihre Grenzen
Wichtig ist laut Guido Zander, dass positive Effekte nicht immer weiter fortgeschrieben werden können.
Das gleiche Problem gebe es in die andere Richtung: Längere Arbeitszeiten führten nicht zu mehr Produktivität. Wenn in Schichtbetrieben 43 Stunden in der Woche gearbeitet werden, wird die Krankenquote laut des Experten so hoch sein, dass man am Ende sogar weniger Kapazität hat.
Zukunft der Arbeit: 4-Tage-Woche ist keine Lösung für Alle
Deutlich macht der Arbeitszeitexperte: es gibt keine Universallösung.