Gespräch

Zauberhaft - Caspar David Friedrichs „Karlsruher Skizzenbuch“

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Interview
Marie Gediehn

Zum ersten Mal steht ein Skizzenbuch des großen Malers der Romantik zum Verkauf. Das „Karlsruher Skizzenbuch“, das in Berlin versteigert werden soll, ist zuvor einige Male in der Staatlichen Kunsthalle in Karlsruhe gewesen. Dorit Schäfer hat es dort als Leiterin des Kupferstichkabinetts schon in Händen gehalten und sagt: „Wenn man es öffnet, erschließt sich sofort die Kunst von Caspar David Friedrich.“

Der ganz genaue Bleistift

Das 20-seitige Büchlein, so Schäfer, sei in der Kunsthalle in Karlsruhe gewesen, damit man es studieren konnte. Es sei in ein Werkverzeichnis aufgenommen und fotografiert worden. Es sei, so sagt sie, der ganz genaue Bleistift, die akkurate Linienführung, die so typisch seien. Und Doris Schäfer schwärmt: „Es ist ein großes Vergnügen, es ist ganz zauberhaft, es durchzublättern.“

Mehr als 200 Jahre in Karlsruhe

Die kleine Zeichen-Kladde war an Georg Friedrich Kersting gegangen, einen Malerkollegen und guten Freund Caspar David Friedrichs. Die Nachfahren von Kersting bewahrten das Skizzenbuch über 200 Jahre lang in Karlsruhe auf. Deswegen trägt es den Namen „Karlsruher Skizzenbuch“.

Zu sehen sind auf den Seiten vor allem Baumstudien und Zweige, sagt Dorit Schäfer von der Kunsthalle. Sie schwärmt von für den Maler typischen knorrigen, etwas skurrilen Zweigformationen. Ein schönes Bild seien Vögel auf einem Blatt in verschiedenen Flugformationen. Es gebe aber auch Wolkenstudien, Felsen, kleinere Motive aber auch größere Landschaften.

Vorlagen für berühmte Gemälde von Caspar David Friedrich

Viele Motive habe Caspar David Friedrich in den darauffolgenden Jahrzehnten immer wieder in seinen Gemälden verwendet, und zwar in herausragenden Gemälden.

Die Skizzen seien nicht von lockerer Hand schnell hingezaubert. Der Künstler führe stattdessen langsam die Hand, und, so Dorit Schäfer, verwende verschiedene Härtegrade bei den Bleistiften. Die Leiterin des Kupferstichkabinetts in Karlsruhe sieht darin frühe Beispiele für die Kunst, mit dem Bleistift zu zeichnen.

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S. Fischer Verlag, 254 Seiten, 25 Euro
ISBN 978-3-10-397252-8

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