Auffällig, überzeugend und provokativ: Das Plakat als Mittel der Meinungsbildung
Als Medium der Massenkommunikation, das Meinung bilden will, hat das politische Plakat eine lange Tradition. Wobei das Ziel immer das gleiche ist: Es soll auffallen, von einer Idee überzeugen, zum Handeln auffordern und auch provozieren.
Wobei es wichtig ist, dass das Plakat in Text und Bild auf den ersten Blick den Betrachter ins Auge sticht. Ob an Billboards, Mauern, Häuserwänden oder beim Durchscrollen in sozialen Netzwerken. Deshalb ist seine Bildsprache knapp und reduziert auf die wesentliche Aussage.
Revolutionäre Forderungen und Mobilisierung von Wählern
Die ersten politischen Plakate in Deutschland kamen während der Zeit der politischen Unruhen der Revolution von 1848 auf.
Damals forderten die Revolutionäre unter anderem demokratische Wahlen, die Aufhebung der Pressezensur und des Versammlungsverbots.
Seine Blütezeit erlebte das politische Plakat dann in der Weimarer Republik in den 1920er-Jahren. Auch hier wurde es genutzt, um politische Botschaften zu verbreiten und Wähler zu mobilisieren, wie später während des Nationalsozialismus, als das politische Plakat ein wichtiges Instrument zur Verbreitung der Ideologie war.
Emotionalität während der Weimarer Republik
„Zerreißt die Ketten des Kapitalismus“: Mit diesem Spruch warb die SPD im Jahr 1919 um Wählerstimmen. Der erste Weltkrieg war vorbei, der Kaiser hatte abgedankt und Deutschland wurde zur Republik.
Die Wahlkämpfe zur Zeit der Weimarer Republik wurden sehr emotional geführt und das politische Plakat wurde zu einem wichtigen Instrument der politischen Auseinandersetzung zwischen den Parteien.
Politik im Künstlerplakat
Die Aufbruchstimmung der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg inspirierte auch zahlreiche Künstler, ihre politische Ansicht kundzutun.
So hat Max Pechstein beispielweise das Plakat „An die Laterne“ gestaltet, in dem er für eine anarchistische Zeitschrift warb, die in Berlin erschien.
„Nie wieder Krieg“
Auch die Grafikerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz, die zu den bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts zählt, brachte ihre politischen Haltung künstlerisch zum Ausdruck.
Wegen des Verlusts ihres Sohnes, der im Ersten Weltkrieg fiel, gestaltete sie für verschiedene soziale Organisationen Lithografien, die ihre pazifistische Haltung widerspiegeln.
Ihr politisches Plakat von 1924 mit dem Apell „Nie wieder Krieg“, das sie für die „sozialistische Arbeiterjugend“ schuf, ist das bis heute wohl bekanntestes Anti-Kriegsplakat und wurde auch von Friedensbewegungen der 1970er- und 80er-Jahre verwendet.
„Unterwegs in Sachen Kunst und Politik“
Während in der DDR das politische Plakat vorwiegend der staatlichen Propaganda diente, war es in der Bundesrepublik eher Medium eines pluralistischen Diskurses in der Gesellschaft.
Dies macht sich auch der studierte Jurist, Grafiker und Plakatkünstler Klaus Staeck, der in den 1950er-Jahren von der DDR nach Heidelberg übersiedelte, zunutze. Bis heute ist er „unterwegs in Sachen Kunst und Politik“.
Pointierte und provokante Botschaften
Seit den 1970ern kommentiert er kritisch und ironisch das politische Geschehen und dessen Akteure.
Legendär sein Plakat zur Bundestagswahl 1972: Eine Villa in Hanglage, im Hintergrund der blaue Himmel, darauf zu lesen: „Deutsche Arbeiter! Die SPD will Euch Eure Villen im Tessin wegnehmen.“
Demokratie, Umweltverschmutzung, Klimawandel, Menschenrechte oder Korruption: Zu allem fallen Staeck pointierte, provokante grafische Botschaften ein. Diese haben auch zu Kontroversen geführt und er wurde wegen seiner Plakate oft verklagt – was dem heute 86-Jährigen letztendlich nur zu noch mehr Popularität verholfen hat.
Ebenso populär ist das Plakat als Mittel der politischen Meinungsäußerung bis heute, zumal es auch immer mehr durch die digitalen Medien seine Verbreitung findet.