- Gemeinschaftsgarten in Worms
- Skulpturengarten in Künzelsau
- Lapidarium in Stuttgart
- Barocker Terrassengarten in Kirchheimbolanden
- Besuch im Schrebergarten
Gärten in ihren unterschiedlichsten Formen
In die Gestaltung eines Gartens fließt mitunter genauso viel Herzblut wie in die Inneneinrichtung eines Wohnbereichs, wenn nicht sogar noch mehr. Für viele ist ein Garten mehr als ein Stückchen Grün mit Blumen und Pflanzen, sondern eine echte grüne, idyllische Oase. Was allerdings als schön oder idyllisch empfunden wird, ist so unterschiedlich wie die Art der Nutzung. Wir stellen einige besondere Gärten und ihre Gestaltungsformen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz vor.
Gemeinschaftsgarten in Worms
Der Gemeinschaftsgarten in Worms ist vor zehn Jahren entstanden und bietet unterschiedlichsten Gruppen und Initiativen Raum zur freien Entfaltung – darunter auch Kindern, Senioren oder Menschen mit psychischen Erkrankungen. Die Idee ist, dass sich verschiedene Generationen und Kulturen begegnen, von- und miteinander lernen und ihre eigenen Wünsche und Fähigkeiten einbringen, um einen Ort gemeinsam gestalten zu können.
Platz zur Gestaltung gibt es in Worms-Pfiffligheim mit 3500 Quadratmetern Fläche reichlich. Neben der großen grünen Oase mit Bienenstöcken, Lehmöfen, Bäumen, Hecken, Beeten und einer kleinen Hütte steht die Gemeinschaft bei diesem Garten im Vordergrund.
So finden regelmäßig Lagerfeuergottesdienste, Feste, Picknicke, Seminare oder Projektwochen statt. Willkommen ist jeder, der Sinn für Natur, Gemeinschaft und Nachhaltigkeit hat. Bislang bringen über 45 Gruppen und Initiativen ihre Ideen in das Projekt ein: zum Beispiel einen Unterstand für Alpakas – wie derzeit einer errichtet wird.
Der Wormser Gemeinschaftsgarten
Skulpturengarten Würth
Wer Gartenkunst und skulpturale Kunst verbinden möchte, ist im Skulpturengarten Würth in Künzelsau gut aufgehoben. Hier kann man über 60 Skulpturen jeglicher Form und Größe kostenlos in der öffentlich zugänglichen Anlage bestaunen und erleben. Denn einige Kunstwerke laden zum Verweilen ein oder werden in einer App eingehender beleuchtet.
So kann man etwa auf fabelhaften bunten Stühlen aus Tierbeinen und Menschenhänden des Nördlinger Künstlers Lun Tuchnowski Platz nehmen und Natur und Kunst auf sich wirken lassen. Unter schattenspendenden Obstbäumen lässt sich auch wunderbar das Licht- und Farbenspiel der Kunstwerke zu unterschiedlichen Tageszeiten und Wetterphasen beobachten.
Lapidarium in Stuttgart
Eine versteckte grüne Perle kann man am südlichen Rand der Stuttgarter Innenstadt finden. Das Städtische Lapidarium ist eine Art mediterrane Oase – angelegt als Garten einer gründerzeitlichen Villa, beherbergt es eine Antiken-Sammlung und Fragmente früherer Stuttgarter Gebäude.
Zugleich ist es ein atmosphärisch reizvoller Veranstaltungsort verschiedenster kultureller Formate. Wer sich also zwischen historischer Parkanlage, Freilichtmuseum und einer Art „steinernem Bilderbuch“ der Stadtgeschichte nicht entscheiden kann, kann dem Lapidarium Stuttgart einen Besuch abstatten und sollte nicht so skeptisch sein wie die Württemberger damals.
Götter, Klappstühle und Bäume
Den Grundstein für die Anlage, wobei hierin auch schon der Namensursprung liegt, nämlich „Lapis“, was Stein auf Lateinisch heißt, legte Karl von Ostertag-Siegle 1905. Er legte den Park nach Vorbildern italienischer Renaissancegärten an, weshalb in der Anlage Götterstandbilder, Friese aus Marmor, lateinische Inschriften, Säulen, Brunnen und ein griechischer Pan zu finden sind.
Seit 1950 ist die Anlage im Besitz der Stadt. Auf Initiative von Gustav Wais wurde das Städtische Lapidarium mit über 200 Plastiken und Überresten zerstörter oder abgerissener Bauten Stuttgarts errichtet.
Unter den Baufragmenten finden sich etwa ein Portalfragment des Alten Steinhauses um 1286, eines der ältesten Häuser Stuttgarts, die Eingangsfassade zum Wohnhaus des Baumeisters Heinrich Schickardt (1596–1602) oder die Jaspis-Schale aus dem Besitz Königin Olgas (1858). Bedeutende Plastiken sind unter anderem die „Nymphengruppe“ von Johann Heinrich Dannecker (1758–1841) und die Marmorfigur „Luna“ von Adolf von Hildebrand (1847–1921).
Barocker Terrassengarten in Kirchheimbolanden
Für einen künftigen Ausflug ins Grüne sollten sich Gartenarchäologie-Interessierte einen dicken Merkposten auf die Bucketlist setzen, denn hinter dem Kirchheimbolandener Schloss schlummert ein Stück barocker Gartenkultur.
Seit über 15 Jahren wird hier an einer Revitalisierung eines Terrassengartens aus dem 18. Jahrhundert getüftelt. Laut dem Heidelberger Archäologen und Bauforscher Achim Wendt ist es ein deutschlandweit einmaliges gartenarchäologisches Projekt. Es brauche viel Geduld und Muße, den ursprünglichen Berg-Garten, der während der Barockzeit zur Schlossanlage der Fürsten von Nassau-Weilburg gehörte, wieder zu beleben.
Deutschlandweit einzigartiges Projekt von Garten-Archäologie
Eine Eins-zu-Eins-Rekonstruktion sei allerdings ausgeschlossen, da die Pläne aus der Barockzeit zu wenig Informationen lieferten, so Wendt. Einiges ist schon getan, vieles steht dem barocken Terassengarten mit lebhafter Vergangenheit noch bevor. Zig mal wurde er umgestaltet, zuletzt aufgefüllt und als Weinberg genutzt, nun ist die Grundstruktur mit Treppen und Mauern gelegt.
Das Herzstück des weitestgehend symmetrisch entstehenden Terrassengartens sollen eine prächtige Grotte und eine Wasserkaskade bilden. Schritt für Schritt wird er wieder zum Leben erweckt, mit Pavillons von der Lindenallee ganz unten bis hoch zum Kastanienhain, in dem sich das Bassin versteckt, dass die Wasserspiele speist.
Der barocke Terrassengarten in Kirchheimbolanden
Besuch im Schrebergarten
Schrebergärten sind wie Campingplätze: Die einen lieben sie, die anderen finden sie eigentümlich, ja fast schon ein bisschen spießig. Dass ein Schrebergarten aber nicht immer was für Streber ist, sondern einfach für Genießer, Naturliebhaber und vielleicht Sparer, zeigt ein Besuch im Schrebergarten.
Egal welchem man einen Besuch abstattet, eins haben alle gemeinsam, nämlich das Bundeskleingartengesetz (BKleinG), nachdem ein Kleingarten ein Garten ist, der nach Ziffer 1 des BKleinG dem „Nutzer (Kleingärtner) zur nichterwerbsmäßigen gärtnerischen Nutzung, insbesondere zur Gewinnung von Gartenbauerzeugnissen für den Eigenbedarf und zur Erholung dient (kleingärtnerische Nutzung)“.
Kleingarten: Das Vorbild des hippen „Urban Gardenings“
Das klingt erstmal streng und tatsächlich ist es das ein bisschen auch, wenn man bedenkt, dass regelmäßig, also jährlich, eine Gartenbegehung durch den Vorstand der Kleingartenanlage stattfindet. Denn Vorschrift ist auch, dass die Parzelle zu einem Drittel für den Anbau von Obst und Gemüse, zu einem Drittel für Blumen und Ziergehölze und einem Drittel für Erholung und Freizeit genutzt werden muss.
Ordnung muss eben sein. Doch dafür hat man weitgehend Freiheiten, nämlich zum Beispiel bei der Auswahl der Obst-, Gemüse- oder Pflanzensorten. Wenn man das alles beachtet, ist man unabhängig von den Preisen im Supermarkt.
Der Besuch im Schrebergarten lohnt sich allemal – um in eine kleine heile Welt einzutauchen oder als Inspirationsquelle für das sogenannte „Urban Gardening“. Im Prinzip ist es das gleiche, nur der Name ist hipper.