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Vier besondere Freilichtmuseen im Südwesten

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Autor/in
Sophia Volkhardt
Sophia Volkhardt

In Museumsdörfern in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz scheint die Zeit stehen geblieben zu sein: Originalbauten, längst vergessenen Arbeitsutensilien und Mitmachaktionen lassen in Freilichtmuseen die Vergangenheit wieder aufleben.

Alter Schreibtisch
Eintauchen in die Arbeitswelt vergangener Zeiten? Das geht beispielsweise im Freilichtmuseum in Bad Sobernheim.

Eintauchen in andere Zeiten

Wie lebten unsere Vorfahren vor hunderten, ja tausenden von Jahren? Mit welchen Herausforderungen hatten sie zu kämpfen? Mit welchen Zerstreuungen haben sie sich das Leben versüßt? All diesen Fragen kann in Freilichtmuseen nachgegangen werden.

Was im Schulunterricht vielleicht abstrakt bleibt, wird in den Museumsdörfern anschaulich erlebbar. In Originalbauten, mit Originalrequisiten oder Kostümen sollen Besucher*innen das Leben und Arbeiten in den Regionen in vergangenen Jahrhunderten eintauchen können. Wir stellen vier Freilichtmuseen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz vor.

Rheinland-Pfälzisches Freilichtmuseum Bad Sobernheim

Fachwerkhäuser in grüner Landschaft
Das Rheinland-Pfälzische Freilichtmuseum in Bad Sobernheim

Eine Zeitreise durch die Geschichte im Nachtigallental in Bad Sobernheim in Rheinland-Pfalz verspricht das Rheinland-Pfälzische Freilichtmuseum. Hierzu wurde ein großer Aufwand betrieben: Rund 40 Originalgebäude wurden im ganzen Bundesland abgebaut und im Freilichtmuseum detailgetreu wieder aufgebaut. Jetzt kann man hier in vier Baugruppen das Leben und Arbeiten in der Region über die letzten 500 Jahre erkunden.

Auf Ackerflächen, Gärten und Streuobstwiesen werden alte regionale Pflanzensorten kultiviert.

Unterschiedliche Wechselausstellungen zu unterschiedlichen Themen greifen den ländlich geprägten Alltag der Vorfahren auf und sollen zum Ausprobieren und Mitmachen einladen – so wird auch die Erinnerung an inzwischen ausgestorbene Handwerke wach gehalten. Eine Besonderheit: In dem Freilichtmuseum gibt es mit „ZeitWende“ den ersten Escape Room in einem Freilichtmuseum, der eine Zeitreise ins Jahr 1948 mit sich bringt.

Öffnungszeiten Rheinland-Pfälzisches Freilichtmuseum Bad Sobernheim:
März bis Oktober: 9 bis 18 Uhr (letzter Einlass um 17 Uhr) – in den Schulferien auch montags
Eintrittspreise: Erwachsene 9 Euro, Kinder ab 6 Jahren 2 Euro, Studierende / Schüler*innen / Gäste mit Handicap 8 Euro

Pfahlbauten in Unteruhldingen

Langer Steg führt zu Pfahlbauten im Bodensee
Das Pfahlbaumuseum Unteruhldingen am Bodensee ist ein archäologisches Freilichtmuseum mit angeschlossenem Museumsbau. Das Museum zeigt Rekonstruktionen von 23 Pfahlbauten.

Es soll das älteste archäologische Freilichtmuseum in Deutschland sein: Die Pfahlbauten Unteruhldingen am Bodensee. Hier können Besucher*innen auf über 10.000 Jahre Geschichte zurückblicken und in eine längst vergangene, versunkene Welt eintauchen.

Die Pfahlbauten sind heute Weltkulturerbe, eröffnet wurde das Museum 1922. Außerdem ist dem Museum ein wissenschaftliches Forschungsinstitut angeschlossen. Mit knapp 300.000 Besucher*innen zählen die Pfahlbauten zu den größten und bestbesuchten Freilichtmuseen in Europa.

Das Museum wird stetig weiterentwickelt – seit diesem Jahr gibt es auf dem Gelände einen neuen Bau, in dem unter anderem Originalfunde präsentiert werden. Außerdem lädt hier jetzt eine neue Multimediashow zu einem virtuellen Tauchgang zu den Pfahlbauten im Bodensee ein.

Im Anschluss gelangen die Besucher*innen in die Dörfer aus der Stein- und Bronzezeit. Darüber hinaus gibt es einen Steinzeitparcours mit Pfahlbautenkino, in dem Archäologen die Techniken des Hausbaus in der Zeit anschaulich erklären. Außerdem gibt es natürlich auch hier vielfältige Mitmachangebote für Groß und Klein.

Öffnungszeiten Pfahlbauten Unteruhldingen: Von Mai bis September: Täglich von 10 bis 18 Uhr
Eintrittspreise: Erwachsene: 12 Euro, Kinder von 5 – 15 Jahren: 8,00 Euro, Studierende / Schüler*innen ab 16 Jahren: 11 Euro (mit Nachweis), Gäste mit Handicap: 11 Euro (mit Nachweis)
Kinder bis 4 Jahren müssen keinen Eintritt zahlen

Römervilla am Silberberg in Bad Neuenahr-Ahrweiler

Stege über antiken Räumen
Eine Art Pompeji im Kleinformat: Am Ahrweiler Silberberg wurde bei Straßenarbeiten das Herrenhaus eines römischen Gutshofes ausgegraben.

In Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz ist Forschern ein Glücksfund gelungen. 1980 wurden beim Ausbau einer Straße die Reste eines Herrenhauses eines römischen Gutshofes aus dem 2. bis 3. Jahrhunderts entdeckt. Die Mauern sind sehr gut erhalten – sogar Wandmalereien sind darauf zurückgeblieben. Durch einen Hangrutsch war der Hof wohl im 5. Jahrhundert nach Christus verschüttet worden; unter den Erdmassen wurde das Gemäuer wie in einer Art Zeitkapsel konserviert.

Gemüse und Obst auf Steinen
Die Küche in der Römervilla Silberberg.

Zehn Jahre dauerten die Ausgrabungen. Neben den erstaunlichen Malereien wurde auch eine komplett erhaltene Fußbodenheizung, eine Küche und eine Badeanlage entdeckt, die erstaunliche Einblicke in das Leben der Antike, in diesem Fall vor allem die gehobene römische Wohnkultur und Lebensweise geben. Die Besucher*innen können die Gemäuer heute mithilfe von Stegen auf über 1.000 Quadratmetern begutachten.

Um die Mauern zu schützen wurde eine Art Schutzdach darüber erbaut. Aber: Es ist kein abgeschlossener Raum, das heißt Freilicht- und vor allem Freiluftmuseum ist die Römervilla am Silberberg auf jeden Fall.

Öffnungszeiten: Römervilla am Silberberg: Dienstag bis Sonntag und Feiertags 10 bis 17 Uhr Eintrittspreise: Erwachsene 6 Euro, Kinder 3 Euro, Studierende / Schüler*innen 3 Euro, Menschen mit Handicap 3 Euro

Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof

Besucher gehen auf dem Gelände des Freilichtmuseums Vogtsbauernhof auf einem Weg.
Das Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach wurde 1964 gegründet und ist damit eines der ältesten Freilichtmuseen Baden-Württembergs.

Wer sich für die Kulturgeschichte des Schwarzwaldes – jenseits von Klischees wie Kuckucksuhren und Schwarzwälderkirschtorten – interessiert, der kann im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach viel über das Leben, die Arbeit und die Herausforderungen der Menschen vor Ort erfahren. Dadurch, dass unterschiedliche Zeitebenen im Museum dokumentiert sind, werden auch die kultur- und sozialgeschichtlichen Veränderungen der letzten Jahrhunderte anschaulich.

Seinen Namen verdankt das Museum dem 1612 errichteten Vogtsbauernhof. Mit der Eröffnung des Museums 1964 war der Hof auf einen Schlag der Inbegriff des Schwarzwaldhauses, das weit über die Grenzen der Bundesrepublik bekannt ist.

Eines der ältesten Gebäude in einem Freilichtmuseum

Das Museum ist nach eigenen Angaben eine der wenigen kommunalen Kultureinrichtungen, die sich als Eigenbetrieb wirtschaftlich selbst tragen kann. Man verstehe sich als kulturelles Forum für den ganzen Schwarzwald. Im Laufe der Zeit wurden weitere Gebäude mit in den musealen Hausbestand aufgenommen.

Zum Beispiel gelangte mit dem sogenannten Schlössle von Effringen 2015 bis 2017 das erste Gebäude aus dem Nordschwarzwald auf das Gelände des Freilichtmuseums. Es ist eines der ältesten Häuser, die in einem deutschen Freilichtmuseum zu sehen sind, urkundlich wird es zum ersten Mal im 14. Jahrhundert erwähnt.

2023 kam die jüngste Erweiterung des Freilichtsmuseums dazu, das Ortenauhaus.

Im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof wird altes Handwerk, wie das Schnapsbrennen, gezeigt, aber auch historische Getreidesorten kultiviert oder ein großer Viehbestand an alten Haustierrassen gezeigt.

Öffnungszeiten Freilichtmuseum Vogtsbauernhof: 9 bis 18 Uhr (letzter Einlass um 17 Uhr) Eintrittspreise: Erwachsene 12 Euro, Kinder ab sechs Jahren 6,50 Euro, Studierende 11 Euro

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