Maestras – das ist ein neues Wort und steht für 51 Malerinnen, mit deren Werken das Arp-Museum in Remagen ein faszinierendes Gesamtbild rein weiblicher Kunst durch die Jahrhunderte zeigt. Das ist alles andere als selbstverständlich, denn in der Geschichte der Kunst wurden die Werke von Frauen lange übergangen.
Zu Lebzeiten berühmt, später vergessen
Einige der in Remagen gezeigten Künstlerinnen waren zu Lebzeiten berühmt und gerieten später in Vergessenheit. So zum Beispiel die Barock-Malerin Elisabetta Siranis aus Bologna, die zu ihrer Zeit ein Star war und zusammen mit Guido Reni genannt wurde.
Die Kuratorin Susanne Blöcker findet, Siranis Wiederentdeckung stehe für einen Trend: viele Museen entdeckten gerade die Künstlerinnen in den eigenen Depots.
In vielen Depots lagerten „hervorragende Werke von Malerinnen, die aber nicht restauriert wurden. Warum wurden sie nicht restauriert? Warum hat man sie beiseite gelassen? Weil sie nicht mehr im Fokus standen, auch wenn sie in ihrer Zeit berühmt waren. Das wollen wir ändern mit solchen Ausstellungen“, sagt Susanne Blöcker.
Die Depots sind voller hervorragender Werke
Üppige Buchmalerei aus einem mittelalterlichen Nonnenkloster der Hildegard von Bingen eröffnet die Schau. Direkt daneben in einer Faksimileausgabe ein prächtiger Codex. Darin kann man sogar blättern.
Am Rand eines Oster-Bildnisses ungefähr aus dem Jahr 1300 findet sich das miniaturhafte Selbstporträt samt Namenszug: Malerin war die Zisterziensernonne Gisela von Kerssenbrock. Auch sie gehört für die Ausstellungsmacherinnen zu den „Maestras“.
In Italien konnten sich Künstlerinnen entfalten
Über die Jahrhunderte gesehen konnten sich die Malerinnen besonders im Italien der Renaissance und des Barock entfalten. Oft half es, wenn sie einen berühmten Vater hatten.
Thematisch hätten die Malerinnen über die Jahrhunderte hinweg gemalt, was ihnen vor die Staffelei kam, sagt Kuratorin Susanne Blöcker – vielleicht mit Ausnahme von Akten. Das galt lange als unschicklich.
Ein ganzer Saal ist in Remagen mit Stillleben bestückt. In der Mitte liegt wieder ein Buch zum Blättern: eine südamerikanische Pflanzen- und Insektenkunde von Maria Sibylla Merian.
„Spielt es eine Rolle, wer den Pinsel hält?“
Ein speziell weiblicher Blick auf die gemalten Objekte fällt in diesem Saal nicht auf. Am ehesten erlebt man den in den beiden Sälen mit Werken, die rund ums Jahr 1900 entstanden.
Etwa, wenn sie Mutterschaft zum Thema haben. Käthe Kollwitz ist dabei und eine Stillende, gemalt von der Degas-Freundin Mary Cassat. In dieser Mutter-Kind-Beziehung entdeckt man eine große Intimität, aber nichts Madonnenhaftes mehr.
Bis zu Sophie Taueber-Arp führt der Reigen der Maestras. Es gibt viel Biographisches zu den 51 ausgewählten Malerinnen zu erfahren. Direkt frauen-politisch wird die Schau aber nicht.
Identitätspolitische Fragen werden nicht beantwortet
„Spielt es eine Rolle, wer den Pinsel hält? Oder an welcher Stelle spielt es eine Rolle, und verändert es den Blick? Gibt es so was wie einen weiblichen Blick?“, fragt etwa Arp-Museumschefin Julia Wallner.
Das Arp-Museum hat sich diese identitätspolitischen Fragen schon gestellt, beantwortet sie aber bewusst nicht. Was hier glückt: Jedes der gezeigten Werke der Malerinnen kann aus sich heraus wirken.
Durch diese 68 Werke der Malerinnen entsteht ein faszinierendes Gesamtbild von großer Kunst quer durch die Jahrhunderte.
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