Deutscher Fernsehpreis für Lebenswerk

Mario Adorf – Filmkarriere zwischen Winnetou-Schurke und dem großen Bellheim

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Autor/in
Dominic Konrad
Dominic Konrad, Autor und Redakteur bei SWR Kultur und SWR Musik
Nachts, wenn der Teufel kam (1957) mit Rose Schäfer und Mario Adorf
Ab Mitte der 1950er-Jahre spielt Mario Adorf bei den Münchner Kammerspielen. Die Rolle eines psychopathischen Mörders im Film „Nachts, wenn der Teufel kam“ (1957) bringt ihm größere Bekanntheit und den Bundesfilmpreis als bester Schauspieler.
Winnetou I (1963) mit Mario Adorf als Santer
Den großen Durchbruch erfährt Adorf 1963 als Santer, den Widersacher im ersten Teil der „Winnetou“-Reihe. Die Rolle prägt Adorfs Karriere: Häufig wird er als Ganove, Mafioso oder zwielichtiger Charakter besetzt.
Die verlorene Ehre der Katharina Blum (1975) mit Angela Wilker und Mario Adorf
Unter der Regie von Volker Schlöndorff dreht Adorf in den 1970er-Jahren zwei Filme: In „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ nach Heinrich Bölls gleichnamiger Erzählung spielt er den Kommissar, der den durch die Boulevardpresse begangenen Rufmord an der geschiedenen Wirtschafterin (gespielt von Angela Wilker) beobachtet.
Die Blechtrommel (1979) mit David Bennent, Mario Adorf und Katharina Thalbach
1979 besetzt Schlöndorff den Schauspieler in seiner Günther-Grass-Verfilmung „Die Blechtrommel“ als Alfred Mazerath, den Vater von Hauptfigur Oskar Mazerath (David Bennent). Als erste deutsche Produktion gewann der Film 1980 den Oscar als bester nicht-englischsprachigen Film.
Lola (1981) mit Mario Adorf
Unter der Regie von Rainer Werner Fassbinder spielt Adorf 1981 in „Lola“ neben Barbara Sukowa, Armin Mueller-Stahl und Helga Feddersen. Der Film wird beim Bundesfilmpreis als bester Spielfilm ausgezeichnet.
Via Mala (1985) mit Milena Vukotic und Mario Adorf
Auch in Fernsehfilmen spielt Mario Adorf, so etwa in der dreiteiligen Verfilmung von John Knittels Roman „Via Mala“ (1985). Adorf spielt einen trunksüchtigen und gewalttätigen Familienvater, dessen Kinder sich dazu entschließen, ihn zu ermorden.
Kir Royal (1986) mit Mario Adorf
„Isch scheiß disch so was von zu mit meinem Geld, dass du keine ruhige Minute hast“ – Diese denkwürdigen Zeilen raunt Adorf als Heinrich Haffenloher dem Reporter Baby Schimmerlos (Franz Xaver Kroetz) zu. Eine unvergessliche Szene aus Helmut Dietls beißender Satire auf den Münchner Bouelvard-Journalismus „Kir Royal“ .
Prinzessin Fantaghirò (1991) mit Mario Adorf
Auch in italienischen Produktionen spielt Adorf immer wieder. Regelrechten Kultstatus hat das Anfang der 1990er-Jahre produzierte Fernsehmärchen „Prinzessin Fantaghirò“, in dem Adorf den Vater der in Männerkleidern verkleideten Titelheldin spielt.
Pizza Colonia (1991) mit Mario Adorf und Marita Ragonese
Auch in Komödien überzeugt Adorf immer wieder, etwa in der Rolle des italienischen Gastwirts Francesco Serboli in „Pizza Colonia“.
Der große Bellheim (1991) mit Mario Adorf bei einer Misswahl.
Einige seiner ikonischsten Rollen spielt Adorf in den 1990er-Jahren unter der Regie von Dieter Wedel, darunter 1993 die Rolle des Kaufhaus-Magnaten Peter Bellheim im TV-Mehrteiler „Der große Bellheim“.
Der Schattenmann (1994) mit Mario Adorf, Stefan Kurt, Heinz Hoenig, Heiner Lauterbach, Christine Reinhart, Maja Maranow, Jennifer Nitsch, Isa Haller, Don F. Jordan, Beatrix Bilgen
In „Der Schattenmann“ verkörpert Adorf an der Seite von Heiner Lauerbach, Stefan Kurt, Heinz Hoenig und Günther Strack den Strippenzieher in der Frankfurter Halbwelt.
Rossini (1997) mit Mario Adorf
Ein weiteres Mal besetzt Helmut Dietl Mario Adorf in einer Satire über die Münchner Schickeria. In „Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief“ spielt Adorf den Restaurant-Betreiber Paolo Rossini, einen Strippenzieher der High-Society in der bayerischen Landeshauptstadt.
In der Rolle des Hagen von Tronje berührt Schauspieler Mario Adorf am 14.8.2002 bei einer Probe zur Dieter-Wedel-Inszenierung "Die Nibelungen" in Worms das sagenumwobene Schwert Balmung in den Händen Siegfrieds (Götz Schubert).
Auch wenn Adorf heute in München lebt, bleibt er seiner rheinland-pfälzischen Heimat verbunden. 2002 initiiert Adorf die Wiedereinführung der Nibelungenfestspiele und holt Regisseur Dieter Wedel an Bord. In der ersten Aufführung vor dem Wormser Dom spielt Adorf die Rolle des Hagen von Tronje.

Seines ist eines der markantesten Gesichter des deutschen Nachkriegsfilms: Der in Mayen aufgewachsene Mario Adorf spielte sich in Filmen und Fernsehproduktionen wie „Die Blechtrommel“, „Kir Royal“ und „Der Schattenmann“ ins kollektive Gedächtnis der Deutschen. Nun wurde der 94-Jährige mit dem Ehrenpreis des Deutschen Fernsehpreises ausgezeichnet. Eine Filmkarriere in Bildern.

Ganoven und Mörder machen ihn zum Filmstar

Geboren wird Mario Adorf am 8. September 1930 in Zürich als nicht-ehelicher Sohn einer Röntgen-Assistentin und eines italienischen Chirurgen. Seine Mutter flieht hochschwanger aus Italien, um den Sohn nicht nach der Entbindung in staatliche Obhut geben zu müssen. Adorf wächst in Mayen auf, studiert ab 1950 an der Mainzer Universität Geisteswissenschaften.

1953 beginnt Adorf eine Schauspielausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München und spielt an den Münchner Kammerspielen. 1957 gelingt ihm der Durchbruch als Filmschauspieler in Robert Siodmaks Kriminalfilm „Nachts, wenn der Teufel kam“ in der Rolle eines psychisch kranken Serienmörders. Bis heute unvergessen ist seine Darstellung des „Winnetou“-Schurken Santer in der Karl-May-Verfilmung von 1963. Die Ganovenfiguren prägen seine Rollen über seine gesamte Karriere.

Adorf initiiert die Rückkehr der Nibelungen an den Wormser Dom

Adorf arbeitet mit Regiegrößen wie Billy Wilder („Fedora“), Rainer Werner Fassbinder („Lola“) oder Volker Schlöndorff zusammen, in dessen Oscar-prämierter Grass-Verfilmung „Die Blechtrommel“ er den Vater der Hauptfigur Oskar Mazerath spielt. Mehrfach dreht er auch mit Helmut Dietl („Kir Royal“ und „Rossini“) und Dieter Wedel, der ihn prominent in den Fernseh-Mehrteilern „Der große Bellheim“, „Der Schattenmann“ und „Die Affäre Semmeling“ besetzt.

Für seine rheinland-pfälzische Heimat engagiert sich Adorf bis heute. 2002 gehörte er zu den treibenden Kräften hinter den neuen Nibelungenfestspielen in Worms. Adorf selbst spielt vor dem Wormser Dom 2002 die Rolle des Hagen von Tronje und 2003 die des Sprechers. Seit 2018 verleihen die Festspiele den Mario-Adorf-Preis für herausragende künstlerische Leistungen.

Seine Ehrung beim Deutschen Fernsehpreis konnte der 94-Jährige bei der Verleihung am 25. September 2024 in Köln nicht persönlich entgegennehmen. In einer Videobotschaft bedankte sich der Schauspieler. „Ich nehme an, dass es der letzte Preis ist.“ Das sehe er aber nicht negativ, er könne den Preis mit diesem Wissen besonders schätzen.

Köln

"Ich nehme an, dass es der letzte Preis ist" Deutscher Fernsehpreis für sein Lebenswerk: Mario Adorf ausgezeichnet

Mario Adorf bekam am Mittwoch den Deutschen Fernsehpreis für sein Lebenswerk. Der Schauspieler ist in Mayen aufgewachsen und begeistert das Publikum seit den fünfziger Jahren.

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Mayen

Hoher Besuch in der Eifel Schauspieler Mario Adorf bei den Burgfestspielen in Mayen

Er ist ein internationaler Schauspieler und Weltstar. Doch seine Heimat ist Rheinland-Pfalz, genauer gesagt: Mayen. Mario Adorf hat am Sonntag Station in seiner Heimatstadt gemacht - und die Eröffnung der Burgfestspiele besucht. Der 93-jährige Schauspieler ist nicht nur Ehrenbürger der Stadt, in der er aufwuchs, sondern auch Pate des traditonsreichen Freiluftfestivals.

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Dominic Konrad
Dominic Konrad, Autor und Redakteur bei SWR Kultur und SWR Musik