"Ich nehme an, dass es der letzte Preis ist"

Deutscher Fernsehpreis für sein Lebenswerk: Mario Adorf ausgezeichnet

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Mario Adorf bekam am Mittwoch den Deutschen Fernsehpreis für sein Lebenswerk verliehen. Der Schauspieler ist in Mayen aufgewachsen und begeistert das Publikum bereits seit den fünfziger Jahren.

Der Ehrenpreis des Deutschen Fernsehpreises 2024 wurde am Mittwoch an Mario Adorf verliehen. Wie die Stifter des Preises mitteilten, wurde der 94-Jährige als "Ikone der Schauspielkunst" und herausragender Charakterdarsteller gewürdigt. Adorf habe mit seinen mehr als zweihundert Rollen Fernseh- und Filmgeschichte geschrieben und ganze Generationen mit seiner enormen Präsenz in den Bann gezogen, heißt es zur Begründung.

Die Glaubwürdigkeit, mit der er seine Figuren in Szene setze, mache seine Strahlkraft und seinen großen Erfolg aus. "Für uns als Stifter des Deutschen Fernsehpreises ist es eine große Ehre, Mario Adorf den Ehrenpreis 2024 überreichen zu dürfen", sagt WDR-Intendant Tom Buhrow, der in diesem Jahr Vorsitzender des Gremiums ist.

Adorf schickte eine Videobotschaft

Aus gesundheitlichen Gründen konnte Adorf nicht persönlich zur Gala kommen. Bei einer in seiner französischen Wahlheimat aufgenommenen Videobotschaft zeigte sich der Schauspieler aber in bester Laune. Er habe in all den Jahrzehnten nie aus gesundheitlichen Gründen eine Preisverleihung absagen müssen, sagte Adorf. "Aber jetzt mit 94 darf man ja auch mal krank sein, oder?"

Zu der Ehrung sagte er: "Ich nehme an, dass es der letzte Preis ist." Das sei für ihn aber nicht negativ, er könne den Preis dann besonders schätzen.

Nachts, wenn der Teufel kam (1957) mit Rose Schäfer und Mario Adorf
Ab Mitte der 1950er-Jahre spielt Mario Adorf bei den Münchner Kammerspielen. Die Rolle eines psychopathischen Mörders im Film „Nachts, wenn der Teufel kam“ (1957) bringt ihm größere Bekanntheit und den Bundesfilmpreis als bester Schauspieler. Bild in Detailansicht öffnen
Winnetou I (1963) mit Mario Adorf als Santer
Den großen Durchbruch erfährt Adorf 1963 als Santer, den Widersacher im ersten Teil der „Winnetou“-Reihe. Die Rolle prägt Adorfs Karriere: Häufig wird er als Ganove, Mafioso oder zwielichtiger Charakter besetzt. Bild in Detailansicht öffnen
Die verlorene Ehre der Katharina Blum (1975) mit Angela Wilker und Mario Adorf
Unter der Regie von Volker Schlöndorff dreht Adorf in den 1970er-Jahren zwei Filme: In „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ nach Heinrich Bölls gleichnamiger Erzählung spielt er den Kommissar, der den durch die Boulevardpresse begangenen Rufmord an der geschiedenen Wirtschafterin (gespielt von Angela Wilker) beobachtet. Bild in Detailansicht öffnen
Die Blechtrommel (1979) mit David Bennent, Mario Adorf und Katharina Thalbach
1979 besetzt Schlöndorff den Schauspieler in seiner Günther-Grass-Verfilmung „Die Blechtrommel“ als Alfred Mazerath, den Vater von Hauptfigur Oskar Mazerath (David Bennent). Als erste deutsche Produktion gewann der Film 1980 den Oscar als bester nicht-englischsprachigen Film. Bild in Detailansicht öffnen
Lola (1981) mit Mario Adorf
Unter der Regie von Rainer Werner Fassbinder spielt Adorf 1981 in „Lola“ neben Barbara Sukowa, Armin Mueller-Stahl und Helga Feddersen. Der Film wird beim Bundesfilmpreis als bester Spielfilm ausgezeichnet. Bild in Detailansicht öffnen
Via Mala (1985) mit Milena Vukotic und Mario Adorf
Auch in Fernsehfilmen spielt Mario Adorf, so etwa in der dreiteiligen Verfilmung von John Knittels Roman „Via Mala“ (1985). Adorf spielt einen trunksüchtigen und gewalttätigen Familienvater, dessen Kinder sich dazu entschließen, ihn zu ermorden. Bild in Detailansicht öffnen
Kir Royal (1986) mit Mario Adorf
„Isch scheiß disch so was von zu mit meinem Geld, dass du keine ruhige Minute hast“ – Diese denkwürdigen Zeilen raunt Adorf als Heinrich Haffenloher dem Reporter Baby Schimmerlos (Franz Xaver Kroetz) zu. Eine unvergessliche Szene aus Helmut Dietls beißender Satire auf den Münchner Bouelvard-Journalismus „Kir Royal“ . Bild in Detailansicht öffnen
Prinzessin Fantaghirò (1991) mit Mario Adorf
Auch in italienischen Produktionen spielt Adorf immer wieder. Regelrechten Kultstatus hat das Anfang der 1990er-Jahre produzierte Fernsehmärchen „Prinzessin Fantaghirò“, in dem Adorf den Vater der in Männerkleidern verkleideten Titelheldin spielt. Bild in Detailansicht öffnen
Pizza Colonia (1991) mit Mario Adorf und Marita Ragonese
Auch in Komödien überzeugt Adorf immer wieder, etwa in der Rolle des italienischen Gastwirts Francesco Serboli in „Pizza Colonia“. Bild in Detailansicht öffnen
Der große Bellheim (1991) mit Mario Adorf bei einer Misswahl.
Einige seiner ikonischsten Rollen spielt Adorf in den 1990er-Jahren unter der Regie von Dieter Wedel, darunter 1993 die Rolle des Kaufhaus-Magnaten Peter Bellheim im TV-Mehrteiler „Der große Bellheim“. Bild in Detailansicht öffnen
Der Schattenmann (1994) mit Mario Adorf, Stefan Kurt, Heinz Hoenig, Heiner Lauterbach, Christine Reinhart, Maja Maranow, Jennifer Nitsch, Isa Haller, Don F. Jordan, Beatrix Bilgen
In „Der Schattenmann“ verkörpert Adorf an der Seite von Heiner Lauerbach, Stefan Kurt, Heinz Hoenig und Günther Strack den Strippenzieher in der Frankfurter Halbwelt. Bild in Detailansicht öffnen
Rossini (1997) mit Mario Adorf
Ein weiteres Mal besetzt Helmut Dietl Mario Adorf in einer Satire über die Münchner Schickeria. In „Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief“ spielt Adorf den Restaurant-Betreiber Paolo Rossini, einen Strippenzieher der High-Society in der bayerischen Landeshauptstadt. Bild in Detailansicht öffnen
In der Rolle des Hagen von Tronje berührt Schauspieler Mario Adorf am 14.8.2002 bei einer Probe zur Dieter-Wedel-Inszenierung "Die Nibelungen" in Worms das sagenumwobene Schwert Balmung in den Händen Siegfrieds (Götz Schubert).
Auch wenn Adorf heute in München lebt, bleibt er seiner rheinland-pfälzischen Heimat verbunden. 2002 initiiert Adorf die Wiedereinführung der Nibelungenfestspiele und holt Regisseur Dieter Wedel an Bord. In der ersten Aufführung vor dem Wormser Dom spielt Adorf die Rolle des Hagen von Tronje. Bild in Detailansicht öffnen

Aufgewachsen in Mayen in der Eifel

Mario Adorf ist in Mayen in der Eifel aufgewachsen. Nach dem Abitur studierte er in Mainz unter anderem Philosophie, Psychologie, Literatur-, Musik- und Theaterwissenschaft. Sein Handwerk als Schauspieler erlernte er ab 1953 an der Münchner Otto-Falckenberg-Schule und gehörte ab 1955 zum Ensemble der Münchner Kammerspiele.

Sein Durchbruch als Film-Schauspieler gelang ihm 1957 als brutaler Massenmörder Bruno in Robert Siodmaks "Nachts, wenn der Teufel kam". Seitdem war er in mehr als zweihundert weiteren Rollen in Film und Fernsehen zu sehen. Wie der Stifterkreis hervorhebt, hat er sich darin als vielseitiger wie eindrucksvoller Künstler gezeigt.

Adorf lebt schon seit vielen Jahren nicht mehr in Mayen, ist aber nach wie vor noch eng mit seiner Heimatstadt verbunden. Er hat auch die Patenschaft der Burgfestspiele übernommen.

Mayen

Hoher Besuch in der Eifel Schauspieler Mario Adorf bei den Burgfestspielen in Mayen

Er ist ein internationaler Schauspieler und Weltstar. Doch seine Heimat ist Rheinland-Pfalz, genauer gesagt: Mayen. Mario Adorf hat am Sonntag Station in seiner Heimatstadt gemacht - und die Eröffnung der Burgfestspiele besucht. Der 93-jährige Schauspieler ist nicht nur Ehrenbürger der Stadt, in der er aufwuchs, sondern auch Pate des traditonsreichen Freiluftfestivals.

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SWR