Die aus bürgerlichen Verhältnissen stammende Jeanne Bécu, gespielt von Maïwenn, nutzt ihren Charme und ihre Intelligenz, um im Frankreich des 18. Jahrhunderts ganz nach oben zu kommen. Irgendwann erregt sie dabei sogar das Interesse von König Louis XV., gespielt von Johnny Depp. Dem gelingt in dem Kostümfilm der französischen Schauspielerin und Regisseurin Maïwenn das Leinwand-Comeback.
Hofmohr der königlichen Favoritin
Wenn ein Kind kurz weint, dann kann das ein trefflicher, besonders schöner Filmmoment sein. In „Jeanne du Barry" bekommt die Titelfigur vom König ein Geschenk. Das große Paket öffnet sich, daraus erhebt sich ein schwarzer Junge von etwa sechs Jahren.
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Er wird der Hofmohr der königlichen Favoritin werden, und später – aber das ist nicht mehr im Film – wird er sie verraten und an die Guillotine ausliefern. Eine herausragende Szene in einem durchschnittlichen Film.
Vereinzelte tolle Kino-Momente
Libertinage, Neugier, Anmut - dieser Film setzt die richtigen Zeichen. Er zeigt das menschliche Leben nüchtern und kühl, sozusagen anti-idealistisch: Als ein Leben, in dem es um Geld geht, um Macht und Karriere.
Es gibt Parallelen zu größeren Vorbildern: Man denkt an Stanley Kubricks „Barry Lyndon" und natürlich auch an „Marie Antoinette" von Sofia Coppola. Dies ist ein anständiger Film, mehr nicht. Aber er besitzt sehr viele einzelne schöne Details, szenische Edelsteine, die für sich genommen tolle Kino-Momente sind.
„Le Bien Aimee"- vielgeliebter Ludwig XV.
Dies ist auch ein Film voller Ironie, der in seinen besten Momenten unserer Gegenwart einen sehr scharfen, sehr fremden Spiegel vorhält: Radikales Formbewusstsein gegen die Formlosigkeit vieler heutiger Verhältnisse; Genuss gegen Puritanismus; Großzügigkeit und Menschlichkeit gegen Kleingeistigkeit und Cancel-Lust unserer Gegenwart.
„Le Bien Aimee", den „Vielgeliebten" nannte man Ludwig XV. doppelsinnig: Ein Lebemann, ein König, der sehr viele Mätressen hatte, der die Libertinage gefeiert hat, und über dessen Regime die Menschen, jedenfalls die der sogenannten besseren Kreise, damals sagten, dass es sich um eine der glücklichsten Epochen der Menschheitsgeschichte gehandelt habe.
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Gelungenes Leinwand-Comeback für Johnny Depp
Johnny Depp spielt diesen König. Und dies ist tatsächlich der Film von Johnny Depp: Es gibt ein paar Momente in denen er richtig aus dem Vollen schöpft, in denen sich witzige Kontraste und Parallelen zwischen der Schauspieler-Persona und der Rolle ergeben.
Hier sieht man eben auch einen Filmstar, der sich lustig macht über den Star-Betrieb und den Filmbetrieb, der bekanntlich auch viele höfische Seiten zeigt.
Die Frau hinter dem Film Gräfin und Edelhure? Jeanne du Barry, die letzte große Mätresse Frankreichs
Mit Filmen über Frauen im Schatten großer Staatsmänner lassen sich ganze Archive füllen. Eine der berühmtesten unter ihnen war Jeanne Bécu, Gräfin du Barry. Ihr hat die französische Regisseurin und Schauspielerin Maïwenn eine neue Filmbiografie gewidmet. Eine junge Frau aus einfachsten Verhältnissen wird die Favoritin des Königs und ist Marie Antoinette, der Frau des Thronfolgers, ein Dorn im Auge.
Inszenierung ist das große Thema dieses Films
Alles in diesem Film ist Form, alles ist nur Theater, nur Performance. Es geht unentwegt auch auf der Leinwand um Inszenierung und alles ist große Inszenierung: Versailles selbst, der Auftritt des Königs und seiner Mätressen dort und der diversen verschiedenen Figuren bei Hofe.
Aber auch der Film selbst mit einer Regisseurin, die auch noch die Hauptrolle spielt und das zu eitel, und oft etwas überfordert.
Wenn nicht eine Frau den Film inszeniert hätte, dann würde man von einer Männerphantasie sprechen: Denn die Heldin ist eine Frau, die ihren Körper und ihren Geist verkauft, die alles einsetzt, um aufzusteigen, und die damit aber überhaupt kein Problem hat. Die Männerphantasie wird zu einer Frauenphantasie.
Trailer „Jeanne du Barry“ von Maïwenn, ab 24.8. im Kino
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