Gespräch

Vergewaltigung oder nicht? Drehbuchautorin Julia Penner über ihre ARD Serie „37 Sekunden“

Stand
Interview
Daniel Stender

Nein heißt nein, das gilt im Sexualstrafrecht. Aber nein sagen und damit respektiert zu werden, ist schwer. Das wissen wir seit #metoo und das zeigt eindrücklich die neue ARD-Serie „37 Sekunden" von Autorin Julia Penner: Nach der Affäre mit dem Rockmusiker Carsten beschuldigt Nachwuchssängerin Leonie ihn der Vergewaltigung.

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Vergewaltigung oder nicht?

War es eine Vergewaltigung oder war es einvernehmlicher Sex? Das können nur der bekannte Rockmusiker Carsten und die Nachwuchssängerin Leonie beantworten. Die beiden hatten eine Affäre, doch nach der Trennung beschuldigt Leonie ihn, ihr Gewalt angetan zu haben. Unterstützung erfährt sie dabei nicht einmal von ihrer besten Freundin, denn die ist Carstens Tochter und die Familie droht an den Vorwürfen zu zerbrechen.

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Der Rockmusiker Carsten (Jens Albinus) bereitet sich auf eine Comeback-Tour vor. Bild in Detailansicht öffnen
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Bei seiner Geburtstagsfeier, die seine frisch verheiratete Tochter Clara (Emily Cox) und seine zweite Ehefrau Maren für ihn ausrichten, taucht ein unerwarteter Gast auf. Bild in Detailansicht öffnen
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Die 32-jährige Sängerin Leonie (Paula Kober), Claras beste Freundin, hatte, was niemand weiß, eine leidenschaftliche Affäre mit dem Mittfünfziger, dessen poetisch-politische Musik sie seit Kindertagen liebt. Bild in Detailansicht öffnen
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Obwohl Carsten und Leonie wissen, dass es vorbei ist, kommen sie sich mit aufgeladener Leidenschaft noch einmal nahe. Leonie möchte aber keinen Sex, doch Carsten übergeht ihr aus seiner Sicht nicht eindeutiges „Nein“. Leonie schildert ihrer Freundin Clara das verstörende Erlebnis – ohne Namen oder Ort zu nennen. Für die Anwältin Clara ist es eine klare Vergewaltigung. Bild in Detailansicht öffnen
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Kaum erfährt Clara, dass es sich um ihren Vater handelt, ändert sie ihre Meinung komplett. Als der Fall zur Anzeige kommt, beginnt eine erbitterte Auseinandersetzung. Bild in Detailansicht öffnen
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Während Carstens Verteidiger Leonie zu diskreditieren versucht, muss sie darum kämpfen, ihrer Wahrnehmung zu glauben – und sich nicht erneut als Opfer zu fühlen. Bild in Detailansicht öffnen
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„Die MeToo-Bewegung setzte 2017 ein deutliches Zeichen gegen die herrschenden Machtverhältnisse zwischen Mann und Frau, auch in der Arbeitswelt. Und mittlerweile sollte die Gleichberechtigung nicht nur eine Möglichkeit, sondern Standard sein.“ (Jens Albinus über seine Rolle als Carsten Andersen Bild in Detailansicht öffnen
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„Die MeTooBewegung ist in Bewegung, so sagt es wohl der Name. Also alle mal schön beweglich bleiben, strecht euch, Leute!“ (Paula Kober über ihre Rolle als Leonie Novak) Bild in Detailansicht öffnen

Serie versteht sich als Kommentar zur #metoo-Bewegung

Drehbuchautorin Julia Penner sieht ihre Serie ausdrücklich als Kommentar zur #metoo-Bewegung und den Debatten rund um das Sexualstrafrecht. „Was wir in der Serie versucht haben, ist, dass wir lernen über Intimität zu kommunizieren. Nein zu sagen, zumal in einer Beziehung, ist so schwer."

Deshalb gehe es ihr mit „37 Sekunden" auch darum, das Gespräch über Konsens und sexuelle Gewalt anzuregen, betont Penner. „Ich will keine Antworten liefern, sondern Perspektiven aufzeigen. Wie fühlt sich so etwas wirklich an?"

„Sex mit Konsens ist toll“

In erster Linie gehe es ihr um das Familiendrama, sagt die Autorin. Und darum, trotz des Themas eine unterhaltsame und sinnliche Serie zu schaffen. „Dieses ganze Gerede, dass man jetzt gar nichts mehr dürfe und alles so prüde sei, ist Bullshit. Denn natürlich kann Sex toll sein und Konsens sexy."

„37 Sekunden“ in der ARD Mediathek

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