Das Gesicht des französischen Films
Es ist eine Ehre, die nur wenigen Französinnen zuteil wird: Seit 1970 wird die Büste der Marianne, Symbolfigur der französischen Republik, berühmten Frauen nachempfunden. 1985 trägt sie die Gesichtszüge von Catherine Deneuve. Die blonde Schauspielerin ist auf dem Zenit ihres Erfolges, sie ist nicht nur das internationale Gesicht des französischen Films, sie ist nun auch das Gesicht von Frankreich selbst.
Die Filme der Catherine Deneuve: Eine Karriere in Bildern
Geboren wird Catherine Deneuve am 22. Oktober 1943, als Tochter eines Pariser Schauspieler-Ehepaars. Schon früh tritt sie in die Fußstapfen der Eltern: Mit 14 Jahren spielt sie in André Hunebelles „Les CollégIennes“ („Die Mittelschülerinnen“) ein Schulmädchen.
Der große Nouvelle-Vague-Regisseur Roger Vadim besetzt die 20-Jährige als tugendhafte Justine in seinem Film „Laster und Tugend“. Auch hinter der Kamera knistert es: Deneuve wird Mutter eines gemeinsamen Sohnes, mit ihrem späteren Lebensgefährten Marcello Mastroianni hat sie neun Jahre später eine Tochter.
Ruhm durch Musikfilme, Nachruhm durch kontroverse Dramen
Große Regisseure objektivieren die schöne Blondine, doch Deneuve weigert sich, einfach nur Objekt zu bleiben. Der Durchbruch gelingt dank Jacques Demy. Er besetzt sie 1964 in seinem für mehrere Oscars nominierten Film „Die Regenschirme von Cherbourg“ und 1967 in „Die Mädchen von Rochefort“.
Statt simpler Unterhaltung sucht Deneuve die schauspielerische Herausforderung und scheut dabei auch nicht die Provokation. Roman Polanski besetzt sie als schizophrene Mörderin und unter der Regie von Luis Buñuel spielt sie in „Belle de Jour – Schöne des Tages“ eine unbefriedigte Arztgattin, die sich ihren sexuellen Kick als Teilzeit-Prosituierte holt.
François Truffaut schreibt ihr schließlich eine ihrer größten Rollen auf dem Leib. Er möchte sie in einer leitenden Rolle sehen. In „Die letzte Metro“ spielt die Deneuve eine Theaterintendantin im Paris der Nazi-Okkupation, die für den Erhalt ihres Theaters, die Résistance und ihren versteckten jüdischen Ehemann kämpft.
Auch mit 80 Jahren noch mit Leidenschaft vor der Kamera
Im realen Leben hat Deneuve nur selten ihr Publikum gegen sich. Eine unrühmliche Ausnahme bleibt ein offener Brief für die „Freiheit der Belästigung“, den sie zu Beginn der #MeToo-Bewegung unterzeichnet. Später entschuldigt sie sich bei den Opfern sexueller Gewalt, die sie für ihre Haltung scharf kritisieren.
Ihrem Ruhm schadet der Brief nicht. Auch heute, im Alter von 80 Jahren, steht Catherine Deneuve unermüdlich vor der Kamera. In ihrem neuesten Film „Bernadette“ spielt sie die französische Präsidentengattin Bernadette Chirac auf der Suche nach einem öffentlichkeitswirksamen Image. An Ruhestand denkt Catherine Deneuve noch lange nicht.