"Prost, Onkel Erich!" heißt diese Kästner-Revue im "Babylon Berlin"-Stil. Walter Sittler erzählt die Lebensgeschichte von Erich Kästner, Lea-Marie Sittler übernimmt die Rolle einer Barsängerin. Gemeinsam mit dem Ensemble "Die Sextanten" erzählt das Stück das Leben des großen Autors und politischen Satirikers. Die Hommage spielt schwerpunktmäßig in der flirrenden Atmosphäre der 20er- und 30er-Jahre.
Die Sittlers & die Sextanten: So geht Kästner auf der Bühne
Vater und Tochter Sittler erstmals gemeinsam auf der Bühne: "Herausforderung? Eher Vergnügen!" sagen beide lachend. Er einer der populärsten deutschsprachigen Bühnen- und TV-Darsteller, sie eine gefragte Singer-Songwriterin, die Gesang und Musik studiert hat und in Skandinavien lebt.
Ihre Art zu singen streichelt die Seele.
Die Songs für die Kästner-Revue wurden extra für das Stück geschrieben, im Stil der 20er Jahre. Ein Heimspiel für die Sängerin? Durchaus, aber die Texte und Dialoge im Stück zu sprechen, sei eine große Herausforderung, sagt Lea-Marie Sittler.
Walter Sittler: aus "Versehen" Schauspieler geworden
Sein Traum vom Medizinstudium scheiterte am Abitur – obwohl Sittler gut vorbeitet war, bereits in Krankenhäusern gearbeitet hatte. An die Schauspielschule kam er auf Einladung ("ich hatte wirklich keine Ahnung, Null!") und stellte dann fest:
[Schauspielerei] Das ist ja schöner als alles andere.
Erstes Schauspiel-Engagement in Mannheim
Die schauspielerischen Fähigkeiten von Walter Sittler am Theater in Mannheim überzeugten, es folgte eine 15-jährige, enge Zusammenarbeit mit dem dortigen Intendanten. Später dann kamen die Fernsehserien, die ihn einem ganz breiten Publikum bekannt machten, wie "Nikola" und "Girlfriends".
Seine Tochter hat sein Faible für die Bühne wohl geerbt, allerdings eher in musikalischer Hinsicht.
Das erste Mal auf der Bühne mit meinen eigenen Liedern, das war verrückt. Ich hatte das Gefühl, das wollte ich schon immer machen.
Seit ihrer Jugend spielt sie Klavier, Gitarre, Saxophon und singt. Jetzt also zusammen mit dem Vater ein Bühnenprogramm mit Texten von und über einen Schriftsteller, der sie seit ihrer Kindheit begleitet hat.
Kindheit mit "Emil und die Detektive" und "Pünktchen und Anton"
Lea-Marie Sittler erinnert sich noch gut an diese beiden Kinderbuchklassiker. Ein Roman von Erich Kästner hat sie allerdings nachhaltig beeindruckt: "Fabian". Ein wunderbares literarisches Erlebnis sei das gewesen, sagt sie.
Der Roman ist Teil der Weltliteratur. Es gibt jetzt wieder die Originalausgabe. In der ursprünglichen Ausgabe hat der Verleger Sachen, die zu explizit waren, herausgestrichen. Man sollte also unbedingt "Ein Gang vor die Hunde" lesen und nicht das Buch aus der Bücherei.
Erich Kästner: Faszination und Kritik am Schriftsteller
Walter Sittler muss nicht lange überlegen, was ihn an Erich Kästner so begeistert – die genaue Beobachtungsgabe, sein ernormer Sprachwitz und dessen absolute Ablehnung, das Gegenüber zu einer bestimmten Meinung zu überreden.
Dass Kästner während des Naziregimes in Deutschland geblieben ist, ist Lea-Marie und Walter Sittler bewusst. Auch die Kritik daran, dass er in dieser Zeit Drehbücher wie z.B. für "Münchhausen" mit Hans Albers verfasst und öffentlich nie offensiv gegen die Nazis opponiert hat. Er habe beobachtet und in seinen Schriften opponiert, sagt Walter Sittler – und wohl auch deshalb überlebt.
Er war einer der wenigen, die dabei waren, als seine Bücher verbrannt wurden. Er hat auch gesehen, wie Studenten Bücher wieder aus dem Feuer geholt haben, weil sie sie behalten wollten.