Musiker, Schauspieler, Autor und "Supershow"-Talker

Rocko Schamoni: Scheitern und Selbstfindung als des "Pudels Kern"

Stand
Moderator/in
Nicole Köster
Moderatorin Nicole Köster aus dem SWR1 Team moderiert täglich ausßer samstags zwischen 10 und 12 Uhr die Sendung SWR1 Leute

Rocko Schamoni nimmt uns in SWR1 Leute mit in die 80er und 90er, zu den Toten Hosen, Bela B., Peter Maffay, Helge Schneider und in den legendären Hamburger Pudelclub.

Milli Vanilli, Sidney Youngblood, die Bravo und Rocko Schamoni

Rocko Schamoni ist eine künstlerische Wundertüte. Als Teenager ging er von Lütjenburg in die Großstadt Hamburg, um seine musikalischen Idole zu feiern. Und plötzlich findet er sich selbst in dieser Szene wieder: Als King Rocko, der als Teeniestar aufgebaut werden soll.

Es war schon sehr absurd, zur Bravo-Party nach München eingeladen zu werden. Milli Vanilli saßen am Tisch nebenan, der Sänger von Frankie Goes To Hollywood war auch da, Sidney Youngblood – alles, was damals in den Top 10 war, war vertreten. Und ich stand daneben, völlig fehl am Platze.

Damals habe er sofort begriffen: Keiner kennt ihn, keiner will ihn kennenlernen. "Wer bin ich schon? Das war ein denkwürdiger Moment!".

Hoffnungsvolle Begegnung mit Peter Maffay

"Den muss ich kennenlernen, vielleicht ergibt sich daraus was" war Rocko Schamonis erster Gedanke, als er Peter Maffay Mitte der 80er während der Dreharbeiten zum Actionfilm "Der Joker" in Hamburg begegnete.

Ich habe ihm meine erste Single vorgespielt und dann hat er sich auf ein langes Gespräch mit mir eingelassen und hat mich sogar eingeladen zu sich an den Starnberger See – in sein Studio, wir könnten ja daran nochmal weiter arbeiten. Und da hab' ich gedacht: 'Jetzt hast Du’s geschafft!'.

Aber nur 10 Minuten später sei der Traum schon wieder zerplatzt, erzählt Rocko Schamoni. Maffays Bodyguard habe ihn beiseite genommen und ihm geraten, gar nicht erst an den Starnberger See zu kommen: "Dann muss ich Dich wieder wegschicken, das hab' ich schon mit vielen anderen machen müssen."

Aus 750.000 Mark von der Plattenfirma werden Parkbänke

Gut in Erinnerung ist Rocko Schamoni bis heute auch der Ausdruck "Null-Fünf-Status". Das war der Plattenfirma-interne Begriff "zur Vernichtung freigegeben". 750.000 Mark investierte die Plattenfirma Polydor damals in ihn und seine ersten beiden Platten.

Die sagen: 'Du bist der Größte, das ist unglaublich, was Du machst!' und man glaubt dieser Hysterie. Aber wenn man dann merkt, dass die Verkäufe nicht so sind, wie erwartet, dann lassen die einen sofort auch wieder fallen. [...] Dann habe ich herausgefunden, dass alles, was ich produziert habe für dieses teure Geld, eingestampft worden ist. Das hieß damals 'Null-Fünf-Status': Die Polydor hat ihre 750.000 Mark geschreddert und daraus wurden Parkbänke gemacht – das ist die Realität hinter all diesen heißen Versprechungen.

"King Rocko": Teeniestar oder doch lieber Post-Punk?

All diese Geschichte mit und rund um Rocko Schamoni, das Ende der 80er und der Beginn der 90er Jahre zwischen Berlin und Hamburg, finden sich in seinem Buch "Pudels Kern". Er erzählt, wie er mit den Toten Hosen und Bela B. versackte, wie der legendäre Hamburger Pudelclub entstand und dann wieder verschwand und wie er eine andere künstlerische Wundertüte namens Helge Schneider kennenlernte.

Rocko Schamoni - Das bin nicht ich (Official Video)

In "Pudels Kern" öffnet Rocko Schamoni aber auch einen Blick in sein Seelenleben - zwischen Selbsthass, künstlerischem Zweifel und Selbstfindung. Das Motto: Vorlesen, spielen, singen und "salbadern" – ein schönes, altmodisches Wort, wie er selbst sagt. Und was würde er heute rückblickend zum jungen Rocko Schamoni sagen?

Ich weiß nicht, ob ich mich heute selber warnen würde und sagen: 'Geh' da nicht hin, das ist eh alles Quatsch und die verarschen Dich da nur'. [...] Interessanter ist, finde ich, festzustellen, welchen Weg man gehen musste: Es war nichts anderes drin. Ich hab's ausprobiert und bin daran gescheitert. [...] Aber jetzt geht’s mir gut und ich kann davon leben, dass ich davon berichte.

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