Inkontinenz und Co.: Tabu-Themen in den Wechseljahren
Michaela Bossart möchte die Beschwerden von Patientinnen in den Wechseljahren aus der Tabu-Zone holen. Sie sagt, Frauen sollten viel mehr über ihre Beschwerden und Sorgen sprechen. Ein Thema, das viel mehr betreffe, als viele annehmen, ist beispielsweise Inkontinenz.
Gynäkologin Dr. Sheila de Liz | 15.9.2020 Der weibliche Körper ohne Tabus
Spricht und schreibt ohne Tabus über den weiblichen Körper | SWR1 Leute
Frauen suchen häufig erst spät Hilfe
Harninkontinenz, Schwindelgefühle, Wechseljahresbeschwerden und Zysten, es gibt zahlreiche Erkrankungen, die mit hohem Leidensdruck für die Patientinnen verbunden sind. Dennoch suchen viele Frauen oft erst spät Hilfe auf.
Wer Beschwerden hat, soll bei Frauenärzt:innen aktiv Hilfe einfordern, sagt Michaela Bossart. Die eigene Recherche im Internet kann zwar hilfreich sein, allerdings kursieren dort auch viele Falschinformationen.
Das kann gegen Beschwerden in den Wechseljahren helfen
Generell sind eine gesunde Ernährung und Sport wichtig für Frauen in den Wechseljahren. Wer unter Inkontinenz leidet, sollte zunächst versuchen die Beschwerden durch Beckenbodentraining zu reduzieren bevor Medikamente oder Operationen in Betracht gezogen werden. Für das Training gibt es beispielsweise Apps von Krankenkassen, aber auch Physiotherapeut:innen und Hebammen können helfen.
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Inkontinenz kann eine Folge eines geschwächten Beckenbodens sein. Gezieltes, eigenständiges Training fällt vielen schwer. Neue Gadgets sollen helfen.
Gesunden Frauen kann auch eine Hormontherapie helfen, da mit der Zeit vom Körper weniger Hormone produziert werden. Deshalb werden die beiden Hormone Östrogen und Gestagen zugeführt. Diese Kombination soll Nebenwirkungen reduzieren, allerdings können trotzdem beispielsweise Kopfschmerzen, Wassereinlagerungen oder Antriebslosigkeit vorkommen.
Für Krebspatientinnen ist die Hormontherapie nicht geeignet. Die Hormone würden den Krebs nähren. Auch bei Patientinnen, die bereits einen Schlaganfall oder eine Thrombose hatten, kommt die Hormontherapie nicht zum Einsatz. Im Allgemeinen sind die Therapien je nach Beschwerden in den Wechseljahren sehr individuell. Deshalb sollten immer Frauenärzt:innen aufgesucht werden.