Astronaut Ulf Merbold: so lang und oft im All wie kein anderer Deutscher

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Moderator/in
Nicole Köster
Moderatorin Nicole Köster aus dem SWR1 Team moderiert täglich ausßer samstags zwischen 10 und 12 Uhr die Sendung SWR1 Leute

Der ehemalige Astronaut und Physiker Ulf Merbold war als einziger Deutscher dreimal im All. Das hat er dort erlebt.

Voraus geht ja der Countdown - die letzten 2 Stunden liegt man dann im Raumschiff […] und hat viel Muße, sich noch einmal Gedanken zu machen über die eigene Situation. […] Aber in dem Moment, wo die Triebwerke dann anlaufen und aus der statischen Situation plötzlich die Dynamik kommt, da habe ich immer gedacht, das gibt’s gar nicht, das ist ja unglaublich.

Ulf Merbold ist ein ESA-Astronaut der ersten Stunde, fünf Jahre nach Sigmund Jähn war er der zweite Deutsche im All. Der Physiker und Raumfahrer wurde durch die NASA-Space-Shuttle-Mission "Columbia" 1983 zu einem der populärsten deutschen Wissenschaftler, nahm 1992 an seiner zweiten Weltraum-Mission "Discovery" teil.

Während seiner zwei Shuttle-Flüge umrundete er 295 Mal die Erde und hatte als Wissenschaftler und Ausbilder nachhaltigen Einfluss auf die Weltraumforschung.

Wir waren die ersten, die rund um die Uhr im Schichtbetrieb gearbeitet haben. Für mich war die Armbanduhr entscheidend, denn das ging rund um die Uhr und dort oben gibt’s auch keine Tageszeit. Wenn man in einer Erdumlaufbahn von 300/400 Kilometern [Höhe] die Erde umrundet , [dauert] eine Runde 90 min. In der Zeit geht die Sonne mal auf und wieder unter und insofern kann man sowieso nicht sagen: "wenn die Sonne aufgeht, dann fange ich an zu arbeiten". Mein Zeittreiber war die Armbanduhr.

Wie oft war Ulf Merbold im All?

1994 startete er zu seiner dritten Weltraum-Mission und absolvierte als erster ESA-Astronaut auf der russischen Raumstation MIR den bis dahin längsten Aufenthalt eines Westeuropäers im All. Für seine Verdienste wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Sowohl ein Asteroid als auch eine Schule wurden nach dem in Stuttgart lebenden Astronaut benannt. Wie blickt Ulf Merbold auf die Forschung und Raumfahrt zurück und nach vorne? Werden wir irgendwann "da draußen / da oben" leben?

Da oben leben, das kann ich mir nicht vorstellen [...] Wir müssen alles dafür tun, diesen wundervollen Planeten Erde bewohnbar zu erhalten und ihn intakt den Ungeborenen zu hinterlassen. Denn stellen sie sich vor, sie könnten zum Mars fliegen und da oben bleiben. Das ist eine Welt ohne Pflanzen, ohne Musik, ohne spielende Kinder. Sie müssten sich immer nur mit einem Raumanzug bewegen. Unterm Strich gesehen ist meine Philosophie: die Lebensqualität auf der Erde ist so grandios im Vergleich zu einem Leben in so einer technischen Welt.

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