"Ich dachte, dass ich mindestens so gut sein muss wie die Männer ..."
Dagmar Berghoff kann sich nur zu gut an die Zeit erinnern, als sich der damalige Chefsprecher der Tagesschau, Karl-Heinz-Köpcke, bei ihrer ersten Tagesschau-Ausgabe 1976 hinter sie stellte, weil er Angst hatte, sie würde beim Verlesen einer schlechten Nachricht zusammenbrechen. Die "Hörzu" wollte ihr damals zu ihrem Antritt der Tagesschau die "Goldene Kamera" verleihen, nur weil sie eine Frau war. Dagmar Berghoff lehnte ab und nahm die Ehrung erst an, als sie glaubte, diese durch ihre Arbeit verdient zu haben.
Private Tragödie
Über 10.000 Mal sprach Berghoff die Tagesschau, bis sie Ende 1999 mit 56 Jahren aufhörte, um mehr Zeit mit ihrem geliebten Mann zu verbringen. Die Tragik: Er erkrankte kurz darauf an Bauchspeicheldrüsenkrebs und verstarb. Sie dachte an Selbstmord, machte eine Therapie und schaffte den Weg zurück ins Leben.
Aus eigener Kraft nach oben
Dagmar Berghoffs Kindheit war hart: Ihre Mutter lehnte sie ab, schenkte ihr von Geburt an keine Liebe. Als Dagmar Berghoff sieben war, beging die Mutter Suizid, der Vater hatte kaum Zeit für das Kind. Erst als er wieder heiratete und sie sich mit ihrer neuen Stiefmutter blendend verstand, wurde ihr Leben besser. Nach dem Abitur ging sie als Au-Pair nach London, lernte Sprachen, putzte und spülte Geschirr in einem Restaurant, um sich den Besuch einer Schauspielschule leisten zu können. Später war sie nicht nur Sprecherin der "Tagesschau", sondern moderierte das "ARD-Wunschkonzert", diverse Talkshows und die Auswanderersendung "Heimat in der Ferne". Sie hat zahlreiche Preise erhalten. Mit Tagesschau-Sprecher Constantin Schreiber hat sie zusammen das Buch "Guten Abend, meine Damen und Herren" veröffentlicht.