Erinnerungslücken
Bonnie Leben war 13, als sie zu ihrem Hausarzt ging und ihn fragte, ob sie vielleicht dement sein könnte. Denn immer wieder traf sie Personen, die behaupteten, sie zu kennen – und sie selbst konnte sich nicht daran erinnern. In ihrem Schulheft tauchten andere Schriften auf, die sie sich nicht erklären konnte. Sie fand sich an Orten wieder und wusste nicht, wie sie dort hingekommen war. Ihr Leben bestand aus Erinnerungslücken.
Folgen eines Traumas
Mit 18 bekam sie dann die Diagnose: DIS, Dissoziative Identitätsstörung. Ausgelöst wird das Ganze durch ein schweres Trauma bei kleinen Kindern unter fünf Jahren – bevor sich das "Ich" richtig ausgebildet hat. "Heilbar" ist das nicht. Bonnie Leben musste sich dem als Kind erlebten Trauma stellen und lernen, mit den ganzen Personen in ihrem Körper zu leben und damit, dass immer nur eine Person "vorne" ist, also das Leben nach außen hin lebt. Je nachdem welche Person vorne ist, braucht sie eine unterschiedliche Brille – denn die Personen unterscheiden sich auch in Dingen wie Sehstärke, Blutdruck oder darin, wie sie Medikamente vertragen.
Leben als Viele
Jede Bonnie hat einen eigenen Namen, manche haben auch nur eine Zahl als Namen. Was alle "Bonnies" eint: Sie malen gerne – wenn natürlich auch in verschiedenen Stilrichtungen. Bonnie Leben hat eine Ausbildung als Rettungssanitäterin und als Kunsttherapeutin gemacht und arbeitet heute als freischaffende Künstlerin. Sie ist verheiratet mit Maike Mertens, Heilpraktikerin mit einer Praxis für Traumatherapie.